Der Zweihandprüfer

Ein psychotechnisches Gerät zur Prüfung der manuellen Geschicklichkeit

Schaufenster zum Forschungsarchiv Nr. 36

Foto: FernUniversität

Die Psychotechnik hat eine Vielzahl von Geräten hervorgebracht, die zur Diagnose der Eignung für bestimmte Tätigkeiten und Berufe geeignet sein sollten. Oft waren die Ideen für diese Geräte aus der beruflichen Praxis entlehnt, was ihnen eine augenscheinliche Gültigkeit verlieh. So ist es auch bei dem viel verwendeten Zweihandprüfer, der in seiner Konstruktion der Drehbank entsprach.

Über einem Grundgerüst ist ein Kreuzsupport angebracht. Eine Platte wird durch zwei Kurbeln in der x- und z-Achse der Ebene bewegt. Über der Platte ist in einer Halterung ein auswechselbarer Bleistift eingesetzt. Ein Aufgabenblatt mit vorgegebener Zeichnung kann aufgespannt werden. Aufgabe des Probanden ist es, die Kurbeln so zu bewegen, dass der Stift der Zeichnung folgt. Der Proband muss so schnell, genau und sauber wie möglich arbeiten.

Der Zweihandprüfer wurde Mitte der Zwanzigerjahre entwickelt. Er wurde zur Eignung in der Industrie, im Handwerk und für alle Berufsgruppen, die an Maschinen arbeiten, eingesetzt. Der spezifische Zweck war der Test der beidhändigen Koordination.

Besonders schwierig war diese Koordination beim Zeichnen von Kurven. Mögliche Faktoren für interpersonelle Leistungsunterschiede können Erfahrung, Alter, Stimmung (z.B. Aufregung) sein (Baumgarten, 1928, S. 379). In einer empirischen Untersuchung für seine Dissertation untersuchte Wilhelm Flesch (1937) mithilfe des Zweihandprüfers unter anderem die Verbindung von manueller Geschicklichkeit zu Intelligenz, Charakter und Temperament. Ihn interessierten aber auch Äußerungen der Probanden bei der Durchführung des Tests. Eine Frage war für Flesch, ob Vorerfahrungen, z.B. mit der Arbeit an einer Drehbank, Auswirkungen auf die Leistung hatten. Dies schien kaum der Fall zu sein.

Das hier gezeigte Gerät aus dem Bestand des Psychologiegeschichtlichen Forschungsarchivs wurde von der Firma Zimmermann, Leipzig, hergestellt.

Die Maße: Höhe = 19 cm, Breite = 36 cm, Länge = 30,5 cm; Gewicht: 7,0 kg.

Das Gerät stammt aus dem Bestand des Psychotechnischen Instituts, Wien.


Baumgarten, F. (1928). Die Berufseignungsprüfungen. Theorie und Praxis. München: Oldenbourg.

Flesch, W. (1937). Übungsversuche am Zweihandprüfer. Dissertation. Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Würzburg: Buchdruckerei Richard Mayr.

M.B. / H.E.L.

Gerhard Tübben | 08.04.2024