Forschungspreise der FernUniversität

Die Forschungspreise gehen dieses Jahr an Dr. Almut Leh und Dr. Dennis Möbus für ihr Projekt „Oral-History.Digital“ sowie in der Kategorie „Nachwuchs“ an Dr. Maria-Therese Friehs.


Gruppenbild Foto: Volker Wiciok
Prorektor Prof. Stefan Smolnik (li.) und Rektorin Prof. Ada Pellert (re.) freuen sich, den Forschungspreis beim DIES ACADEMICUS an Dr. Almut Leh (2.v.li.) und Dr. Dennis Möbus (2.v.re.) zu überreichen.

Die Forschungspreise der FernUniversität gehen in diesem Jahr an Dr. Almut Leh und Dr. Dennis Möbus für ihr Projekt „Oral-History.Digital“ sowie in der Kategorie „Nachwuchs“ an Dr. Maria-Therese Friehs.

Forschungspreis für das Projekt Oral-History.Digital

Die beiden Historiker:innen Almut Leh und Dennis Möbus freuen sich sehr über den Forschungspreis: „Wir hatten uns mit unserem Projekt zwar gewisse Chancen ausgerechnet, waren dann aber doch überrascht, tatsächlich gewonnen zu haben.“

Gewonnen haben sie mit Oral-History.Digital, einer Plattform für wissenschaftliche Sammlungen von audiovisuell aufgezeichneten narrativen Interviews. Das DFG-geförderte Kooperationsprojekt, an dem verschiedene Universitäten und Einrichtungen mitgearbeitet haben, ist in diesem Jahr zu einem erfolgreichen ersten Abschluss gekommen. Seit September ist Oral-History.Digital online. Die Webseite und ihre Möglichkeiten heben seitdem die Oral-History-Forschung auf eine neue Stufe. Dank der Plattform können Interviews, die bisher bei vielen verschiedenen Institutionen aufbewahrt waren, an einer zentralen Stelle sichtbar und zugänglich gemacht werden. Das Interesse ist dementsprechend groß: Sowohl von Seiten derjenigen, die ihre Interview-Sammlungen in Oral-History.Digital einstellen, wie Museen, Universitäten oder Stiftungen, als auch von Seiten der Forschenden, die so einen viel besseren und einfacheren Zugriff auf Interviews haben. Außerdem sind die Quellen so auch für Studierenden oder Lehrer:innen komfortabel nutzbar. Die Jury des Forschungspreises lobt daher auch die sehr hohe Praxisrelevanz sowie den herausragenden Beitrag für die Forschungscommunity.

Für Forschungs- und Bildungszwecke sind Oral-History-Interviews eine sehr gute Quelle. „Gerade aktuell werden sie nachgefragt wie nie zuvor. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass Zeitzeugen des Nationalsozialismus nicht mehr befragt werden können, das Forschungsinteresse aber gleichzeitig bestehen bleibt“, erklärt Almut Leh. Sie war als Co-Projektleiterin unter anderem dafür zuständig, das Projekt bei anderen Sammlungsinhaber:innen zu bewerben.

Der Forschungspreis

Seit 2021 verleiht die FernUniversität beim Dies Academicus einen Preis für herausragende Forschungsleistungen. In diesem Jahr wurde das Preisgeld von insgesamt 20.000 Euro auf zwei Kategorien aufgeteilt: die Kategorie „Forschungsprojekt“ und die Kategorie „Nachwuchs“.

State-of-the-art-Technologie

Dennis Möbus Aufgabe bestand unter anderem darin, die Bestände mit Hilfe von state-of-the-art-Technologien etwa aus dem Bereich des maschinellen Lernens zu erschließen. Denn ein wichtiger Bestandteil des Forschungsprojektes ist es, Oral-History-Interviews in aktuell bestmöglicher Weise anzubieten. „Dafür arbeiten wir auch in unserer Forschungsgruppe „digital humanities – Forschen im digitalen Raum“ des Forschungsschwerpunktes „digitale_kultur“ mit Prof. Matthias Hemmje aus dem Lehrgebiet für Multimedia und Internetanwendungen, Prof. Uta Störl vom Lehrgebiet Datenbanken und Informationssysteme und externen Kooperationspartnern zusammen“, erläutert Möbus.

Mit dem Release der Plattform ist das Projekt Oral-History.Digital auch noch lange nicht beendet. Die DFG hat gerade erst einen Folgeantrag für drei weitere Jahre genehmigt. Almut Leh freut sich, dass in diesem Folgeprojekt der Anteil der FernUniversität noch einmal gestiegen ist. „In den kommenden drei Jahren werden wir die Internationalisierung und die Interdisziplinarität vorantreiben.“ Dennis Möbus betont: „Außerdem werden wir beständig evaluieren und die Plattform weiter an das Verhalten der Nutzenden anpassen.“ Das Preisgeld des Forschungspreises wollen die beiden für leistungsfähige Computertechnik und Arbeitskräfte einsetzen, die dem eigenen Archiv „Deutsches Gedächtnis“ online als Teil von Oral-History.Digital zugutekommen.

