Karen Kulle

Samstag ist Hagen-Tag

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Karen Kulle war es wichtig, im Fernstudium ihren Horizont zu erweitern.

Für ihre Kinder gehört eine Mama, die nebenbei studiert, einfach zum Leben dazu. Als Karen Kulle ihr Studium der Wirtschaftswissenschaft an der FernUni begann, waren die Lütten gerade einmal zweieinhalb und fünfeinhalb Jahre alt. Jetzt, wo sie ihren Abschluss in der Tasche hat, stehen die Kids mit 15 und 18 Jahren selbst vor der Frage, welcher Beruf für sie mal in Frage kommt. Die beiden sind ein Grund, warum sich Karen Kulle gerne etwas mehr Zeit für das Studium gegönnt hat. „Mit zwei Kindern wollte ich einfach keinen Turbo einlegen“, sagt sie. Ein anderer Grund war ihr Job beim Finanzamt. Sie arbeitet dort als Betriebsprüferin. Eine Prüfung bedeutet, je nach Unternehmen, ein straffes Zeitmanagement, und auch ihre Anwesenheit im Unternehmen ist erforderlich.

„Das Tolle am Fernstudium ist, dass man sich die Zeit frei einteilen kann.“ Und genau das hat Karen Kulle gemacht. Immer ein Modul pro Semester in Teilzeit studiert. Das war für sie gut mit Familie und Beruf vereinbar. Schließlich sollte auch noch etwas Zeit für ihre Hobbys Nähen und Joggen übrigbleiben. Einen Fachhochschulabschluss hatte die heute 47-Jährige als Diplom-Finanzwirtin bereits vorzuweisen. Es sei nicht so, als habe sie sich damit nicht gut ausgebildet oder unvollständig gefühlt, sie wollte mit einem universitären Studium an der FernUniversität in Hagen einfach noch einen draufsetzen, ihren Horizont erweitern, neue Perspektiven eröffnen.

Kontakt zu Kommilitoninnen ist Motivation

„Ich habe das Studium für mich gemacht und lebenslanges Lernen finde ich als Motto ziemlich gut“, sagt sie mit Blick auf die vergangenen Jahre, in denen sie nicht nur Job, Familie und Lernen, sondern auch Hauskauf, Haussanierung und zuletzt Homeschooling in der Corona-Zeit jongliert hat. Da gab es auch Phasen, in denen sie überlegt habe, das Studium zu schmeißen. „Vor allem zu Semesterbeginn war der innere Schweinehund immer besonders groß“, erinnert sie sich an so manches Motivationstief.

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Private Abschlussparty: Karen Kulle (2. v.r.) mit ihren Kommilitoninnen von der FernUni.
 

Dass sie über all die Jahre am Ball geblieben ist, hat sie nicht zuletzt drei Kommilitoninnen zu verdanken. Sie haben sich öfter ausgetauscht über das Studium, die Situation drum herum, aufgebaut und angespornt. Kennengelernt haben sie sich bei Mentoriaten am Campusstandort Hamburg (damals noch Regionalzentrum). Deshalb ist Karen Kulles Meinung zu einem Studium, das voll und ganz zu Hause absolviert wird, gespalten. „So toll das mit den Online-Angeboten auch ist, aber es geht nichts darüber, mit Leuten in Kontakt zu kommen, die ticken wie man selbst, und mit denen man ab und zu mal reden kann.“

Private Absolventinnenfeier statt Zeugnisübergabe

Damit sie sich auf ihr Studium konzentrieren konnte, haben alle in ihrer Familie einen Beitrag geleistet. Das weiß sie sehr zu schätzen: „Meine Kinder haben so viel geholfen, dass ich mich vor Klausuren komplett rausziehen konnte. Während des Homeschoolings hat meine älteste Tochter öfter das Kochen übernommen.“ Sie denkt auch an ihre Eltern und Schwiegereltern, die in Lernphasen den ein oder anderen Tag mehr mit ihren Enkeln verbringen durften. „Und ohne meinen Mann, der mich sehr unterstützt hat, wäre vieles gar nicht möglich gewesen.“ Zum Beispiel ein fester Lerntag in der Woche, den Karen Kulle für sich und die FernUni reserviert hatte. „Samstags hieß es bei uns immer ‚heute ist Hagen-Tag‘.“ Auch wenn sie den Hagen-Tag manchmal gerne selbst im Garten hinter ihrem Häuschen statt vor dem PC im Arbeitszimmer verbracht hätte.

„Ich habe das Studium für mich gemacht und lebenslanges Lernen finde ich als Motto ziemlich gut“

Karen Kulle

Doch als dann im vergangenen Jahr der Umschlag mit der Bachelor-Urkunde zu Hause ankam, war schnell klar, dass sich die Mühe und jeder Tag am Schreibtisch gelohnt haben. Weil ihr der feierliche Moment einer Zeugnisübergabe dann doch irgendwie fehlte, hat Karen Kulle das Öffnen des Umschlags zunächst mit Mann und Kindern zelebriert und dann eine private Absolventenfeier zu Hause in Norderstedt bei Hamburg organisiert. „Vielmehr ein Dankeschön-Essen“, sagt sie. Eingeladen waren alle, die sie im Fernstudium unterstützt haben: Eltern, Schwiegereltern, Freunde, Familie und natürlich die drei Kommilitoninnen aus dem Fernstudium. Ein Abschied von der FernUni war es aber noch nicht. Denn da Karen Kulle das Motto lebenslanges Lernen auch weiterhin wörtlich nehmen möchte, wird sie sich nach einem Brückenkurs in Mathe auch noch für den Master Wirtschaftswissenschaft einschreiben.

Stand: Februar 2023

Sarah Müller | 20.03.2024