Dr. Anja Böning

FernUni Hagen, Vertretungsprofessur Gender im Recht

E-Mail: anja.boening

Telefon: +49 2331 987 - 4219

Raum: Gebäude 8, C444

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Zur Person

Studium der Rechtswissenschaft, Erziehungswissenschaft und Soziologie in Marburg und Bochum. 2006/2007 Tutorin am Institut für Erziehungswissen-schaft der Ruhr-Universität Bochum. 2007/2008 Studentische Hilfskraft im Projekt VINGS (Virtual International Gender Studies) an der FernUniversität in Hagen und der Stabsstelle Interne Fortbildung und Beratung der Ruhr-Universität Bochum. Wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Deutsches und Europäisches Verfassungs- und Verwaltungsrecht sowie Völkerrecht an der FernUniversität von 2008 bis 2010. Seit 2010 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an diesem Lehrstuhl. Mitwirkung an Forschungsprojekten zu Frauen in Führungspositionen der Justiz NRW und Wissenschaftskarrieren von Frauen in der Rechtswissenschaft. Seit 2017 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Gender im Recht an der FernUniversität. Seit SoSe 2019 Vertretungsprofessorin an diesem Lehrstuhl.

 

Welche Fachrichtung haben Sie studiert? Was hat Sie veranlasst zu promovieren? Aus welchen Gründen haben Sie sich für eine Promotion an der FernUniversität entschieden?

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Studiert habe ich zunächst Rechtswissenschaft in Marburg, anschließend Erziehungswissenschaft und Soziologie in Bochum. Ich wollte einerseits promovieren, um mich vertiefter mit den Fragen zu befassen, die mich umtrieben (und immer noch umtreiben). Zum anderen ergibt sich das Erfordernis einer Promotion nahezu organisch, wenn man an einer Universität tätig ist und gerne tätig sein möchte. Hier spielten sozusagen intrinsische und extrinsische Motive zusammen. An der FernUniversität habe ich promoviert, da ich hier beschäftigt war, sich hier die Möglichkeit ergab, eine Dissertation zu verfassen, und ich die gute Forschungsinfrastruktur der FernUniversität sehr schätze.

 

Mussten Sie in der Phase der Promotion kürzer treten?

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Ich finde, diese Frage kann man nicht pauschal beantworten. Zeit ist sicherlich eine zentrale Ressource, wenn man promoviert. Ich würde aber eher sagen, dass man sich mit dem Gegenstand, über den man promoviert, in gewisser Weise „verpartnert“. Er ist immer dabei, im Urlaub, in der Freizeit. Unablässig setzt man sich auseinander, ist im inneren Dialog mit dem Thema, dreht und wendet Ideen, Aspekte, thematische Facetten, trifft Entscheidungen, was aufgenommen wird, was nicht, verstoffwechselt Literatur, die man gelesen hat. Man ist sozusagen immer in Begleitung. Das ist ein Umstand, auf den man sich bereit sein sollte, einzulassen. Gleichzeitig ist es ein schönes und sehr intensives Bildungserlebnis. Ich denke aber auch, dass es stark vom persönlichen Stil abhängt, wie man die Promotionsphase erlebt und bewältigt.

 

In wie weit profitieren Sie beruflich von Ihrem Doktortitel?

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Da ich wissenschaftlich arbeite, ist der Doktortitel für mich zum einen eine formale Voraussetzung, um weiter forschen und lehren zu können. Zugleich wird mit der Promotion aber auch ein thematisches Feld abgesteckt, in dem man Expertise aufgebaut und unter Beweis gestellt hat.

 

Gab es Unsicherheiten bei der Berufswahl oder eine Phase der Orientierungslosigkeit?

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In der Wissenschaft sind Karrieren immer mit großen Unsicherheiten behaftet, da die Beschäftigung dem Rechtsregime und den zeitlichen Regulierungen des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) unterliegt. Eine Strategie im Umgang damit kann sein, einfach auszublenden, dass es statistisch eher unwahrscheinlich ist, dass man sich etablieren kann und sich darauf zu konzentrieren, sich schrittweise weiterzuentwickeln und immer nur die nächste Etappe anzuvisieren (Vertragsverlängerung, nächstes Projekt usw.). Hier sollte jede Person individuell für sich klären, was sie im Leben antreibt, wie Lebenssituation und Bedürfnisse konstelliert sind und ob das mit den Beschäftigungsbedingungen in der Wissenschaft harmonisierbar ist.

