Leonie Thöne
Ein halbes Leben mit der FernUniversität
Ein halbes Leben lang, 13 ihrer 26 Lebensjahre, ist Leonie Viola Thöne mit der FernUniversität in Hagen verbunden. Vom Akademiestudium bis zur Promotion. „Die FernUniversität hilft mir, dazuzulernen und mich weiterzuentwickeln“, sagte sie zu Beginn ihres Studiums. „Ich brauche Ziele, die ich mir erarbeiten muss. Herausforderungen eben wie wissenschaftliche Texte – ich musste lernen, sie zu verstehen.“ Blickt sie heute zurück, so war die FernUniversität für sie auch deshalb die ideale Hochschule, weil sie ihren Tag selbst einteilen und so ihre vielseitigen Interessen weiterverfolgen konnte: Malen, Gedichte und Theaterstücke schreiben, professionell Musik machen, Komponieren und Singen, Bücher schreiben: „Sie hat mir die Möglichkeit gegeben, mich in vielerlei Hinsicht breit zu entfalten, mich auszuprobieren und meinen eigenen Weg zu gehen. Ich habe wissenschaftliches Arbeiten gelernt und baue mir darauf eine Existenz auf.“
Als eine der jüngsten Studierenden begann Leonie Thöne 2003 mit ihrem Akademiestudium in der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften, weil sie ihr Abitur erst 2007 ablegen konnte – die Leistungen darin wurden bei ihrem Bachelorstudium 2009 angerechnet, das sie mit 19 Jahren erfolgreich beendete. 2012 war der Master Soziologie: Individualisierung und Sozialstruktur geschafft. Und 2016, mit 25 Jahren, die Promotion. „Macht im Internet – Eine Analyse von Pickup Artist Foren als Schauplätze der Macht und Anleitung zur Machtausübung“ lautete der Titel ihrer Dissertation, deren Ergebnisse sie jetzt beruflich nutzt.
Schon in ihrer Masterarbeit hatte sie sich mit „Pickup Artists“ befasst, Männern, die mit taktischen Strategien Frauen verführen wollen, auf manchmal kriminelle Weise. Und die mit ihren Verführungskünsten und Erfolgsstrategien online gerne prahlen. Leonie Thöne ging für ihre Dissertation fünf Jahre lang den Themen „Partnerschaft“ und „Attraktivität“ und den psychologischen Grundlagen dafür nach.
Heute befasst sie sich mit der Frage „Wie mache ich mich selbst attraktiv?“ Bitte nicht falsch verstehen: Dr. Leonie Thöne berät andere Frauen, die von Beziehungsfragen bewegt werden. Einen großen Teil ihres Wissens hierfür transferierte sie aus ihrer Dissertation „auf die andere Seite“.
Hilfe bei der Suche nach „Mr. Right“
„Love Empire Dr. Thöne“ steht auf dem Schild am Eingang des Stadthauses in Düsseldorf. Hier hat sie ihr Unternehmen: „Bei Frauen gibt es durchaus den Bedarf, einen Traummann – einen ‚Mr. Right‘ – kennenzulernen. Die Frage ist nur: wie?“ Dabei geht es nicht unbedingt um den bestens verdienenden Single mit Sixpack. „Wie lerne ich einen Mann kennen, der zu mir passt? Was macht mich attraktiv? Wie finde ich zu mir selbst?“ sind Fragen, die Frauen bewegen. Die Hilfe und Unterstützung bei der Beantwortung hat Leonie Thöne als Marktlücke entdeckt: „Soweit ich weiß, gibt es sonst keinen anderen weiblichen Online-Coach, der Frauen bei Dating- und Beziehungsfragen hilft.“
Videos und Podcasts hierzu nimmt sie in ihrem eigenen Studio auf: „Damit will ich möglichst vielen Frauen helfen, Träume wahr werden zu lassen und das Leben zu leben, dass sie sich erträumen. Dabei ist die Partnerschaft ganz wichtig! Alles ist wissenschaftlich untermauert, aber leicht verständlich.“
Forschen bei den Glücksexperten
Auch sie hatte einen Traum: als Wissenschaftlerin bei Prof. Dacher Keltner zu arbeiten. Der Psychologe an der University of California in Berkeley ist weltweit anerkannter Experte in der Emotions- und Glücksforschung. Leonie Thöne rief einfach bei ihm an. Mehrfach. Irgendwie kam sie an seine Privatnummer: „Sagen Sie mir wenigstens, dass ich nicht kommen soll.“ Die Antwort aus den USA: „Ihr Platz ist reserviert.“ Sie wurde Mitarbeiterin in dem wissenschaftlichen Team Keltners, das die Produktion einer Hollywood-TV-Serie begleitete, die auf seinen Erkenntnissen basiert.
Vor allen Dingen hatte sie bei Keltner die Gelegenheit, „den Typus Mann zu erforschen – aber nicht in einer Feldstudie!“ betont sie. Auf evolutionspsychologischer Grundlage ging sie Fragen wie „Was ist Attraktivität? Warum wählen wir einen bestimmten Partner, eine bestimmte Partnerin?“ nach.
