Sprache im Studium

Warum genderinklusive Sprache?

Sprache konstruiert Wirklichkeit, bildet die soziale Realität ab und prägt unsere Wahrnehmung. Sprache macht Geschlecht sichtbar und unsichtbar. Hierdurch werden soziale Ungleichheiten transparent, aber auch weiter tradiert. Um geschlechtlicher Vielfalt Rechnung zu tragen, sollte das Ziel eine inklusive, neutrale und somit diskriminierungsfreie
Sprache sein.
Denn auch wenn die Sprache noch in einem binären System, das vom generischen Maskulinum bestimmt wird, stagniert, hat sich die Sichtbarkeit von Geschlechtern in unserer Gesellschaft weiterentwickelt. Dies zeigt sich auch in der Änderung des Personenstandsgesetzes (§ 22 Abs.3 PStG), wodurch die Eintragung als divers im Geburtenregister möglich ist. Auch an der FernUniversität ist eine frühzeitige Änderung der Geschlechtsangabe möglich.

Das Instrument der genderinklusiven Sprache trägt folglich dazu bei, die Verwirklichung von Chancengleichheit und Gleichstellung zu realisieren.

Wozu dient diese Seite?

Diese Seite dient als allgemeiner Hinweis zur Weiterbildung und zur Reflexion über genderinklusive Sprache. Sie gibt keine Auskunft über die Vorgaben zur Umsetzung einer genderinklusiven Sprache in Ihren Studienleistungen. Bitte beachten Sie diesbezüglich die Informationen ihrer Fakultäten, Institute und Lehrgebiete.

Durch das Verwenden einer genderinklusiven Sprache können Sie aber zu einer gerechten Wirklichkeitsdarstellung beitragen. Ihre Arbeiten entsprechen dadurch den tatsächlichen Umständen und den Ansprüchen der Genauigkeit der wissenschaftlichen Arbeit, wenn zum Beispiel eine Gruppe von lehrenden Personen, die nicht alle Männer sind, als Dozierende und nicht als Professoren bezeichnet wird.

Durch das aktives Nachdenken über die Formulierung von Geschlechtern in einem Text, zeigen Sie ein Bewusstsein für inklusive Sprache. Sie vermeiden dadurch das gedankenlose automatische Setzen des Asterisk (*). Vielmehr können Sie ihre Texte bewusst vielfältig gestalten und zum Beispiel Umformulierungen und geschlechtsneutrale Sprache verwenden.

Wie kann gendergerecht formuliert werden?

Die soziale Wirklichkeit zeigt, dass Geschlecht und Geschlechtsidentitäten nicht binär sind, sondern es eine Vielzahl geschlechtlicher Identitäten gibt. Dies sollte auch in der Sprache transparent gemacht werden.

Es gibt vielfältige Möglichkeiten eine sprachliche Gleichbehandlung von Personen jeglicher Geschlechtsidentität umsetzen zu können. Etabliert ist vor allem das sogenannte „Gender-Asterisk“ oder „Gender-Sternchen“.

 
  • Durch ein Gender-Asterisk „*“ wird deutlich gemacht, dass alle sozialen Identitäten und Geschlechter angesprochen sind und es symbolisiert zugleich, dass es vielfältige Möglichkeiten von Geschlecht gibt und diese auch wandelbar sind. Der Gender-Asterisk dient als Verweis, um auf alle nicht-binären Geschlechtsidentitäten hinzuweisen, die außerhalb des in Sprache bestehenden Konstrukts von Gender liegen.

    Der Gender-Asterisk ist durch die bessere Erkennbarkeit barrierefreier als die Alternativen des Doppelpunktes „:“ oder des Gender Gaps „_“ (Empfehlung des Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.):

    • Sehr geehrte*r Student*in
    • Schüler*innen;
    • Teilnehmer*innen
    • Professor*in; Dr.*in

    Beispiel

    „Liebe Betreuer,
    eine Frage zum Bibliographieren: Wie werden Werke von Malern im Quellenverzeichnis angegeben?“
    vs.
    „Liebe Betreuer*innen,
    eine Frage zum Bibliographieren: Wie werden Werke von Maler*innen im Quellenverzeichnis angegeben?“

  • Alternativen zum Gender-Asterisk sind der „Gender-Gap“ und der „Gender-Doppelpunkt“. Die Varianten sind jedoch weniger barrierearm als der Gender-Asterisk. Wichtig ist, dass Asterisk, Gap und Doppelpunkt nicht vermischt, sondern einheitlich verwendet werden.

