Uwe Mayer

Portrait von Uwe Mayer Foto: Bernd Brundert
Uwe Mayer

Uwe Mayer hat als Profi-Jongleur Karl3D die Varietés des Landes, den Zirkus Krone oder auch den Moskauer Staatszirkus erobert. Er ist Schauspieler und stand für Film-, Fernseh- und Werbeproduktionen vor der Kamera. Er schreibt Webinhalte und arbeitet als Programmierer. Und weil das alles noch nicht genug ist, hat er parallel auch noch Mathematik an der FernUniversität in Hagen studiert.

Hobby zum Beruf gemacht

Mit Anfang Zwanzig hat Uwe Mayer das gemacht, wovon viele träumen. Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht: „Nach dem Zivildienst bin ich nach Berlin gegangen, um zu studieren. Aber Jonglieren fand ich viel interessanter als das Studium.“ Also fing er mit ernsthaftem Training an. Es folgten erste Auftritte. „Und auf einmal habe ich gemerkt, dass man damit Geld verdienen kann.“

In den kommenden Jahren, drehte sich sein Leben hauptsächlich um Training und Auftritte. „Ich war vier bis sechs Monate im Jahr unterwegs oder an Orten, zu denen ich keinen Bezug hatte.“ Im Jahr 2007 hatte Mayer dann das Bedürfnis, wieder etwas für den Kopf zu tun. Er entschied sich für ein Mathematik-Studium an der FernUniversität in Hagen. „Da ich nie lange an einem Ort war, war ein neues Präsenzstudium kein Thema.“

Vom Jongleur zum Schauspieler

Im Winter 2010/11 spielte er dann seine letzte Varieté-Saison. „Ich wollte nicht mehr diese langen Aufenthalte und lieber in Richtung Schauspielerei gehen.“ Er besuchte daher eine private Schauspielschule und die Zeit für die Jonglage wurde immer weniger. „2013 hatte ich meinen letzten Auftritt.“ An der FernUniversität hatte er in der Zwischenzeit sein Vordiplom erreicht.

Als Schauspieler fiel es ihm aber schwer Fuß zu fassen. „Ich hatte kleinere Auftritte. Für mich alleine hat es finanziell gereicht.“ Ab 2014 war er jedoch nicht mehr alleine. „Als mein erstes Kind geboren wurde, wollte ich nicht mehr von der Hand in den Mund leben. Ich habe angefangen, als Freelancer Webinhalte zu schreiben und zu programmieren.“

Vom Schauspieler zum Programmierer

Der Schritt weg von der Bühne hin ins Büro ist dem heute 39-Jährigen nicht schwergefallen. „Ich programmiere gerne und bin sehr zufrieden damit, Nerd-Krams zu machen.“ Seit 2017 ist er Gesellschafter einer Agentur für digitale Kommunikation. „Wir haben unter anderem die Social-Media-Betreuung für Greta Thunbergs Atlantik-Überfahrt gemacht. Ich habe dafür einen Tracker gebaut.“

Sein Fernstudium musste für seine berufliche Veränderung viele Jahre hintenanstehen. Erst als er einen Brief von der FernUniversität bekam, dass er bis Ende März 2020 den Diplomstudiengang beendet haben müsste, bevor er exmatrikuliert wird, begann er wieder intensiver zu studieren. „Ich hatte mir durchgerechnet, dass ich es knapp schaffen könnte.“ Diese Rechnung wäre jedoch beinahe nicht aufgegangen. „Mitten während der Diplomarbeit bin ich zum zweiten Mal Vater geworden. Da hatte ich echt Zweifel, ob es zeitlich überhaupt klappt. Meine Freundin hat mir aber super den Rücken freigehalten.“

Mathematikdiplom

Am Ende wurde es eine Punktlandung: Am 31. März hat Uwe Mayer seine Diplomarbeit abgegeben. Diese hat er bei Prof. Dr. Winfried Hochstättler über Nachbarschaftspolynome in chordalen Graphen geschrieben. Funktionen, die Mengen von benachbarten Punkten in speziellen Typen von Graphen zählen. Ein anschauliches Beispiel für einen Graphen ist etwa ein U-Bahn-Netz oder ein Stammbaum. Die Arbeit wurde mit 1.0 bewertet und eine Veröffentlichung in Zusammenarbeit mit dem Lehrgebiet Diskrete Mathematik und Optimierung ist geplant.

„Nach der Diplomarbeit habe ich mit meiner Freundin erst einmal die Rollen getauscht und ich bin jetzt für die Kinderbetreuung zuständig.“ Wie es danach weiter gehen soll, weiß er noch nicht. Die Jonglierbälle nimmt er nur noch für seine Kinder in die Hand. Wenn das Projekt stimmt, würde er auch einen Schauspieljob annehmen. „Ansonsten arbeite ich auch gerne als Programmierer und kann mir vorstellen, weiter in die technische Richtung zu gehen. Dafür ist das Diplom eine gute Voraussetzung.“

Stand: Juni 2020

Carina Grewe | 20.03.2024