Auf dem Weg zu mehr Klimaschutz ist der Umbau der Industrie unverzichtbar. Dazu werden neue Technologien benötigt, die CO2 abscheiden und nutzen. Entsprechende Verfahren und Technologien, mit denen aus Hüttengasen der Stahlproduktion wertvolle chemische Vorprodukte – unter anderem für Kraftstoffe, Kunststoffe oder Düngemittel – gewonnen werden können, werden unter dem Begriff Carbon Capture and Utilization (CCU) zusammengefasst. Auf welche Art und Weise werden dieses Wissen und die Anwendung dieser Verfahren und Technologien erzeugt und in die Gesellschaft kommuniziert? Und wie steht es um die regulatorischen Rahmenbedingungen für die CCU-Technologien?

Das kürzlich gestartete Forschungsprojekt „Gesellschaftliche Einbettung von Kohlenstoffkreisläufen“ geht diesen Fragen in den kommenden vier Jahren an der FernUniversität in Hagen nach. In einem interdisziplinären Team aus Mitgliedern des Forschungsschwerpunkts Energie, Umwelt und Nachhaltigkeit (E/U/N) unter der Leitung von Dr. Julia-Lena Reinermann werden soziotechnische Vorstellungswelten erforscht, frühzeitige und transparente Partizipation erprobt und Erzählformen mit Journalist:innen entwickelt. Darüber hinaus wird von Prof. Dr. Bernhard Kreße, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Deutsches und Europäisches Wirtschaftsrecht, Energierecht und Rechtsvergleichung und seinem Team die regulatorischen Rahmenbedingungen analysiert und Handlungsempfehlungen gegeben.

Foto: FernUniversität
Sind seitens der FernUni jetzt in das Projekt eingestiegen: (2. Reihe, v.li.) Prof. Bernhard Kreße, Julia-Lena Reinermann, Sophie Schmengler, Blerine Delija sowie (1. Reihe, v.li.) Eileen Czaja und Hannah Müller.

Kommunikationsforschung für eine erfolgreiche Umsetzung

Ein zentraler Aspekt ist die aktive Einbeziehung der Öffentlichkeit in Planungsprozesse, um frühzeitig Bedenken und Fragen zu berücksichtigen und eine breite Akzeptanz zu fördern.
Dr. Julia-Lena Reinermann, Kommunikationswissenschaftlerin am Lehrgebiet Umweltwissenschaften erklärt: „Wir müssen den Menschen die Möglichkeit geben, aktiv an der Gestaltung unserer nachhaltigen Zukunft mitzuwirken. Nur so können wir das Vertrauen in diese wichtigen Technologien stärken und eine erfolgreiche Umsetzung gewährleisten. Hierfür brauchen wir offene Dialoge mit Bürger:innen, medialen Akteuren und der Zivilgesellschaft.“

Von der Grundlagenforschung zur industriellen Anwendung

Eingebettet ist das FernUni-Vorhaben in das Verbundprojekt Carbon2Chem®. Das Projekt wird durch das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT und thyssenkrupp in enger Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (MPI-CEC) koordiniert. „Die Herausforderungen und Chancen, die der Umbau eines nachhaltigen Energiesystems mit sich bringt, erfordern innovative Lösungen, die über den Tellerrand einzelner Branchen hinausblicken“, betont Prof. Dr. Walter Leitner, Direktor am MPI CEC. „Carbon2Chem® ist ein Leuchtturm und ein Paradebeispiel für die erfolgreiche Verbindung von Grundlagenforschung, angewandter Forschung und industrieller Anwendung.“

Neue Herausforderungen und erweiterter Projektumfang

Bereits seit 2016 hat der Verbund Carbon2Chem®, der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, wegweisende Erkenntnisse gewonnen, die in Zukunft einen wichtigen Beitrag zum klimafreundlichen Umbau der Industrie leisten sollen. In der aktuellen, dritten Projektphase von 2025 bis 2028 stehen die anwendungsbezogene Verifizierung der gefundenen Lösungen, die Anpassung für Gase der Direktreduktion im Stahlbereich sowie die umfassende Untersuchung von Methanol und Wasserstoff im Mittelpunkt. Hierfür hat das Projekt neben der FernUniversität in Hagen weitere hochkarätige Partner gewonnen: BASF, EY Consulting GmbH und die Universität Duisburg-Essen verstärken das Konsortium. „Es hilft uns sehr, diese neuen Partner an Bord zu haben. Gemeinsam werden wir die Entwicklung von Carbon2Chem® weiter vorantreiben und die Technologie zur Marktreife führen“, erklärt Prof. Dr. Görge Deerberg, Carbon2Chem®-Projektkoordinator und Direktor für Transfer bei Fraunhofer UMSICHT. „Mit diesen neuen Schwerpunkten und Partnern startet das Forschungsprojekt in eine vielversprechende Phase und leistet einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen industriellen Transformation.“


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Presse | 09.04.2025