David Konieczny

Zwischen Pyramiden und Programmcodes

David Konieczny vor der Sphinx von Gizeh in Ägypten Foto: David Konieczny
Ikonisch: Die Große Sphinx von Gizeh in Ägypten ist die wohl berühmteste und größte Sphinx. David Konieczny hat sie besucht.

Von altägyptischen Hieroglyphen bis hin zur datenbasierten Kundenanalyse – David Konieczny bewegt sich zwischen zwei Welten. Der 35-Jährige ist der erste Absolvent des noch jungen Masterstudiengangs Data Science an der FernUniversität in Hagen – und einer, der Herausforderungen sucht.

Innerhalb von nur drei Semestern, Oktober 2023 bis März 2025, absolvierte er den Master berufsbegleitend. Die Grundlage war der Bachelorabschluss in Mathe an der FernUni, den Konieczny in fünf Semestern geschafft hat. ,Nebenbei‘ wechselte er zudem seinen Job: vom Gymnasiallehrer zum Berechnungsingenieur in der Automobilindustrie.

Seinen Abschluss an der FernUni krönte er mit einer außergewöhnlichen Masterarbeit: dem maschinellen Auslesen ägyptischer Hieroglyphen. Es ist seine Leidenschaft für Zahlen und Muster, die sich durch seinen Lebenslauf zieht.

Faszination für Hieroglyphen

Die Leidenschaft für Zahlen begleitet ihn schon lange – ebenso wie seine Faszination für altägyptische Inschriften. „Für Ägyptologie habe ich mich schon als Jugendlicher interessiert. Ich kann Hieroglyphen lesen“, erzählt David Konieczny. Eine Fähigkeit, die er nun mit modernster Technik kombiniert hat. In seiner Masterarbeit entwickelte er ein System, das Hieroglyphen automatisiert erkennt und in maschinenlesbaren Text überführt.Betreut von Prof. Torsten Zesch, Experte für Computerlinguistik im Forschungszentrum CATALPA (Center of Advanced Technology for Assisted Learning and Predictive Analytics), programmierte Konieczny ein mehrstufiges Verfahren: von der Segmentierung über die Leserichtungserkennung bis zur Klassifizierung der Zeichen.

Ich wollte einen Abschluss mit Hand und Fuß, der mich für die freie Wirtschaft qualifiziert.

David Konieczny

Dabei musste das System etwa entscheiden, ob ein Text von links nach rechts, von oben nach unten – oder in einer der anderen typischen Richtungen geschrieben ist. Sein Algorithmus überführt Bilder von hieroglyphischen Inschriften in eine maschineninterne Repräsentation der Schriftzeichen.

Am Ende steht ein Code wie „R8“ – das Zeichen für eine Flagge, das das Wort „Gottheit“ ausdrückt. Um sein System zu trainieren, digitalisierte Konieczny auch selbst Hieroglyphen. „Viele Inschriften sind dokumentiert, aber nicht digital erfasst – das erschwert den Einsatz moderner KI“, erklärt er. Die Ergebnisse seiner Arbeit könnten künftig Anwendungen ermöglichen, die Hieroglyphen direkt in Sprache übersetzen.

Zwischen Hochschule und Industrie

Foto: David Konieczny
Eine Geschichte in Bildern: David Konieczny kann Hieroglyphen lesen.

Die Masterarbeit zeigt, was Konieczny auch beruflich antreibt: datenbasiertes Denken mit konkretem Anwendungsbezug. „Data Science verbindet Technologien der IT und mit Methoden aus der Mathematik. Es geht ums Programmieren , aber vor allem auch ums Analysieren, genau das brauche ich als Berechnungsingenieur“, sagt er. Die Studieninhalte: Komplexe Datenanalysen durchführen, Muster erkennen und datenbasierte Entscheidungen treffen – sein theoretisches Wissen von Statistik über maschinelles Lernen bis zur praktischen Modellierung konnte er direkt in seinem Job bei Mercedes Benz einsetzen. Dort analysiert er Fahrzeugdaten, entwickelt Tools und bringt datengetriebene Lösungen in den After-Sales-Bereich. „Ich mag das Algorithmische, die Logik – das finde ich toll“, sagt er über seine Arbeit.

Sprungbrett in freie Wirtschaft

Nach einem kompletten Chemiestudium, einem Lehramtsabschluss in Mathe und Chemie sowie einer kurzen Karriere als Gymnasiallehrer für die beiden Fächer, wagte er 2022 den Sprung in die freie Wirtschaft. Die Stelle bei der Mercedes-Benz AG erhielt er ohne Vorerfahrung in BWL – aber mit viel mathematischer und analytischer Kompetenz. Seitdem arbeitet er im Projektmanagement im After Sales.

Den Wechsel hatte er gut vorbereitet: mit der Einschreibung an der FernUniversität zum Sommersemester 2021. „Ich wollte eine andere Herausforderung, als den Stoff der 7. Klasse regelmäßig zu wiederholen.“ Am Gymnasium zog Konieczny 2022 die Reißleine. Für den Quereinstieg in die Industrie war er durch das Studium an der FernUni gerüstet. „Vor allem wollte ich einen Abschluss mit Hand und Fuß, der mich für die freie Wirtschaft qualifiziert.“ Zunächst absolvierte er den Bachelor Mathematik. „Mathe war schon immer mein Lieblingsfach, aber direkt nach dem Abitur habe ich mich nicht an ein Vollzeitstudium rangetraut“, erzählt Konieczny – und schiebt nach: „Auch im Fernstudium war es sehr anspruchsvoll.“ Immerhin hatte er durch sein Lehramtsstudium eine gute Grundlage.

Asienreise und Klavierspiel

Nach dem Mathe-Bachelor folgte eben der Master in Data Science. Er lernte abends und am Wochenende – und achtet immer auf den Ausgleich: „Ich sitze so viel am Schreibtisch, da brauche ich Bewegung“, sagt er über seine Sportroutine.

Als die Masterarbeit im April 2025 durch war, gönnte sich Konieczny erst einmal eine Auszeit: eine Reise nach Korea und Japan – sein erster Besuch in Asien. Doch auch danach wird es nicht ruhig bleiben. „Ich möchte Klavierspielen lernen“, sagt er. Neue Herausforderungen? Immer gern.

Berufsperspektiven

Ein Hochschulstudium der Data Science bietet eine gute berufliche Grundlage mit verschiedenen Möglichkeiten. Die möglichen Berufsfelder für die Absolventinnen und Absolventen des Masterstudiengangs Data Science sind vielfältig und liegen beispielsweise im Wirtschaftssektor im Bereich Business Intelligence (BI), in IT-Unternehmen, im Gesundheitswesen, im Versicherungs- oder Finanzsektor (beispielsweise im Risiko-Management), in der Verkehrs- und Energiebranche, aber auch in der Wissenschaft. Mit der voranschreitenden Globalisierung und Digitalisierung der Gesellschaft erweitern sich die Einsatzmöglichkeiten für die Absolventinnen und Absolventen dieses Studiengangs stetig.

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Anja Wetter | 02.06.2025