Almut Leh und Dennis Möbus arbeiten beide im Institut für Geschichte und Biographie der FernUniversität. Leh ist dort Geschäftsführerin und zudem Leiterin des Archivs „Deutsches Gedächtnis“. Möbus ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt Oral-History.Digital und koordiniert die Forschungsgruppe „digital humanities – Forschen im digitalen Raum“ im Forschungsschwerpunkt „digitale_kultur“.

Gruppenbild mit Maria-Therese Friehs, Prorektor Stefan Smolnik und Rektorin Ada Pellert. Foto: Volker Wiciok
Dr. Maria-Therese Friehs (Mitte) bekam den Forschungspreis in der Kategorie „Nachwuchs“.

Forschungspreis in der Kategorie „Nachwuchs“

Maria-Therese Friehs arbeitet seit April 2021 im Lehrgebiet Psychologische Methodenlehre und Evaluation der FernUniversität. Ihr besonderes Forschungsinteresse gilt den Themen Intergruppenkontakte, Vorurteilsforschung und soziale Wahrnehmung. Für die Jury stach sie unter den Bewerberinnen und Bewerbern in der Kategorie „Nachwuchs“ unter anderem durch ihre erkennbar hohe Eigenständigkeit und ihre hervorragende internationale Vernetzung mit interdisziplinären Kooperationspartner:innen hervor.

In dem Forschungsprojekt, mit dem sich die 30-Jährige beworben hatte, geht es um das Zusammenleben in Landau. Von Januar bis März dieses Jahres befragten sie und ihr Team etwa 150 Anwohner:innen in mehreren Runden dazu, wie sie auf eine neue Unterkunft für Geflüchtete blicken und die Nachbarschaft bewerten. Dabei sammelte das Forschungsteam Antworten in drei Bereichen: Wie nehmen sie den eigenen Wohnort Landau wahr? Wie bewerten sie die neuen Nachbar:innen? Und wie hoch ist die Akzeptanz gegenüber möglichen Veränderungen? Die Ergebnisse in allen drei Bereichen zeugten von einer vorwiegend sorglosen und positiven Stimmung.

Das Projekt „Zusammenleben in Landau“ führte die FernUniversität in Hagen gemeinsam mit der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) durch. Finanziert wurde es im Rahmen des „Flexiblen Fonds Nachwuchs“ der internen Forschungsförderung der FernUniversität. „Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle zudem bei den Bachelorstudierenden und den Forschungspraktikant:innen, die an dem Projekt mitgearbeitet und mich bei der Datenerhebung unterstützt haben“, teilt die Psychologin gerne die Lorbeeren.

Projekt als Basis für weitere Drittmittel

Maria-Therese Friehs hat ihr Forschungsprojekt mittlerweile bereits auf zwei internationalen Konferenzen vorgestellt. Ferner arbeitet sie gerade an drei wissenschaftlichen Publikationen, die rund um das Projekt entstehen sollen und möchte auf Basis ihrer Erkenntnisse weitere Drittmittel einwerben. Ihre Arbeiten sind jedoch nicht nur in der wissenschaftlichen Welt auf Interesse gestoßen. Auch in Landau selbst: „Wir sind gerade dabei, erste Kooperationen mit der städtischen Verwaltung aufzubauen.“

Über den Gewinn des Forschungspreises freut sich die Nachwuchswissenschaftlerin sehr: „Es ist eine schöne Wertschätzung. Mit dem Preisgeld habe ich ein kleines Stück Unabhängigkeit gewonnen und kann mir damit zum Beispiel etwas unterstützende Arbeitskraft für weitere Forschungsprojekte finanzieren.“ Denn forschen möchte Maria-Therese Friehs noch weiter: „Ich bin gerade dabei zu habilitieren und möchte auf jeden Fall in der Forschung bleiben. Es macht mir total viel Spaß!“

Die Jury

In der Jury des Forschungspreises sitzen Personen, die eine Verbindung zur FernUniversität haben und ihre Besonderheiten kennen. Zudem sollen die Jurymitglieder ein möglichst breites Fächerspektrum abdecken.

mehr Infos

In diesem Jahr bestand die Jury aus:

  • Prof. Dr. Sonja Blum (Universität Bielefeld)
  • Prof. Dr. Johannes Blömer (Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an der Universität Paderborn)
  • Prof. Dr. Thomas Volling (TU Berlin, Beirat im Forschungsschwerpunkt E/U/N)
  • Prof. Dr. Karolin Kappler (Katholische Hochschule NRW)

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Carina Grewe | 13.11.2023