Gerald Stephani

Lernen in Malawis Hauptstadt

Ein junger Mann ist umgeben von Nachbarskindern am Malawisee in Afrika. Foto: Privat
Unter Nachbarskindern am Malawisee: Gerald Stephani lernt die Landessprache Chichewa.

Gerald Stephanis Draht nach Hause ist das Internet – seit er 2007 im niedersächsischen Diepholz Abitur gemacht hat. Seitdem ist Stephani in der Welt unterwegs, hat nicht mehr dauerhaft in Deutschland gelebt. „Es hat sich immer so ergeben“, erzählt der 28-Jährige. „Meine Generation hat das große Glück, dass wir vielfältige Möglichkeiten haben, uns frei zu bewegen. Es wäre fast schade, diese Möglichkeiten nicht zu nutzen.“ Stephani hat bereits in verschiedenen Ländern Europas und Afrikas studiert und gearbeitet.

Der Traum von Afrika

Aktuell lebt er in Malawi. Von hier aus hat er sich für das Interdisziplinäre Fernstudium Umweltwissenschaften („infernum“) an der FernUniversität eingeschrieben, um seinen Master-Abschluss zu machen. „Es ist wie maßgeschneidert für mich“, sagt Stephani, der zurzeit auch Deutschlandstipendiat an der FernUniversität ist. „infernum“ ergänzt sein Bachelor-Studium Kulturtechnik und Wasserwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien um weitere ökologische und vor allem sozial- sowie politikwissenschaftliche Aspekte. „Das war mir wichtig.“

Nach dem Erststudium wollte er zunächst praktisch arbeiten: Für Praktika bei der Welthungerhilfe und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit ging er nach Madagaskar. Ein weiterer Aufenthalt in Afrika war Gerald Stephanis großer Traum, nachdem er vor dem Bachelor-Studium einen einjährigen Freiwilligendienst in einem landwirtschaftlichen Projekt in Dänemark und Mosambik geleistet hatte.

Als seine Freundin ein Jobangebot für Malawi bekam, zogen beide im Sommer 2015 dorthin um. Kennengelernt hatten sie sich während Stephanis zweisemestrigen Erasmus-Aufenthalt in Istanbul. Sie waren schon gemeinsam nach Madagaskar gegangen. Für Stephani war mit dem Umzug in die malawische Hauptstadt Lilongwe der ideale Zeitpunkt gekommen, weiter zu studieren. „Ich wollte auf jeden Fall noch einen Master machen.“

Blick auf eine Savanne im afrikanischen Malawi mit Bäumen und Steppe, im Vordergrund steht ein junger Mann. Foto: Privat
Gerald Stephani während eines Besuchs der Savanne

Wissen für Ofenbau

Solange das Netz stabil läuft, hat Stephani auch kein Problem mit dem Lernen. Bei Fachliteratur sieht es für bestimmte Themen anders aus, obwohl Stephani in der Hauptstadt lebt. Doch dank der Datenbanken der FernUni-Bibliothek fühlt er sich ausreichend versorgt. Als Vollzeitstudent muss er allerdings seine Zeit fürs Lernen im Alltag mitunter verteidigen.

„Ich werde oft von den Einwohnern Malawis als Experte angesehen und auf der Straße angesprochen“, berichtet Stephani aus einem Alltag. Wenn er kann, hilft er – etwa mit seinem Wissen beim Ofenbau. Denn die Kochstellen in den Lehmhäusern werden häufig auf traditionellen Drei-Steine-Feuern mit Holz befeuert. Das hat extreme gesundheitliche Auswirkungen und ökologische Folgen. „Ich kann hier Aspekte aus meinem Studium anwenden.“

Ihm ist der Kontakt zu Einheimischen wichtig: So kauft er regelmäßig auf dem Markt ein, um auch hier ein paar Brocken der Landessprache Chichewa zu lernen. „Ich möchte mehr als nur geographisch in Malawi leben.“

Ökologie – Ökonomie – Soziales

Wohin er sich nach dem „infernum“-Abschluss beruflich orientieren will, steht noch nicht definitiv fest. Ideen gibt es viele. „Ich kann mir gut vorstellen, beispielsweise weiter in der Entwicklungszusammenarbeit zu arbeiten, auf jeden Fall aber auf irgendeine Weise im Umweltbereich“, skizziert er. „Für mich gehören ökologisches, ökonomisches und sozial nachhaltiges Handeln zu den Grundprämissen jeglichen Handelns. Darin möchte ich mich zunächst fundiert bilden.“

Stand: August 2016