Lars-Derek Hoffmann

FernUni-Schützenhilfe

Hoffmann mit gespanntem Bogen Foto: Joy Alsaen
Lars-Derek Hoffmann während der Deutschen Hochschulmeisterschaft im Bogenschießen: Der Sport erfordert volle Konzentration vom Schützen.

Indianer, Robin Hood oder die Elben aus „Herr der Ringe“ – an solche Gestalten denken viele zuerst, wenn sie die Worte „Pfeil und Bogen“ hören. Auch Lars-Derek Hoffmann schaut sich die Filmfiguren mit ihren Kunstschüssen und Tricks gerne auf der Leinwand an. Außerhalb des Kinos ist jedoch Schluss mit Hollywood-Klischees: Der 22-Jährige betreibt Bogenschießen als Leistungssport. Nachmittags verdient er sein Geld als professioneller Trainer, am Vormittag übt er diszipliniert am Schießstand – zumindest, wenn er nicht gerade lernt. Seit 2015 ist Hoffmann an der FernUniversität in Hagen für den Bachelorstudiengang Psychologie eingeschrieben.

Mit seiner Hochschule verbindet er dabei mehr als nur Studienbriefe und Vorlesungen. Im Juni 2017 trat er für die FernUni bei der Deutschen Hochschulmeisterschaft im Bogenschießen an – und holte Bronze. „Auf nationaler Ebene ist das meine erste Einzelmedaille“, freut sich Hoffmann. Bereits 2014 gewann er mit seinem Junioren-Team aus Hamm einen nationalen Meistertitel. „Ich betreibe den Sport mittlerweile seit rund sieben Jahren“, resümiert der Profischütze. „Seit sechs Jahren fahre ich regelmäßig auf deutsche Meisterschaften.“

Hightech statt Holz

Mit den klassischen Holzwaffen, wie man sie aus Ritterfilmen kennt, hat Hoffmanns sogenannter „Recurve-Bogen" kaum noch etwas gemeinsam. „Bogenschießen ist mittlerweile ein hochtechnisierter Sport“, erklärt er. „An unseren Bögen sind Stabilisatoren und Visiere. Alles ist genau ausgetüftelt, von Ingenieuren durchgerechnet und getestet, damit das Material gut trifft.“

Hoffmann in voller Montur mit Bogen, Köcher, Pfeilen und Sonnenschutz Foto: Joy Alsaen
Der Köcher mit den Pfeilen wird von den Sportschützen nicht auf dem Rücken, sondern an der Seite getragen.

Kein Wunder also, dass die Pfeile noch auf Distanzen von über 70 Metern ihr Ziel finden. Die Geschosse aus Carbon schnellen mit einer Geschwindigkeit von rund 220 Stundenkilometern von Hoffmanns Bogensehne. Um bei dieser Wucht die volle Kontrolle zu erlangen, ist intensives Training nötig. „Im besten Fall ist der Kopf im Wettkampf aus – man lässt den Körper einfach machen“, beschreibt er seine Methode, für die Wiederholungen und Regelmäßigkeit das A und O sind.

Wegen des hohen Trainingsaufwands findet Hoffmann das Teilzeitstudium an der FernUniversität besonders günstig: „Ich habe mir das ganze Studium sehr weit runtergebrochen, damit ich genug Zeit für den Sport habe. Pro Semester absolviere ich in der Regel ein Modul. So habe ich für mich einen guten Ablauf entwickelt.“

Mit dem Bogen gegen Stress

Bei der Frage, ob Bogenschießen überhaupt anstrengend sei, muss Hoffmann schmunzeln: „Bogenschießen wird von Laien ja oft belächelt. Da wird dann gesagt: ‚Das ist ja gar kein richtiger Sport‘ – bis die Leute zum ersten Mal selbst einen Bogen in der Hand halten und sich wundern, was man alles tun muss.“ Zudem kommen im Leistungsbereich noch Trainingseinheiten ohne Bogen hinzu, meint Hoffmann. „Ab einem gewissen Punkt muss auch ein Koordinations-, Kraft- und Ausdauertraining absolviert werden – allein um die muskuläre Dysbalance auszugleichen, die durch die einseitige Belastung beim Schießen entsteht.“

Fürs Psychologiestudium hat der Leistungssportler gute Gründe: „Bogenschießen wird auch zur Mediation eingesetzt, im Bereich des Reha-Sports oder in der Psychotherapie. Man kann den Stress bewältigen, weil man beim Schießen so sehr mit dem ‚Tun‘ beschäftigt ist, dass der Kopf zum Abschalten kommt.“ Mit dem fertigen Bachelor-Abschluss in der Tasche käme Hoffmann seinem Ziel näher, selbst einen Kurs mit therapeutischem Schwerpunkt zu leiten. Für ihn wie für seinen Verein wäre das ein echter Volltreffer.

Stand: Juni 2017

Benedikt Reuse | 26.04.2023