Ursula Gaillard

„Man muss sehr gut auf sich selbst schauen“

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Ursula Gaillard kam erst spät zum Apnoe-Tauchen. Sie sagt, es wäre ein Sport, mit dem man in jedem Alter anfangen kann.

Zweieinhalb Minuten sind nicht lang. Wohl aber, wenn man so lange die Luft anhält. Das schafft Weiterbildungs-Studentin Ursula Gaillard. Die schweizerische Hobby-Apnoe-Taucherin studiert Systemisches Coaching am Institut für wissenschaftliche Weiterbildung an der FernUniversität. Wie man mit Ressourcen umgeht, ist sowohl beim Tauchen als auch in Beratungssituationen von zentraler Bedeutung.

Ressourcen schonen, Ressourcen aktivieren

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„Man muss sehr gut auf sich selbst schauen“, erklärt Ursula Gaillard die meditative Erfahrung unter Wasser. Es gehe darum, keine unnötige Energie zu verbrauchen, um die Zeit ohne Luft verlängern zu können. Wenn unser Körper signalisiert, dass er keine Luft mehr hat, ist zirka die Hälfte des Sauerstoffs verbraucht – weitere 50% stehen ihm noch zur Verfügung. Das Potenzial der vorhandenen Ressourcen ist uns oft nicht bewusst. Persönliche Grenzen auszuloten macht uns diese zugänglich. Dies schaffe Erfahrungen, die sich auch auf den Alltag anwenden lassen. „Auf sich selbst schauen“ ist ebenso eine Kompetenz, die bei dem Weiterbildungsstudium „Systemisches Coaching“ im Mittelpunkt steht. Denn das Angebot vermittelt nicht nur Fachwissen, sondern regt auch die Persönlichkeitsentwicklung an, die in begleitenden Supervisionen reflektiert wird.

Ebenso wichtig: das Gegenüber in seinen Beziehungen eingebettet sehen. So können Coaches in beratenden Situationen auf Augenhöhe Ressourcen in Coachees aktivieren, um sie bei der Erreichung ihrer Ziele zu unterstützen. Das ist der spezielle Ansatz des systemischen Coachings. „Ich betrete jedes Mal wieder Niemandsland. Wie gehe ich vor? Was sind meine blinden Flecken?“, fasst Gaillard die Situation in Beratungsgesprächen zusammen.

Kompetenzentwicklung und Hintergrundwissen

Ich betrete jedes Mal wieder Niemandsland

Als Beraterin hat Ursula Gaillard bereits Erfahrung. Die 62-jährige studierte Philosophin und Historikerin arbeitet in Bern als Jobcoach für Stellensuchende mit Migrationshintergrund. Damit der Einstieg in die Arbeitswelt gelingt, müssen auch hier die vorhandenen und möglichen zu entwickelnden Ressourcen bewusst gemacht werden. Im November 2022 hat sie das Studium an der FernUni begonnen, um sich selbstständig zu machen und eine eigene Beratertätigkeit aufzubauen. Sie möchte den Ansatz der positiven Psychologie und der gewaltfreien Kommunikation verfolgen, die mit dem Systemischen Coaching kompatibel sind.

„Mit dem Studienmodell des Instituts für wissenschaftliche Weiterbildung der FernUni bin ich sehr zufrieden,“ sagt Ursula Gaillard. Von den virtuellen Anteilen in ihrem Fernstudium profitiert sie gleich doppelt: Einerseits kann sie dank ihnen zeitlich und örtlich unabhängig studieren, andererseits liegt auch die Zukunft der systemischen Beratung in hybriden Settings. So sammelt sie nebenbei wichtige methodische Erfahrungen – etwa mit Online-Sitzungen. Auch die Lernmaterialien bewertet sie positiv: „Die Dokumente sind nicht überladen, sondern schlicht und verständlich gehalten.“

Ursula Gaillard ist erst spät zum Apnoe-Tauchen gekommen. Heute liebt sie den Sport. Deshalb hält sie auch nichts davon ab, den Späteinstieg in die Wissenschaft zu wagen: Nach ihrer positiven Erfahrung mit der Weiterbildung in Hagen erkundigt sie sich nun nach Möglichkeiten für eine Promotion.

Stand: März 2023

Carsten Sander | 20.03.2024