Aktuelle Meldungen
Lecture Series - Thema „Plattform“
[13.03.2025]Die Lecture Series des Forschungsschwerpunktes digitale_kultur ist ein fortlaufendes Veranstaltungsformat, das dem öffentlichen Austausch über aktuelle digitalitätstheoretische Themen dient. Es setzt sich zusammen aus einem Vortrag von Wissenschaftler*innen aus dem FSP oder externen Gästen und einer anschließenden, moderierten Diskussion.
Die Veranstaltungen unserer Lecture Series werden in diesem Jahr durch ein übergeordnetes Thema verbunden. Mit verschiedenen Perspektiven auf das Thema „Plattform“ führen wir auf diese Weise die Diskussionen weiter, die wir im Rahmen unserer letzten Jahrestagung begonnen haben und die durch die jüngeren Ereignisse auf der technologiepolitischen Weltbühne inzwischen weiter an Aktualität gewonnen haben.
Webflyer (PDF 255 KB)
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- mit Jun.-Prof'in. Dr. Julia Eckel (Universität Paderborn)
- Ort: Zoom
- Moderation: Isabelle Sarther (FernUniversität in Hagen)
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- mit Dr. Torsten Roeder (Universität Würzburg)
- Ort: Zoom
- Moderation: Helmut Hofbauer (FernUniversität in Hagen)
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- mit Dr. Timo Kaerlein (Ruhr-Universität Bochum)
- Ort: Zoom
- Moderation: Dr. Johanna Seifert (FernUniversität in Hagen)
Abstract
Selten wurde Plattformpolitik so sichtbar verhandelt wie Anfang des Jahres 2025, als Donald Trump im Rahmen seiner Amtseinführung als US-Präsident per Dekret das einen Tag zuvor in Kraft getretene Verbot der Kurzvideo-Plattform TikTok für 75 Tage aussetzte. Hintergrund des im April 2024 vom US- Kongress verabschiedeten Gesetzes, das den chinesischen Mutterkonzern ByteDance zum Verkauf der Plattform an ein nicht-chinesisches Unternehmen zwingen würde, waren nationale Sicherheitsbedenken, die auch bereits in anderen Ländern weltweit zu einem vollständigen oder teilweisen TikTok-Verbot geführt hatten. Dennoch ist die Situation in den USA einzigartig, nicht nur wegen der großen Anzahl von TikTok-Nutzer*innen, sondern vor allem, weil Trump seine Aussetzung des Verbots massiv für eigene Zwecke im Rahmen einer protektionistischen Wirtschaftspolitik instrumentalisierte.
Der Vortrag wirft ein genaueres Licht auf die komplexen, teils widersprüchlichen Vorgänge im Januar 2025, als TikTok in den USA zunächst für 16 Stunden vollständig offline und im Anschluss zwar wieder nutzbar, aber weiterhin nicht in App Stores zum Download verfügbar war. Dabei interessiert vor allem die Frage, wie sich in diesem Fall geostrategische Zielsetzungen und mikro-koordinative Plattformpolitiken zueinander verhalten, d.h. auf welche Weise internationale Politik und Plattformregulierung (nicht) ineinandergreifen. Mit Hilfe von Ansätzen der Critical Interface Studies werden die variablen Formen von (Macht-)Relationen in Akteurs-Netzwerken in den Blick genommen, die Nutzer*innen, Regierungen und Plattformbetreiber*innen ebenso umfassen wie die material politics von Apps, APIs und Endgeräten.
Dr. Timo Kaerlein, ist Akademischer Rat am Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Er forscht und lehrt zur Geschichte, Theorie und Ästhetik von Interfaces, zu digitalen Nahkörpertechnologien und Sensormedien. Er ist Mitgründer der AG Interfaces in der Gesellschaft für Medienwissenschaft und arbeitet aktuell mit Jan Distelmeyer und Sabine Wirth an der Vorbereitung einer Ausgabe der Zeitschrift für Medienwissenschaft mit dem Thema „Interfaces | Plattformen“, die 2026 erscheinen wird.
Aktuelle Publikationen:
- Christoph Borbach, Timo Kaerlein, Robert Stock und Sabine Wirth (Hg.): Akustische Interfaces - Interdisziplinäre Perspektiven auf Schnittstellen von Technologien, Sounds und Menschen, Wiesbaden: Springer, 2025.
- „‘I am, in fact, a person.’ Vorder- und Hinterbühnen konversationeller KI“. In: Clara Kindler- Mathôt, Didem Leblebici, Giacomo Marinsalta, Till Rückwart, Anna Zaglyadnova (Hg.): Un/reale Interaktionsräume: Formen sozialer Ordnung im Spektrum medienspezifischer Interaktion. Bielefeld: transcript, 2025, S. 35-54.
- „Medientheoretische Aspekte von Mobilität und Wearables“. In: Christoph Ernst, Katerina Krtilova, Jens Schröter und Andreas Sudmann (Hg.): Handbuch Medientheorien im 21. Jahrhundert. Wiesbaden: Springer VS, 2024, https://doi.org/10.1007/978-3-658-38128-8_26- 1.
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- mit Lars Wiegold/Constantin Winkler (RadiGaMe)
- Ort: Zoom
- Moderation: Dr. Dennis Möbus (FernUniversität in Hagen)
Abstrakt
Digitale Spiele sind ein fester Bestandteil gesellschaftlicher Alltagskultur – auch in Deutschland, wo rund 60 % der Bevölkerung zumindest gelegentlich spielt. Die niedrigschwellige Zugänglichkeit über Smartphones sowie öffentlich verfügbare Plattformen und Spiele macht Gaming zu einem gesamtgesellschaftlichen Querschnittsthema. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass sich auch antidemokratische und extremistische Tendenzen in Gaming-Räumen beobachten lassen. Während explizit extremistische Spiele bereits seit den 1990er-Jahren bekannt sind, blieben Gaming- und gamingnahe Plattformen wie Roblox, Twitch oder ModDB lange Zeit unerforschte Räume im Hinblick auf ideologische Einflussnahmen.
Der Vortrag geht der Frage nach, ob und wie radikalisierte Kommunikation auf Gaming- und gamingnahen Plattformen stattfindet. Untersucht wird, inwiefern plattformspezifische Infrastrukturen, Modding-Potenziale und Nutzer*innenpraktiken extremistische Narrative begünstigen und verbreiten. Im Fokus stehen die ideologische Vielfalt, subtile wie explizite Ausdrucksformen sowie hybride Erscheinungsformen extremistischer Kommunikation. Abschließend reflektiert der Beitrag die explorative Methodik des Forschungsprojekts RadiGaMe und diskutiert die Herausforderungen, die mit der wissenschaftlichen Analyse solch dynamischer und infrastrukturell komplexer Räume einhergehen.
Lars Wiegold ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Referent für Wissenstransfer in den Projekten RadiGaMe und RADIS. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der Erforschung von radikalen und extremistischen Online-Milieus, insbesondere in digitalen Spiele-Communitys.
Constantin Winkler ist Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt RadiGaMe. Er forscht zu Antisemitismus und Radikalisierung in Communitys digitaler Spiele. Seine Schwerpunkte sind Antisemitismusforschung, Kultursoziologie und Kritische Theorie.
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- mit Dr. Almut Leh (FernUniversität in Hagen)/Dr. Cord Pagenstecher (Freie Universität Berlin)
- Ort: Zoom
- Moderation: Dr. Dennis Möbus (FernUniversität in Hagen)