Habilitationsprojekte
Auf dieser Seite stellen wir Ihnen die Habilitationsprojekte unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor.
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Dr. Florian Gregor
„Jeckes“ in transnationaler Perspektive. Deutsch-jüdische Identitäten in Diaspora, Exil und Migration (1920-1970)
Ausgehend von den Organisationen Hitachdut Olej Germania we Austria und Alija Chadasha , den zentralen Organisationen der „Jeckes“, der deutsch-jüdischen Einwanderer:innen im britischen Mandatsgebiet Palästina und im frühen Staat Israel, untersucht das Forschungsvorhaben die deutsch-jüdische Erfahrungsgeschichte im Kontext von Diaspora, Exil und Migration zwischen 1920 und 1970.
Das Projekt soll neue Perspektiven in drei miteinander verbundenen Schwerpunkten eröffnen: Erstens erfolgt eine sozialhistorische Analyse der Hitachdut Olej Germania we Austria und der Alija Chadasha, die deren Strukturen, Praktiken und Selbstverständnisse sowie deren Rolle bei der sozioökonomischen Positionierung und der politischen Repräsentation der deutsch-jüdischen Einwanderer:innen im zionistischen Jischuw und im frühen Staat Israel in den Blick nimmt. Zweitens richtet das Projekt den Blick auf Migrationsbewegungen, die nicht nur in Richtung Palästina/Israel, sondern auch als transnationale Rück- und Weiterwanderungen über die Zäsuren von 1933 und 1948 hinweg in die USA stattfanden. Drittens und daran anknüpfend wird die Agency der „Jeckes“ aus transnationaler Perspektive untersucht, um deren Handlungsmöglichkeiten und -Räume sichtbar zu machen. Das Vorhaben verbindet kultur- und sozialgeschichtliche Perspektiven, um die deutsch-jüdische Migrationserfahrung als transnationales, dynamisches und vielschichtiges Phänomen neu zu konturieren und damit eine Forschungslücke zu schließen.
Dr. Sibylle Marti
„Unsichtbar und unsicher. Geschichte informeller Arbeit im langen 20. Jahrhundert“
Das Habilitationsprojekt ist im Bereich der neuen, kultur- und globalhistorisch orientierten Arbeitsgeschichte angesiedelt. Trotz virulenter gesellschaftlicher Debatten über die zunehmende Informalisierung und Prekarisierung von Arbeit stellt die Geschichte informeller Arbeit einen bislang vernachlässigten Gegenstand dar. Dies ist dadurch bedingt, dass lange Zeit die Herausbildung und Entwicklung der kodifizierten Lohnarbeit im Vordergrund historischer Studien stand. Mein Habilitationsprojekt leistet somit einen Beitrag zu einem weitgehend unerforschten Thema.
Es untersucht die Grenzziehungen zwischen formalisierter und nicht formalisierter Arbeit und nimmt jene Akteure, Diskurse und Praktiken in den Blick, die informelle Arbeit seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert problematisierten, politisierten und skandalisierten und Wissen über solche Arbeitsformen hervorbrachten. Mit Fallbeispielen zu Deutschland bzw. der BRD in transnationaler Perspektive verbindet das Forschungsprojekt die Analyse eines lokalen Beispiels, das Auseinandersetzungen und Anwendungen im nationalstaatlichen Rahmen in den Blick nimmt, mit der Untersuchung von Debatten und Standardisierungen auf internationaler Ebene.
Dr. Arndt Neumann
Karl Ernst Osthaus. Doing Modernism im imperialen Zeitalter
Ausgehend von dem Gründer des Folkwang-Museums, Karl Ernst Osthaus (1874-1921), wendet sich das Habilitationsprojekt den Modernitätsvorstellungen im Deutschen Kaiserreich zu.
In dem Leben und Wirken des Hagener Mäzens Karl Ernst Osthaus überlagerten sich zwei Stränge. Zum einen gehörte er zu den wichtigsten Förderern der entstehenden modernen Kunst und Architektur. Nur wenige andere Sammler, Galeristen und Museumsdirektoren verfügten im frühen 20. Jahrhundert über ein ähnlich dichtes Netz an Beziehungen. Unter anderem stand Osthaus mit Paul Cézanne, Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka, Peter Behrens, Bruno Taut, Walter Gropius und Le Corbusier in Kontakt. Zum anderen verdichteten sich in seiner Biographie die zentralen gesellschaftlichen Umbrüche des Deutschen Kaiserreichs. Die rasante Industrialisierung und Verstädterung, der sich radikalisierende Nationalismus und Antisemitismus, die wachsenden kolonialen Ansprüche und Fantasien sowie das zunehmend lebensreformerisch geprägte Verhältnis zu Körperlichkeit und Sexualität schlugen sich allesamt in seinem Lebensweg nieder. Bislang hat sich die Forschung vor allem mit der Bedeutung von Karl Ernst Osthaus für die moderne Kunst und Architektur auseinandersetzt. Sein über den Bereich der Hochkultur hinausgehendes gesellschaftspolitisches Wirken wurde, wenn überhaupt, nur am Rande untersucht. An diesem Punkt setzt das Habilitationsprojekt an. Es strebt an, die beiden verschiedenen lebensgeschichtlichen Stränge zusammenzubringen. Ausgehend von einem biographischen Zugang wirft es die Frage auf, in welchem kulturellen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Kontext der Aufstieg der modernen Kunst und Architektur begann.