Hanna Klein

Die perfekte Saison: Goldmedaille und Bachelor

Hanna Klein läuft jubelnd durchs Ziel Foto: adh/Arndt Falter
Hanna Kleins Zieleinlauf beim 5.000-Meter-Lauf in Taipeh

Eine Rennbahn in Taipeh, 17 Läuferinnen, 5.000 Meter Strecke – Hanna Klein ist konzentriert. Als der Startschuss fällt, rechnet die Leichtathletin noch nicht mit einem Sieg bei der Sommer Universiade 2017. Das internationale Feld der Konkurrentinnen ist stark. Doch in der finalen Runde entfesselt sie ihre Kraftreserven und zieht an allen vorbei: in einer Gesamtzeit von 15 Minuten und 45,28 Sekunden – Goldmedaille!

„Auf den letzten 200 Metern konnte ich meinen Endspurt voll durchziehen. Es hat mich überrascht, dass ich noch so viel Abstand herauslaufen konnte, aber natürlich war ich überglücklich über den ersten Platz“, freut sich Hanna Klein, die auf der 29. Sommer-Universiade als Studentin der FernUniversität in Hagen angetreten ist. 2017 hat sie ihr Bachelorstudium der Psychologie erfolgreich zu Ende gebracht. Neben Klein reisten rund 9.000 weitere Hochschulsportlerinnen und Hochschulsportler aus 170 Ländern zum Sportevent nach Taipeh. Von den 126 deutschen Athletinnen und Athleten sind zu diesem Zeitpunkt sechs an der FernUniversität eingeschrieben.

Für die gebürtige Pfälzerin hat das Edelmetall besonderes Gewicht: „Dieser Sieg war das Sahnehäubchen meiner bisher erfolgreichsten Saison. Er brachte mir meine erste internationale Medaille ein.“ Dabei steckte der 24-Jährigen der letzte große Wettkampf noch in den Knochen: Erst wenige Tage zuvor bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2017 in London platzierte Hanna Klein sich als elftbeste 1.500-Meter-Läuferin der Welt.

Hanna Klein im Porträt Foto: adh/Arndt Falter
Hanna Klein bei der Sommer-Universiade 2017

Balanceakt zwischen Sport und Uni

Solche Erfolge sind nur mit voller Konzentration auf den Leistungssport möglich. Die Koordination mit anderen Lebensbereichen fällt da nicht immer leicht, wie Hanna Klein nach dem Abitur erfahren musste. Zunächst hatte sie sich für das Fach „Biotechnologie“ an der Universität Stuttgart eingeschrieben. Doch das Präsenzstudium fraß einfach zu viel Zeit. Vor allem die häufige Anwesenheitspflicht und die Arbeit im Labor kollidierten mit dem sportlichen Alltag der Leichtathletin. Eine Entscheidung musste her. „Ich habe mir gesagt: Den Sport kann ich nur machen, wenn ich noch jung bin. Was ich jetzt verpasse, ist später nicht mehr nachzuholen.“ Also brach Hanna Klein ihr Studium ab. Auf akademische Bildung verzichten, wollte sie aber keinesfalls. „Deshalb habe ich mich für ein Fernstudium entschlossen und im Sommersemester 2013 meine ersten Module an der FernUni belegt.“

Mehr Flexibilität im Fernstudium

Die Möglichkeiten des Fernstudiensystems boten Vorteile: „Ich konnte meine Materialien mitnehmen, zum Beispiel ins Trainingslager, und war so sehr flexibel.“ Dennoch war die Doppelbelastung oft eine Herausforderung – etwa, wenn es zu Wettkämpfen ging: „Im März 2017 habe ich an den Halleneuropameisterschaften in Belgrad teilgenommen. Meine Bachelorarbeit habe ich im selben Monat abgegeben“, erzählt Hanna Klein. „Die Qualifikation für das Turnier kam überraschend, trotzdem wollte ich mir die Erfahrung nicht nehmen lassen. Noch am Tag des Finales habe ich dann an der Arbeit gesessen!“, lacht sie. „Allerdings auch zur Ablenkung. Mir tut das Studium nebenher ganz gut, so ist man nicht immer nur auf den Wettkampf fokussiert.“

Dass sie in ihrer Bachelorarbeit kein sportpsychologisches Thema angepackt hat, findet Hanna Klein nicht verwunderlich: „Am Fach Psychologie liebe ich gerade, dass es so vielfältig ist. Meine Interessen waren schon immer sehr breit gestreut!“ Ihren Bachelorabschluss an der FernUniversität nutzt die Sportlerin nun taktisch klug, um in Köln einen Master anzuschließen: „In Nordrhein-Westfalen sitzen meine Bundestrainer, die mich dann direkt vor Ort betreuen können.“ Das ist gut für ihr sportliches Ziel: „Wenn ich meine Leistungen stabilisiere oder sogar verbessere, dann kann ich vielleicht 2020 an den Olympischen Spielen teilnehmen.“

Stand: Oktober 2017

Benedikt Reuse | 20.03.2024