 

Wie stark hat Sie die Dissertation zeitlich und mental beansprucht?

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Man sollte ein Promotionsprojekt schon mit einem gewissen Reservoir an Zeit, Energie und Motivation antreten. Meine Erfahrung ist, dass man in unterschiedlichen Phasen der Promotion unterschiedliche Reserven anzapft. Ist man zu Beginn sehr motiviert, hat man in der Mitte vielleicht genug Zeit, aber weniger Motivation, weil immer noch kein Abschluss in Sicht ist, oder man kämpft mit Unsicherheiten, da man den Eindruck hat, dass man festhängt und es nicht richtig vorangeht (oder nicht so, wie man es sich vorstellt). Gegen Ende fehlt es vielleicht an Zeit, aber der Blick auf das, was man schon erarbeitet und geschafft hat, kann dann auch noch einmal beflügeln.

 

Welchen Rat würden Sie zukünftigen Absolventinnen und Promovendinnen mit auf den Weg geben? Würden Sie mit den Erfahrungen von heute noch einmal eine Promotion beginnen?

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Auf jeden Fall. Die Promotionszeit war für mich eine sehr intensive und bildsame Zeit, in der man viel liest, denkt, reflektiert, konzeptualisiert, sich in Diskursen bewegt. Das ist spannend und macht unglaublich viel Spaß. Es gibt aber natürlich auch Durststrecken, die man durchläuft. Das gehört zum Prozess und zur Entwicklung der Arbeit. Davon sollte man sich nicht allzu sehr irritieren lassen und darauf vertrauen, dass man auch wieder ins richtige Fahrwasser findet. In einem Kolloquium hat eine Wissenschaftlerin einmal gesagt: „Gute Forschung ist vor allem fertige Forschung.“ Mir das zu vergegenwärtigen hat mir immer sehr geholfen, denn ohne einen gewissen Pragmatismus lässt sich in einem Ein-Frau-Forschungsbetrieb kein Forschungsprojekt realisieren. Jede Arbeit weist offene Flanken auf – auch das ist ein Lernprozess, das auszuhalten. Mir hätte der Hinweis geholfen, dass man auf die eigene Arbeitsweise vertrauen kann und sollte. Ich habe in meiner Arbeit regelmäßig die Schriftart verändert, weil ich den Eindruck hatte, dass sich Textpassagen dann immer nochmals anders lesen und mir das geholfen hat, sie zu überarbeiten und zu redigieren. Einmal abgesehen davon, dass es mir visuell einfach zu langweilig wurde, immer das identische Layout zu haben. In einem Schreibworkshop habe ich, lange nachdem meine Arbeit publiziert war, erfahren, dass das eine anerkannte Methode ist, um an einem Text zu arbeiten. Also nur Mut, einen eigenen Arbeitsstil zu finden! Das gilt auch für die Frage, wann und wo man schreibt: im Arbeitszimmer, am Küchentisch, in der Bibliothek, in einem Café oder eben einmal hier und einmal dort? Schreiben ist ein kreativer Prozess, hierzu gibt es Bücher, die unterstützen können und helfen, den Prozess zu verstehen. Mir hat geholfen, herauszufinden, dass es Phasen gibt, in denen ich im Schreibfluss bin und Phasen, in denen es einfach nicht gut klappt, ich mich nicht inspiriert und einfach vom Text abgeschnitten fühle. Diese Phasen, das ist mein Eindruck, kann man nur bedingt steuern und willentlich oder motivational beeinflussen. Also bin ich dazu übergegangen, Schreibphasen zu identifizieren und zu nutzen und Nichtschreibphasen zu akzeptieren und für andere eher technische Arbeiten zu nutzen wie Lektorieren oder Pflege des Literaturverzeichnisses. Hierdurch kann man sich vielleicht einige Frustrationserlebnisse ersparen, wenn man wieder nicht „in den Text reinkommt“. Mir hat geholfen, mich quasi aus einer Metaperspektive mit solchen Themen auseinanderzusetzen und mich mit anderen Promovierenden darüber auszutauschen.