Auf der theoretischen Grundlage unter anderem von Erving Goffmans Thesen untersuchte Leonie Thöne, wie Pickup Artists Frauen manipulieren. Dafür sprach Thöne, mit einem Schreibblock bewaffnet, sie auf der Straße an, führte (stundenlange) Interviews und wertete Online-Foren aus: „Sie halten sich für die besten Verführer der Welt, trainieren Verführung wie einen Sport, sprechen täglich bis zu 30 Frauen an. Und tauschen sich darüber online aus. Es gibt sogar ‚Drehbücher‘ und Verhaltenstipps.“
Reaktionäre Verführer
Was treibt sie dazu an? Die Suche nach schnellem Sex oder nach einer längerfristigen Bindung? Leonie Thöne erkannte eine ganz andere Sucht als eigentliche Motivation: die Anerkennung in ihrer Community. Die Frau als solche ist unwichtig, es geht um die „Field Reports“ in den Foren. Erst durch diese Berichte erhalten die selbsternannten Verführungskünstler die ersehnte Anerkennung. Dabei geht es nicht um „die schnelle Beute“, sondern um erfolgreiche, attraktive Frauen. Die lange verfügbar sind, wie Sexsklavinnen. Liebe dagegen „gilt als Krankheit“.
Die Begründung der Artists lautet oft: Frauen seien so stark, dass man sie noch stärker unterdrücken müsse, damit sie wieder zu den Männern aufschauen. „Eine absolut reaktionäre Reaktion auf die Emanzipation“, schüttelt Thöne den Kopf. „Leider funktioniert sie. Viel zu oft.“
Ihre Forschungsergebnisse erweisen sich als Schatz für ihren neuen Beruf, in dem sie Frauen auch dabei hilft, „den Richtigen“ zu finden und gerade nicht auf „Aufreißer“ hereinzufallen.
Zunächst einmal muss eine Frau merken können, dass ein Mann sich für sie interessiert: „Er sucht die Nähe zu ihr, schaut sie an, lächelt, spricht mir ihr, stimmt ihr häufig zu, bittet sie um ihre Telefonnummer, macht ihr Komplimente – das sind einige von vielen Anzeichen.“
Dann ergeben sich schnell Fragen wie „Wenn ich einen Mann anspreche – wird er das gut finden?“ Darauf kann sie heute ebenso antworten wie auf „Welche chemischen Prozesse laufen bei Verliebtheit ab?“. Auch für das vielleicht schon steinzeitliche Problem „Was soll ich nur anziehen?“ gibt es eine farbpsychologisch fundierte Aussage. Zum Thema „Wie kann ich mich mental auf ein Date vorbereiten?“ bekam Thöne Hunderte Mails von Frauen: „Meistens geht es um Glück und langfristige Partnerschaften, um Sex eher weniger.“
Der Einsamkeit entfliehen – besonders vor Weihnachten
Vor Weihnachten, wenn Single-Frauen sich besonders allein fühlen, rechnet Thöne mit vielen Fragen, in denen es letztendlich darum geht, wie frau es anstellen kann, dass sich ein Mann in sie verliebt. Leonie Thöne: „Ein generelles Liebesrezept gibt es nicht, denn es gibt unzählige Faktoren, die damit zusammenhängen. Menschen legen in ihrer Kindheit eine ‚Lovemap‘ an, die ebenso erworben wird die Muttersprache.“ In ihr sind die eigenen Liebeswünsche und -bedürfnisse festgelegt. Veränderungen sind kaum noch möglich. Die Lovemap eines Mannes zu entschlüsseln sei nicht einfach, aber erfolgversprechend, so Thöne. Sie rät, Interesse zu zeigen und ihm zuzuhören – und zwar wirklich und intensiv. Und Fragen zu stellen: Was ist ihm wichtig? Wonach sehnt er sich? Was macht seine Persönlichkeit aus?
Daraus kann die Frau ableiten, was ihm fehlt, emotional und materiell. Hat er berufliche Probleme? Was möchte er hobbymäßig machen? Ist ihm sein Leben zu langweilig oder zu hektisch und was möchte er gerne dagegen tun? Thöne: „Wenn eine Frau genau zuhört und fragt, kann sie herausfinden, was ihm fehlt und es ihm geben! Das Wichtige ist, Zeit zu investieren und sich Mühe zu geben.“
Damit aus dem ersten Date „etwas Längerfristiges“ wird, sollten Frauen keinesfalls über Negatives aus ihrer Vergangenheit oder über ihren Ex-Partner sprechen, viel Alkohol trinken, von einer Traumhochzeit und mehrenden Kindern reden und sich schon gar nicht zu etwas überreden lassen, was sie nicht wollen.
Übrigens: Leonie Thöne ist glücklich verheiratet. Ihren „persönlichen Traummann“ hat sie überzeugt, neben seiner beruflichen Tätigkeit ebenfalls an der FernUniversität zu studieren.