Jessica Förster

Data Scientists fliegen die Jobs zu

Foto: Business Beach Masters Berlin
Volleyball als Ausgleich zu Job und Studium: Jessica Förster bei den Business Beachmasters in Berlin.

Die Lust auf Mathe scheint bei den Förster-Frauen ungleich verteilt. Die Mutter stellt schnell fest, dass ein Masterstudium Wirtschaftswissenschaft mit seinem hohen Matheanteil nichts für sie ist, daher studierte sie nicht weiter. „Mathe, das war bei meiner Mutter ewig her“, erzählt Tochter Jessica Förster. „Aber sie war von dem Konzept der FernUni so überzeugt, dass sie zu mir meinte: ‚Wäre das nicht was für dich?‘“ War es. Jessica Förster ist seit Ende des Jahres stolze Absolventin eben dieses Masterstudiums an der FernUniversität in Hagen – trotz Mathe oder gerade deswegen.

Spaß an Zahlen und fast unlösbaren Aufgaben hatte sie schon immer. Als Schülerin im Mathe-Leistungskurs hat sie an bundesweiten Mathematik-Olympiaden teilgenommen. Heute arbeitet die 25-Jährige als Data Scientist bei einem Berliner Energieversorgungsunternehmen. Eigentlich berechnet sie, wie gut Werbekampagnen ankommen oder wie wahrscheinlich es ist, dass ein Kunde kündigt. Doch seit Beginn der Energiekrise haben sich die Themen verlagert und ihre Kolleginnen und Kollegen besonders viel zu tun. Statt neue Kunden anzuwerben, ging es jetzt eher darum, allen Bestandskunden mehr Planungssicherheit zu bieten. „Daten sind bei dem Thema total gefragt. Da ist unsere Abteilung Ansprechpartner Nummer eins“, sagt Jessica Förster, die bis dahin zum Glück schon fast durch war mit dem Studium. Nur die Masterarbeit fehlte noch. Darin hat sie natürlich wieder einen Schwerpunkt auf ihr Lieblingsthema gelegt.

Kaum Frauen bei Mathe-Olympiade

Sie hat über Geschlechtsunterschiede bei der Internationalen Mathematik-Olympiade geschrieben. Die Weltmeisterschaft, an der Schülerinnen und Schüler aus mehr als 100 Ländern teilnehmen. Das Ergebnis ist ernüchternd. „In den vergangenen 62 Jahren, so lange es die Olympiade gibt, sind nur acht Prozent der Teilnehmenden Frauen gewesen“, erklärt Jessica Förster. Und die haben auch noch tendenziell schlechter abgeschnitten als die Männer. Sie erinnert sich, dass bei ihrer eigenen Teilnahme am Bundeswettbewerb auch schon wenig Mädchen vertreten waren. Immerhin sorgt die Gleichstellung für mehr Chancengerechtigkeit allen Geschlechtern gegenüber. Wenn auch auf einem niedrigen Niveau. „Bei Ländern, in denen die Gleichstellung weiter vorangeschritten ist, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass unter den sechs Schülern auch mal ein Mädchen dabei ist.“

Jessica Förster, Masterabschluss Wirtschaftswissenschaft Foto: Privat

„Einen Bachelor in BWL hat gefühlt jeder und mit dem Master bekomme ich jetzt noch bessere Stellen angeboten.“

Jessica Förster, Masterabschluss Wirtschaftswissenschaft

Die einzige Frau zu sein, das kennt sie aus ihrem Job zwar auch, macht ihr aber wenig aus. „Wir ticken alle sehr ähnlich im Data-Team, denken sehr strukturiert, eigentlich macht es Spaß, unter Gleichgesinnten zu sein“, sagt sie und erhofft sich vom Master-Abschluss einen Sprung auf der Karriereleiter. „Einen Bachelor in BWL hat gefühlt jeder und mit dem Master bekomme ich jetzt noch bessere Stellen angeboten.“ Kein Klischee: Data Scientist fliegen die Jobs gerade zu.

„Die Anonymität muss man mögen“

Nach ihrem ersten, einem dualen Bachelorstudium hatte Jessica Förster sofort eine unbefristete Stelle. Das war auch der Grund, warum sie den Master im Fernstudium machen wollte. „Das hat optimal gepasst.“ Besonders die freie Zeiteinteilung war ihr wichtig. „Mit dem Vollzeitjob lässt sich ein Teilzeitstudium natürlich viel besser koordinieren.“ Bis auf zwei Klausuren konnte sie alles andere aufgrund von Corona online machen. „Die Anonymität muss man mögen“, meint Jessica Förster. Und wer bei vielen Terminen schnell mal den Überblick verliert, erlebt möglicherweise später eine böse Überraschung. „Man wird jetzt nicht an jeden Abgabetermin und jede Anmeldefrist erinnert. Da muss man sich schon selbst drum kümmern.“ Die ganze Organisation sei zwar anstrengend gewesen, dafür habe sie das Studium gut durch die graue Corona-Zeit getragen. „Da das restliche Leben eingeschlafen war, war es ganz praktisch, sich auf den Master konzentrieren zu können, einfach auch die Zeit dafür zu haben.“

Jetzt, nach dem Studium, will sie wieder mehr Zeit in ihr Hobby investieren. Sie spielt Volleyball. Einmal in der Woche im Betriebssportverein, zweimal in der Woche freizeitmäßig. „Wir sind sogar mal bei den europäischen Betriebssportspielen angetreten und haben dort unser Unternehmen vertreten“, sagt Jessica Förster, die sich schon auf wärmeres Wetter und Beachvolleyball unter dem Berliner Sommer-Himmel freut. Ein weiteres Studium – Mathe oder Informatik – kommt zumindest vorerst für sie nicht in Frage. „Aber es hat sich sehr gut angefühlt, mit dem Masterabschluss in der Tasche frisch ins neue Jahr starten zu können.“

Stand: März 2023