Warum gendersensible Sprache?

Wir können uns die Frage stellen, warum wir unsere Sprache überhaupt verändern sollten? Hat es nicht eine lange Zeit gut funktioniert das generische Maskulinum zu benutzen?

Allerdings sprechen viele Gründe für das Verwenden einer gendersensible Sprache.

Zunächst zeigt das Verwenden Respekt gegenüber Menschen, die sich nicht angesprochen und repräsentiert fühlen in der Sprache. Ein Anliegen kann es sein, sich selbst in der Sprache finden zu wollen, aber auch wahrzunehmen, dass andere Menschen nicht repräsentiert werden und aus diesem Grund eine respektvolle Kommunikation zu wählen. Des Weiteren können wir durch gendergerechte Sprache berücksichtigen, wie sich eine Person benennt und diese Entscheidung anerkennen. Dadurch zwingen wir Menschen nicht in eine Sprachform, in der sie sich nicht repräsentiert fühlen, sondern akzeptieren den Raum, der durch Sprache geschaffen wird.

Durch die Anwendung gendersensibler Sprache können wir zeigen, dass wir reflektierte Menschen sind, die ihr Handeln und Reden stets überdenken und daraus lernen können. Erkennen wir, welche Personengruppen wir beim Sprechen ausschließen und welche Konsequenzen das haben kann?

Durch unsere Sprachwahl haben wir die Möglichkeit Wirklichkeitsvorstellungen zu beeinflussen, indem wir Personen nicht nennen oder sie bewusst ansprechen. Dadurch verändert sich der Inhalt unserer Aussagen. Wir, das Gleichstellungsbüro der FernUniversität in Hagen, sprechen uns dafür aus, Sprache zu nutzen, um eine diverse, wertschätzende und offene Wirklichkeit zu schaffen, die jeder Personen einen Raum gibt.

Argumentationshilfen

Wir möchten Unterstützer*innen eine Hilfestellung für eine gendersensible Sprache geben. Es ist nicht nur im professionellen Kontext wichtig, eine solche Sprache zu verwenden und zu vertreten. Es fördert die Akzeptanz, wenn wir eine gendersensible Sprache im Alltag verwenden und diese in einer typischen Diskussion vertreten können.

Silhouetten von Menschen in verschiedenen Grüntönen. Sie stehen so zueinander als würden sie kommunizieren. Foto: FernUniversität
 
  • Es wird argumentiert, dass sich das generische Maskulinum nicht auf das biologische Geschlecht bezieht und nur eine Sprachform ist, die das weibliche Geschlecht mitbezeichnet. Allerdings ist das generische Maskulinum nicht die einzig mögliche Form, sondern nur die gewohnte. Die Tatsache, dass es eine weibliche Form gibt, zeigt, dass ein Unterschied existiert, der sich auf das Geschlecht zurückführen lassen kann. Es gibt Menschen, die sich nicht mit dem generischen Maskulinum identifizieren und sich nicht angesprochen fühlen.

  • Frauen machen die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands aus. 2018 waren 50,7 % der Bevölkerung in Deutschland Frauen (Bundeszentrale für politische Bildung-Bevölkerung nach Altersgruppen und Geschlecht). Frauen allein stellen bereits keine Minderheit da und sie werden auch nicht durch das generische Maskulinum mitbezeichnet. Hinzu kommen Menschen, die nicht durch das binäre Geschlechtssystem repräsentiert werden. Bisher waren sie als männlich oder weiblich eingetragen. Nach der Änderung des Personenstandsgesetzes im Dezember 2018 konnten sich Personen, die zuvor als männlich oder weiblich eingetragen waren, als divers eintragen. Folglich kann nicht von der Änderung für eine Minderheit gesprochen werden, wenn es um mindestens die Hälfte der Bevölkerung geht.

  • Durch Sprache äußern wir unsere Wirklichkeitsvorstellungen und teilen diese mit anderen. Wir äußern durch sie, wie wir die Welt wahrnehmen. Sprache kann natürlich nicht alleine grundlegende diskriminierende Strukturen verändern, die Frauen oder andere Geschlechter benachteiligen. Sie kann aber ein Instrument dafür sein, ein Bewusstsein für diese Ungleichheiten zu schaffen. Durch die Verwendung geschlechtergerechter Sprache machen wir die Personen sichtbar, die sonst häufig von der Gesellschaft nicht berücksichtigt werden. Wir haben dir Möglichkeit andere Menschen durch die Sprache mit der bestehenden Vielfalt zu konfrontieren, um ihr Verständnis auch zu erweitern. Sprache kann somit der Beginn einer weitergehenden Veränderung sein und hat eine große Bedeutung für viele Menschen und erfordert wenig Aufwand.

  • Die Welt hat in den letzten Jahren viele große Probleme durchlebt. Die Corona Krise und die Inflation sind nur einige davon. Bezüglich dieser besteht ein Handlungsbedarf, um Sicherheit für die Menschen zu schaffen und sie zu unterstützen. Durch die Corona Krise zeigt sich aber auch, dass Menschen wieder in Muster verfallen sind, die Frauen benachteiligen. Frauen übernahmen wieder mehr Sorgearbeit als Männer, was auch zu Arbeitszeitreduzierung führte. Dies zeigt, dass wir in Krisen den zentralen Aspekt der Gleichstellung aller Geschlechter nicht unberücksichtigt lassen dürfen. Sprache ist ein Instrument, diese in den Vorstellungen der Menschen zu etablieren. Der Mensch müsste sich nur einmal auf die Veränderung einlassen und sich die Kraft von Sprache vor Augen führen.

    Hans Böckler Stiftung-Rückschritt durch Corona

    UN Women Deutschland- Covid-19: Eine Krise der Frauen

  • Die Verwendung von geschlechtersensbiler Sprache durch beispielsweise den Gender-Asterisk (Gender-Sternchen) führt zur Veränderung des Textbildes. Allerdings empfehlen wir auch vorzugswürdig geschlechtsneutrale Sprache zu verwenden, bei der Begriffe umformuliert werden. Zusätzlich werden in der Sprache auch Anglizismen und Symbole verwendet, um Sprache zu modernisieren. Der Gender-Asterisk trägt auch zur Modernisierung der Sprache bei und passt diese an die Vielfalt an, die bereits in der Gesellschaft besteht.

 

Quellen und weiterführende Links

Literatur: Lann Hornscheidt, Sprachhaltung zeigen! Ein Argumentationsleitfaden für diskriminierungskritisches Sprechen und Schreiben., 1.Aufl.; Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla, Wie schreibe ich divers? Wie spreche ich gendergerecht? Ein Praxis-Handbuch zu Gender und Sprache, 2.Aufl.; Duden, Richtig gendern, Wie Sie angemessen und verständlich schreiben; Duden, Anne Wizorek und Hannah Lühmann, Gendern?! Gleichberechtigung in der Sprache-Ein Für und Wider; Duden, Anatol Stefanowitsch, Eine Frage der Moral, Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen.

Lann Hornscheidt

RWTH Aachen-Geschlechtergerechte Sprache Handreichung

Universität zu Köln-Geschlechtersensible Sprache

Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW - Handreichung Geschlechterinklusive Sprache

Wort- & Klang-Küche - Gendern

Das ist Kindersache - Was bedeutet Gendern?

Genderdings - „Gendern“ und geschlechtergerechte Sprache: 6 wichtige Punkte

Genderleicht

Gleichstellung | 08.04.2024