Kamilla Lauter

„Die FernUni bereitet auf selbstständiges Arbeiten vor“

Foto: Kamilla Lauter
Für Kamilla Lauter ist es der Ausgleich zum Job: mit ihren Hunden draußen zu sein.

Als sie ihren Abschluss in der Tasche hatte, war sie selbst am meisten überrascht. Kamilla Lauter (52) lacht befreit, als sie das erzählt. Hinter ihr liegt eine anstrengende Zeit, die Bachelor-Arbeit war anspruchsvoll. Viel Mathe und sie musste eine neue Programmiersprache lernen. Mit Anfang 50 fällt es eben nicht mehr so leicht. „Als ich 20 war, hatte ich eine andere Auffassungsgabe und eine andere Lerngeschwindigkeit.“ Wieder lacht sie.

Für Kamilla Lauter ist erst später im Leben genau das richtige passiert: Informatik-Studium an der FernUniversität, eine Weiterbildung in der Erwachsenenpädagogik und die Traumstelle. Vor 30 Jahren hätte sie nicht Informatik studiert, hätte nicht ihre Berufung gefunden – und nicht den Job, der wie maßgeschneidert auf sie passt. „Man darf nur nicht aufgeben, es gibt immer einen Weg“, sagt sie deshalb.

Bester Ausweg Fernstudium

Mit Anfang 30 sah das für Kamilla Lauter ganz anders aus: Sie konnte aufgrund einer Erkrankung ihren rechten – den bevorzugten – Arm nicht mehr bewegen. Für Lauter, die als Restauratorin arbeitete, begann eine ungewisse Zeit. Ohnehin entsprach ihr erstes Studium „Konservierung und Restaurierung von Kulturgut“ nicht ihren Neigungen und Interessen. Ihre Eltern hatten sie damals dazu gedrängt. Nun konnte sie es aus gesundheitlichen Gründen nicht weiter ausüben. „Ich wusste wirklich nicht, wie es weitergehen sollte“, erinnert sie sich.

Bei einem Besuch in Hagen schlendert sie zufällig am damaligen Studienzentrum der FernUniversität in der Innenstadt vorbei – und ging spontan hinein. Sie rieten ihr zum Informatik-Studium. „Wegen des Arms was am PC zu machen, daran hatte ich auch schon gedacht. Aber von allein wäre ich nicht darauf gekommen. Außerdem hätte ich es mir nicht zugetraut. Computer waren eine andere Welt für mich.“ Grundsätzlich ein Trugschluss, aber zunächst: Das erste Mathe-Skript traf bei Kamilla Lauter ein. Es war ein Klacks. Sie wurde mutig, bestellte weitere Studienbriefe. „Da wusste ich schon nicht mehr, worum es ging.“ Wieder lacht sie rückblickend. Ihr Ehrgeiz war gepackt.

Diszipliniert dranbleiben

„Ich wollte es verstehen, habe Mentoriate besucht und immer Fragen gestellt“, erzählt sie. Es zahlte sich aus, sie bestand die Mathe-Klausur im ersten Anlauf. „Fürs Programmieren musste ich mich mit der Tastatur vertraut machen. Vieles war nicht selbstverständlich für mich.“ Systematisch arbeitete sie sich durch die Kurse, lernte täglich zwei bis drei Stunden. „Man braucht schon viel Disziplin, aber ich war so glücklich mit meinem Fernstudium Informatik.“

Man braucht schon viel Disziplin, aber ich war so glücklich mit meinem Informatik-Studium.

Kamilla Lauter

Die hat Kamilla Lauter, genauso wie den festen Willen – und einen gewissen Biss. Auch ihr Arm wurde entgegen der medizinischen Prognosen wieder beweglich und belastbar, nachdem sie ihn monatelang trainiert hatte. „Ich kann dranbleiben, das habe ich dank des Studiums festgestellt. Ich habe viel allein gewuppt, zu viel im Nachhinein. Eine echte Lerngruppe hatte ich erst gegen Ende des Studiums. Das würde ich heute anders machen.“ Der Druck und die Angst vor der Prüfung in Theoretischer Informatik hatten dafür gesorgt, dass sich Lauter eine Lerngruppe suchte. „Ich dachte, Theoretische Informatik wird mein Genickbruch. Das Studium ist aus, die schöne Zeit ist vorbei.“ Sie kam mit einer 2 aus der Prüfung. Informatik scheint eben ihre Berufung zu sein.

Auf Homeoffice vorbereitet

„Ich kann mich stundenlang mit Problemen beschäftigen und nach Lösungen suchen. Die FernUni bereitet auf selbstständiges Arbeiten vor.“ Software, Hardware, Programmieren – Kamilla Lauter hat sich eingearbeitet, hineingewühlt. „Ich verstehe die Probleme der Leute, denn ich hatte sie selbst.“ Es half ihr beruflich: Acht Jahre gab sie Kurse an der Volkshochschule für mobile Endgeräte. Dann wechselte sie auf eine Stelle, auf der sie als Dozentin von Zuhause aus für die bayerische Wirtschaft arbeitete. „Das war vor der Corona-Pandemie. Als die kam, war ich ans Homeoffice gewöhnt – durch den Onlinejob und durchs Fernstudium.“

Parallel zum Studienabschluss absolvierte sie eine Weiterbildung in der Erwachsenenpädagogik – und las im vergangenen Jahr eine Stellenausschreibung von IT.NRW, IT-Dienstleister des Landes und Statistisches Landesamt. „Die passte haargenau für mich und sie haben mich genommen. Ohne den Abschluss an der FernUni wäre ich nicht dahingekommen.“ Die 52-Jährige ist als Dozentin bei IT.NRW am Standort Düsseldorf im Bereich SAP beschäftigt. „Ich arbeite an einem Projekt in einem großen Team, das aus mehreren hundert Personen besteht“, beschreibt sie mit einem zufriedenen Klang in der Stimme.

Zeit in der Natur

Zum Ausgleich ist Kamilla Lauter viel mit ihrem Mann und den drei Hunden draußen unterwegs, am liebsten im Wald. „Moosiger Boden, gleißendes Licht, es riecht erdig…herrlich!“, schwärmt sie. „Die Zeit in der Natur ist sehr wertvoll.“ Zuletzt waren sie Pilze suchen, Steinpilze. Sie und ihr Mann lernen es gerade, die essbaren von den giftigen zu unterscheiden. Lernen hilft ein Leben lang…

Stand: Oktober 2021

Anja Wetter | 20.03.2024