Laurin Fravi
Laurin Fravi rast auf den schmalen Brettern durch die Rennloipe, kommt am Schießstand an, schnauft kurz durch. Peng – peng – peng – peng – peng. Fünf Schuss – fünf Treffer. Was beim Schweizer Biathleten kinderleicht aussieht, ist es nicht. Viele Stunden Training von seiner Kindheit an stecken dahinter.
Biathlon-Arena vor der Haustür
Seine Trainingsstätte in der Lenzer Heide liegt nur einen Kilometer von seinem Elternhaus entfernt. „Langlaufen hat in unserer Familie Tradition“, sagt der 21-jährige Schweizer in der Mittagspause zwischen Schieß- und Skitraining. „Bereits mein Großvater hat den Engadiner Skimarathon absolviert. Als das Projekt Biathlon-Arena Lenzerheide unter anderem von meinem Vater initiiert wurde, war für mich klar, dass ich diesen Sport ausprobieren will.“ Mit 14 Jahren setzte Laurin Fravi dann mit dem Schritt ans Sportgymnasium Davos definitiv auf die Karte Biathlon. Inzwischen ist er Vollzeitprofi, trainiert seit Frühling 2021 in der Elite-Trainingsgruppe von Swiss-Ski und kämpft diesen Winter um einen Platz im IBU-Cup.
Lernen in der Mittagspause
Parallel entschied sich Laurin Fravi für ein Studium: „Neben dem Sport will ich mich auch akademisch herausfordern und einen Abschluss in der Hand haben.“ Um Biathlon-Karriere und Studium flexibel unter einen Hut zu kriegen, fiel die Wahl auf die FernUniversität in Hagen. Mit dem Bachelor in Politik, Verwaltung und Soziologie hat Fravi die richtigen Inhalte für sich gefunden. „Vor allem Soziologie finde ich sehr spannend, das ist mein Schwerpunkt“, sagt er nach dem ersten Studienjahr. Zeit zum Lernen bleibt vor allem nach dem Mittagessen und am wöchentlichen Ruhetag.
Flexibel bleiben in der Pandemie
Eigentlich wollte Laurin Fravi bei der Winter-Universiade in Luzern im Dezember in die Saison starten. Das sportliche Groß-Event musste aber Corona-bedingt kurzfristig abgesagt werden. „Das ist echt schade und natürlich ist die Enttäuschung groß. Aber im Anblick der aktuellen Fallzahlen und der neuen Omicron-Variante ist das absolut nachvollziehbar“, blickt er auf die Absage und fast zwei Jahre Leistungssport in der Corona-Krise. „Ich habe in der Pandemie gelernt, flexibel zu sein und bei der Wettkampfplanung ein wenig an Gelassenheit gewonnen.“
Nun liegt nach ersten Wettkämpfen in Schweden und Norwegen sein Fokus auf dem IBU-Cup und der Europameisterschaft, für die er sich qualifizieren will. In der zweithöchsten Liga des Internationalen Biathlonsports will der junge Schweizer auf sich aufmerksam zu machen und die älteren Athleten herauszufordern. „Die Qualifikation für diese Wettkämpfe wird diesen Winter nicht einfach. Es zanken sich viele Athleten um die fünf Plätze im IBU-Cup“, sagt er. Schießen war früher seine Schwäche, hier hat er aufgeholt. Doch auch im Laufen will er noch zulegen, um den Anschluss an die internationale Spitze zu schaffen.
Weltmeisterschaft 2025 als Fernziel
Der Weg bis zur Weltmeisterschaft 2025 in der Lenzerheide vor der eigenen Haustür ist noch weit und hart. Dafür gibt Laurin Fravi Vollgas. Mit seinem Fernstudium und dem Bachelor-Abschluss im Visier hat er einen Plan B in Hinterhand. Daher hat er den Kopf frei – in der Spur und am Schießstand.