    Es werden alle sozialen Identitäten und Geschlechter angesprochen. Der Unterstrich hinterfragt durch die Lücke im binären Frau-Mann-Schema eben dieses und macht hierdurch geschlechtliche Vielfalt jenseits des binären Systems sichtbar:

    • Teilnehmer_innen
    • Professor_in
    • Dr._in
    • Schüler_in
    • Sehr geehrte_r Student_in; Schüler_innen

    Es werden alle sozialen Identitäten und Geschlechter angesprochen. Der Doppelpunkt hinterfragt das binäre Frau-Mann-Schema und macht hierdurch geschlechtliche Vielfalt jenseits des binären Systems sichtbar.

    • Teilnehmer:innen
    • Professor:in
    • Dr.:in
    • Sehr geehrte:r Student:in; Schüler:innen;
  • Geschlechtsindifferente Bezeichnungen umfassen Sammelbezeichnungen oder geschlechtsindifferente Substantive; es besteht sprachliche Gleichbehandlung aller Geschlechter.

    Singular:die Person, der Mensch

    Plural: die Personen, die Leute, die Menschen

    Beispiele

    „Die mentale Gesundheit von Männern und Frauen hat heute wieder an Bedeutung gewonnen.“
    vs.

    „Die mentale Gesundheit von Menschen hat heute wieder an Bedeutung gewonnen.“

    „Es waren knapp 300 Männer und Frauen anwesend.“
    vs.
    „Es waren knapp 300 Personen/Leute anwesend.“

  • Die Studierenden statt der Student, die Studentin

    Die Lehrenden statt der Lehrer, die Lehrerin

    Die Mitarbeitenden statt der Mitarbeiter, die Mitarbeiterin

    Die Teilnehmenden statt der Teilnehmer, die Teilnehmerin

    Beispiele

    „Die Mitarbeitenden werden gebeten, an einer Umfrage teilzunehmen.“

    „Die Studierenden sind herzlich eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen.“

  • Leitung statt der Leiter, die Leiterin

    Rektorat statt der Rektor, die Rektorin

    Ministerium statt der Minister, die Ministerin

    Professur statt der Professor, die Professorin

    Fachkraft statt der Fachmann, die Fachfrau

    Lehrkraft statt der Lehrer, die Lehrerin

    Vorsicht bei Endungen mit -schaft!

    Schülerschaft ist nicht geschlechtsinklusiv, da Schüler nur die männliche Form beinhaltet.

    Beispiele

    „Die Lehrer bereiten gemeinsam den Unterricht vor.“

    vs.

    „Die Lehrkräfte bereiten zusammen den Unterricht vor.“

  • Umformulierungen oder einleitende Nebensätze können genutzt werden, um eine eindeutige sprachliche Geschlechtszuordnung zu vermeiden.
    Unpersönliche Pronomen wie „Wer“, „Wenn“, „Alle, die...“, „Diejenigen, die...“ sowie die direkte Anrede und Passivformulierungen können dafür genutzt werden. Auch die Verwendung des Plurals ist in vielen Fällen hilfreich.

    Beispiele:

    • Wenn Sie ein Stipendium erhalten, müssen Sie Ihre Leistungsnachweise in jedem Semester vorlegen.
    • Das Dokument wird Ihnen zum Download zur Verfügung gestellt.
    • Ihr Name, Ihre Unterschrift
    • Die Namen aller Personen, die zur Prüfung zugelassen sind, werden öffentlich bekannt gegeben.
    • Herausgegeben von…
    • Schulkind statt Schülerin, Schüler
  • Mit Paarnennungen werden männliche und weibliche Bezeichnete explizit und eindeutig genannt, Diverse jedoch nicht. Aus diesem Grund empfehelen wir die Paarnennung nicht.

    Beidnennung (vollständige Paarform)

    • Professorinnen und Professoren
    • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
    • Studentinnen und Studenten

    Splitting

    • Der Professor/Die Professorin
  • Nutzung von genderneutralen Pronomen

    Beispiele: wer, alle, niemand, jemand

    Direkte Rede

    Beispiele:

    „Bitte beachten Sie, wenn Sie sich einschreiben...“ anstatt „Der Student und die Studentin, der und die sich einschreibt...“

    Mögliche Form der direkten schriftlichen Ansprache

    Beispiel: „Guten Tag Vorname Nachname“

 

Wörterbücher zum Gendern:

geschickt gendern

genderleicht

gendern.de

genderator

Weitere Links:

Gendersensible Sprache an der FernUni

Gleichstellung | 08.04.2024