Kennen Sie schon … das Blitzexposé?

Um einen Text zielführend zu planen, bietet es sich an, eine kurze Projektskizze in Form eines Exposés[i] zu verfassen. Eine solche schriftlich ausgearbeitete Planung des Schreibprojekts bietet einige Vorzüge gegenüber der reinen Im-Kopf-Ausarbeitung: Sie kann als Grundlage eines Gesprächs über den Text genutzt werden, um etwa die Machbarkeit des Vorhabens abzuklären oder die Gliederung zu besprechen. Der/dem Verfasser*in selbst kann sie Anknüpfungspunkte für den roten Faden bieten und als Erinnerungsstütze im Projektverlauf dienen: Was war noch gleich meine Ausgangsfrage? Welche Herangehensweise hatte ich mir überlegt? Darüber hinaus ist ein Exposé immer auch nützlich, um frühzeitig mögliche Knackpunkte oder Schwachstellen eines Schreibprojekts zu identifizieren.[ii]

Nun mag es abschreckend wirken, neben dem eigentlichen Haupttext, den man womöglich bereits vor Augen hat, nun noch über einen weiteren Text nachdenken zu müssen. In diesem Fall hilft eine kleine und doch effektive Schreibübung weiter, die nicht allzu viel Zeit in Anspruch nimmt und entsprechend leicht in den Studien- oder Arbeitsalltag integriert werden kann: das Verfassen eines sog. Blitzexposés[iii]. In dieser Übung werden die ersten Parameter eines Textes reflektiert, indem die Ausgangspunkte und auch die Zielsetzung des Projekts abgesteckt werden. Doch wie funktioniert das genau?

Anleitung

Im Rahmen der folgenden Schreibübung verfassen Sie spontan einen kurzen Text, möglichst zügig und in ganzen Sätzen. Da Sie nur für sich selbst schreiben, kommt es (ausnahmsweise) auf sprachliche Korrektheit oder stilistisch gelungene Formulierungen nicht an. Vielmehr geht es darum, verschiedene Leitfragen (s.u.) assoziativ zu reflektieren und Ihre Antworten schriftlich zu fixieren.

Die Übung kann, je nach Vorliebe, entweder handschriftlich oder am Computer durchgeführt werden. Achten Sie aber darauf, dass Sie Ihr Schreibmedium hin und wieder wechseln: Wenn Sie sonst nur mit Ihrer Tastatur arbeiten, nehmen Sie doch das Verfassen des Blitzexposés zum Anlass, auch mal zu Stift und Papier zu greifen und so für ein wenig Abwechslung im Schreiballtag zu sorgen.

Der vorgesehene Zeitrahmen der Übung beläuft sich auf 20 Minuten; setzen Sie sich also am besten einen Timer – und fangen Sie an zu schreiben. Schreiben Sie Ihren Text möglichst in einem Rutsch, ohne den Stift vom Papier zu nehmen oder Ihre Formulierungen zu bewerten. Beantworten Sie dabei die folgenden Leitfragen. Können Sie eine der Fragen nicht beantworten, überlegen Sie sich ggf. eine alternative Frage:

  • Wie lautet das Thema Ihrer Arbeit? Womit beschäftigen Sie sich?
  • Wie lautet Ihre Fragestellung? Was möchten Sie herausfinden oder zeigen?
  • Welche Aspekte sind dabei besonders interessant/relevant? An welches fachliche Problem schließen Sie an?
  • Welches Ziel verfolgen Sie dabei? Was möchten Sie mit Ihrem Text erreichen?
  • Welche Daten, welche Materialien werden untersucht?
  • Wie gehen Sie vor? Welche Methoden setzen Sie ein – und warum?
  • Welche Hilfsmittel benötigen Sie?
  • Wie sieht Ihre zeitliche Planung aus? Haben Sie sich Etappenziele gesetzt? Gibt es eine Deadline?

Lesen Sie sich anschließend in aller Ruhe durch, was Sie geschrieben haben. Wenn Sie an der ein oder anderen Stelle noch unsicher waren oder keine Antwort finden konnten, wissen Sie nun, worüber Sie noch nachdenken sollten.

Der fertige Text kann als Reflexionshilfe für Ihr weiteres Vorgehen und die konkrete Vorbereitung eines Schreibprojekts genutzt werden. Darüber hinaus kann der spontan-assoziative Text weiter ausformuliert und so zur Grundlage für eine fruchtbare Diskussion Ihres Vorhabens werden.


[i] „Das Exposé (von lat. expositum: Darlegung) skizziert ein wissenschaftliches Vorhaben, damit andere seine Realisierungschancen und Finanzierungswürdigkeit einschätzen können.“ Leggewie, Claus/Mühlleitner, Elke (2007): Die akademische Hintertreppe. Kleines Lexikon des wissenschaftlichen Kommunizierens. Frankfurt, New York: Campus: S.103. Hervorhebung im Original.

[ii] Eine nähere Betrachtung der Textsorte Exposé mit hilfreichen Tipps zur Gestaltung findet sich in: Schindler, Kirsten (2011): Klausur, Protokoll, Essay. Kleine Texte optimal verfassen. Paderborn u.a.: Schöningh, S.129-145.

[iii] Die folgende Darstellung basiert auf: Frank, Andrea/Haacke, Stefanie/Lahm, Swantje (2013): Schlüsselkompetenzen. Schreiben in Studium und Beruf. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart, Weimar: Metzler, S.28-31. Sowie: Grieshammer, Ella et al. (2019): Zukunftsmodell Schreibberatung. Eine Anleitung zur Begleitung von Schreibenden im Studium. 4. unveränd. Auflage. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, S.184f.



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