Kerstin Herrnkind
„Das ist echtes, freiheitliches Denken“
Lesen. Schreiben. Tee trinken. Das ist Kerstin Herrnkinds Lieblingsbeschäftigung. Und – bis auf Tee trinken – auch ihr Beruf: seit 1999 arbeitet die gebürtige Bremerin als Reporterin und Autorin beim „stern“, einem der bekanntesten Wochenmagazine Deutschlands. „Ich wollte eigentlich immer Journalistin werden“, sagt die 58-Jährige. Neugier und Ehrgeiz ebnen ihr den Weg. Und führten sie auch an die FernUniversität in Hagen.
„Ich glaube, ich brauche immer etwas für den Kopf“, erzählt Kerstin Herrnkind, und lacht. 2012 entschließt sie sich deshalb für ein berufsbegleitendes Studium an der FernUni, zunächst in Rechtswissenschaft. „Aber ich habe schnell gemerkt: das ist nichts für mich“, sagt sie. „Dieser Gutachten-Stil, diese juristische Sprache. Die Juristen werden mich jetzt vielleicht killen, aber: für mich gab es in diesem Studium kein freiheitliches Denken.“
Für Kerstin Herrnkind ist gerade das ein großer Antrieb. Nicht nur als Journalistin, auch als Studentin. Ihr erstes Studium absolviert sie als junge Frau in Hamburg: im Bibliothekswesen, mit Literaturwissenschaft im Nebenfach. „Ich liebe Bibliotheken. Und ich wollte mich nicht nur auf mein journalistisches Talent verlassen, sondern auch auf einen Beruf hin studieren“, erklärt Herrnkind ihre Wahl. „Ich habe das Studium nie bereut. Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht! Und ich habe etwas sehr Wichtiges für meine journalistische Arbeit gelernt, nämlich: zu recherchieren.“
Viel ausprobiert
Nach ihrem Jura-Exkurs schreibt sie sich für Kulturwissenschaften an der FernUni ein. Auch dieses Fach ist nicht ganz das, was sie sucht: zu viele Klausuren, zu wenige Hausarbeiten für ihren Geschmack. „Ich wollte Hausarbeiten schreiben! Ich lerne einfach am besten, wenn ich mir ein Thema selbst aussuche und intensiv dazu recherchiere.“ Kerstin Herrnkind wechselt noch einmal den Studiengang. Und findet schließlich ihr studentisches Glück – im Master neuere deutsche Literaturwissenschaft.
Bereicherung im Beruf
Das FernUni-Studium führt Kerstin Herrnkind nicht nur persönlich „in ganz neue Sphären“, wie sie sagt. Es bereichert sie auch in ihrem Beruf: „In meiner zweiten Hausarbeit habe ich mich mit dem Buch ‚Ein Sommer in Niendorf’ von Heinz Strunk auseinandergesetzt, vor dem Hintergrund der Theorien von Pierre Bourdieu, dem berühmten französischen Soziologen. Das heißt auch: Ich habe Bordieu ausführlich gelesen, ,Die feinen Unterschiede‘ beispielsweise, ein Werk über 700 Seiten.“ In dieser Zeit kommt es zu einem öffentlichen Eklat: Der Podcaster und Philosoph Richard David Precht kritisiert die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock heftig. Spricht ihr ab, für ihr Amt überhaupt geeignet zu sein. „Pierre Bourdieu hätte das Bildungsrassismus genannt“, konstatiert Herrnkind. „Und genau das habe ich dann in einem Kommentar für stern-online auch geschrieben. Die Bücher von Bourdieu lagen ja noch auf meinem Schreibtisch. Ohne das Studium an der FernUni hätte ich das so nicht schreiben können.“
Pluspunkt Flexibilität
Aktuell studiert Kerstin Herrnkind im vierten Semester. Sie hat das Grundstudium gerade abgeschlossen. Neben ihrem Beruf in der stern-Redaktion in Hamburg lernt sie fast jeden Tag für ihr Studium. Das Geheimnis ihrer Produktivität? Es gibt keins. „Bei mir ist es so: Je mehr ich mir vornehme, desto mehr schaffe ich auch“, erklärt Herrnkind. „Dazu kommt, dass mir das Studium an der FernUni einfach Spaß macht: Ich kann mir meine Zeit frei einteilen, ich kann alles an Bildung mitnehmen, was ich möchte. Das ist für mich echtes, freiheitliches Denken!“
Auch die Studienbedingungen an der FernUni hält sie für einen wesentlichen Erfolgsfaktor: „Ich fühle mich hier sehr gut betreut. Ich glaube, wenn die Baby-Boomer in einigen Jahren in Rente gehen, wird die FernUni aus allen Nähten platzen!“ Noch ungefähr zwei Jahre lang will Kerstin Herrnkind in der stern-Redaktion arbeiten. Und dann? Ganz sicher ist sie noch nicht. Aber eines steht fest: „Ich werde weiter lesen, schreiben und Tee trinken.“
Stand: Dezember 2023