Ilka Köhler
Mit dem Herzen in der Pädagogik

Ilka Köhler hatte einen festen Plan: Mit einem Bachelor in Bildungswissenschaft von der FernUni wollte die Sonderpädagogin ihre beruflichen Möglichkeiten erweitern. Ihr Weg war bis dahin konsequent, aber nicht immer einfach. Viele Jahre arbeitete sie als Sonderpädagogin in Kitas, Grund- und Förderschulen – jedoch nur befristet, von Sommer zu Sommer, ohne finanzielle Sicherheit in den Ferienzeiten. „Dem wollte ich entgehen“, erinnert sie sich. Eine Freundin berichtete ihr von den positiven Erfahrungen an der FernUni und so entschied sich Ilka Köhler 2014 für das Studium der Bildungswissenschaften in Hagen. Ihr Ziel: eine unbefristete Anstellung an einer Schule in Brandenburg, ihrer Heimat.
Selbstbestimmt leben und arbeiten
Doch kurz nach ihrem Abschluss erhielt sie 2021 die Diagnose „berufsunfähig“. Zu viele Jahre war sie trotz ihrer Fibromyalgie – auch Weichteilrheuma genannt – Lehrerin an einer Förderschule, Autorin, Dozentin, Studentin, Mutter, Partnerin und Hausfrau gleichzeitig. Plötzlich stand sie vor der Wahl: verrentet zu werden oder ihr Leben neu auszurichten. „Ich wollte nicht mit Mitte 40 untätig sein. Gleichzeitig war mir klar, dass ich eine Tätigkeit brauche, in der ich selbstbestimmt arbeiten kann, um auf die Zeichen meines Körpers hören zu können und Ruhepausen einzulegen, wenn die nötig werden.“ Sie entschied sich für einen Neustart.
Heute ist die 48-Jährige Unternehmerin und verbringt den deutschen Winter in Australien. Ihr Mann stammt aus Brisbane in Queensland. Weihnachten feiern sie in Sommerkleid und Shorts. Die Wärme ist gut für ihre Gelenke und ermöglicht ihr, auch im Winter arbeiten zu können, ohne lange Ausfälle und Schmerzen.
Motivation durch Lerngruppe
Die Möglichkeit, so flexibel zu leben und zu arbeiten, verdankt sie auch ihrem Abschluss an der FernUni. Durchzuhalten gelang ihr vor allem dank ihrer Lerngruppe. Auf der Einführungsveranstaltung im damaligen Regionalzentrum Berlin lernte sie eine Kommilitonin kennen. Gemeinsam bildeten sie mit einer dritten Studentin eine Lerngruppe – trotz der Distanzen zwischen Berlin, Hamburg und der brandenburgischen Provinz.

„Ohne meine Lerngruppe hätte ich das Studium so nicht geschafft“, sagt sie. Jeden Donnerstagabend tauschten sie sich aus, diskutierten und motivierten sich gegenseitig. „Präsenzveranstaltungen allein hätten nicht gereicht, um mich am Ball zu halten.“ Als 2020 die Corona-Pandemie ausbrach, war sie durch die virtuellen Treffen bereits bestens auf digitales Lernen eingestellt. „Corona war in dieser Hinsicht ein Geschenk“, sagt sie. „Dadurch wurde es im Bildungssektor überhaupt erst möglich, unabhängig vom Standort zu arbeiten.“
Schon vor der Pandemie kam ihr diese Flexibilität zugute: 2019 reiste sie in ihrem Sabbatical für vier Monate allein in einem Bulli durch Europa, ihre Studienunterlagen stets dabei. „In dieser Zeit habe ich viele wunderbare Menschen getroffen und viel über mich selbst gelernt.“
Eigenes Unternehmen gegründet
Das Thema Pädagogik zog sich wie ein roter Faden durch ihr Studium an der FernUni. Ihre Bachelor-Arbeit widmete sie dem neurolinguistischen Programmieren und konzipierte eine 200-stündige Weiterbildung für pädagogische Fachkräfte. Das Studium vertiefte außerdem ihr Interesse am lebensbegleitenden Lernen und der Erwachsenenbildung. Eigentlich wollte sie in diesem Bereich beruflich Fuß fassen – doch ihre Diagnose stellte alles auf den Kopf.
Ohne meine Lerngruppe hätte ich das Studium so nicht geschafft.
Ilka Köhler, Absolventin Bildungswissenschaft
Die Idee für ein eigenes Unternehmen reifte heran. Schon während ihrer Lehrtätigkeit und ihres Studiums hat sie Bücher veröffentlicht und Seminare für pädagogische Fachkräfte gegeben. „Mir wurde bewusst, dass ich es gesundheitlich nicht mehr selbst schaffen würde, alle Seminare selbst zu geben und alle angefragten Themengebiete zu bedienen.“
2023 fasste sie endgültig den Entschluss zu gründen: eine Plattform, um bundesweit Bildungsexpert:innen mit Bildungseinrichtungen zu verknüpfen. Die Themen reichen dabei von A wie Achtsamkeit über K wie Kindertanz bis hin zu Z wie Zeitmanagement. „Das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Mit dem Herzen bleibe ich in der Pädagogik und kann immer noch etwas Positives für Kinder bewegen.“
Auf ihrer Website bringt sie Fachkräfte mit Kitas, Schulen und anderen Institutionen zusammen. „Es gibt so viele kompetente Experten, die aber keine Selbstvermarkter sind“, erklärt sie. Das Marketing übernimmt sie über ihre Plattform. „Es ist eine Win-Win-Win-Situation: Die Einrichtungen sparen Zeit und Geld bei der Suche, ich kann arbeiten und die gelisteten Experten können direkt von ihrer Zielgruppe gefunden werden – die größten Gewinner sind jedoch – die Kinder, die von den Angeboten und den qualifizierten Pädagogen profitieren.“
Interkulturelles Kommunikationstraining
Vor ihrer unternehmerischen Tätigkeit engagierte sie sich als Speakerin und Dozentin. Dafür hat sie sich im Bereich Kommunikationstrainings weitergebildet – und bei einer entsprechenden Ausbildung in China ihren Mann kennengelernt. „Globalisierung“, kommentiert sie lachend. Ihre Erfahrungen in China haben ihr zudem neue kulturelle Einblicke gegeben. Vor allem haben sie ihr gezeigt, dass selbst grundlegende Kommunikationsformen wie das Zeigen von Zahlen mit Fingern nicht universell verständlich sind. „Das war schon lehrreich“, erinnert sie sich.
Wenn sie nicht arbeitet, widmet sie sich ihren anderen Leidenschaften: dem Malen, Lesen oder ausgedehnten Wanderungen. Ihr bisher höchster Punkt war das Annapurna-Base-Camp in Nepal auf 4.130 Metern. Eins bleibt in Ilka Köhlers Leben sicher: Sie bleibt nicht stehen.