Beya Mhadbi
Zum Psychologiestudium berufen
„Ich möchte keinen Beruf, ich möchte eine Berufung. Einen Job, der mich erfüllt, in dem ich gedeihen und anderen helfen kann.“ So viel war Beya Mhadbi klar. Damit begann sie ihre „innere Suche“, wie sie es nennt. Ein Jahr lang suchte die heute 30-Jährige. Dann fand sie heraus: „Ich möchte psychologische Psychotherapeutin werden.“ Den Weg dahin ebnet ihr seit dem Wintersemester 2016/17 das Psychologiestudium an der FernUniversität in Hagen. „Als ich mich eingeschrieben habe, ist eine Last von mir abgefallen.“
Dabei hatte Beya Mhadbi schon erreicht, wovon andere träumen: 2008 war sie aus Tunesien nach Deutschland gekommen – mit spärlichen Sprachkenntnissen. 2014 schloss sie ihr Studium der Luft- und Raumfahrttechnik an der Uni Stuttgart mit Auszeichnung ab und trat eine Stelle als Doktorandin bei Rolls Royce Deutschland in der Nähe von Berlin an.
Suche nach neuem Weg
„Meine Karriereaussichten waren gut als Ingenieurin“, sagt sie rückblickend. „Aber ich habe eben gespürt, dass ich einen anderen Weg beschreiten möchte. Mir fehlte die wissenschaftliche Auseinandersetzung.“ Sie wechselte zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin in ein Kooperationsprojekt mit Rolls Royce an die Brandenburgische Technische Universität (BTU). Von hier aus startete sie ihre Suche…
…die sie an die FernUniversität führte. „Ich bin eine begeisterte Fernstudentin und verschlinge Skripte und Vorlesungen“, lacht sie. Ihre Begeisterung wirkt ansteckend. Für die nächsten zehn Jahre ist Mhadbi, die als sehr gute Schülerin ihr Abitur an einem Elitegymnasium in Tunesien machte, durchgeplant. „Ich möchte mein Bachelor-Studium an der FernUni parallel zu meiner Vollzeitstelle zügig abschließen. Danach möchte ich ein Master-Studium mit klinischem Teil beginnen.“
Anschließend möchte sie promovieren und gleichzeitig die Psychotherapieausbildung absolvieren. „Mein Herzenswunsch ist es, sowohl in einer Praxis als auch in der Forschung zu arbeiten. Die Psychologie gibt uns unter anderem Methoden zur Potenzialentfaltung und Gesundheitsförderung an die Hand. Ich möchte mein Wissen dafür einsetzen, anderen zu helfen.“
Das Fernstudium legt den Grundstock dafür. Jetzt geht es für Mhadbi ums Lernen, trotz ihres Teilzeitstudiums hat sie sich zwei Module pro Semester vorgenommen. Bis Juni läuft ihre Vollzeitstelle im Projekt, ab dann hat sie mehr Zeit für ihr Studium in Hagen. Finanzielle Unterstützung bekommt sie durch ein Deutschlandstipendium an der FernUni. „Das hilft mir, meine Ziele umzusetzen.“ Während eines Treffens der Stipendiatinnen und Stipendiaten auf dem Campus in Hagen hat Mhadbi Kontakte zu anderen geförderten Fernstudierenden. „Es war gut, sich austauschen zu können.“
Langfristige Pläne
Beya Mhadbi hat inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit. Als sie 2008 in Heidelberg ankam, sprach sie kaum Deutsch. Über ein Stipendium, das seit den 1970er-Jahren gemeinsam vom Deutschen Akademischen Auslandsdienst und der tunesischen Regierung getragen wird, belegte sie einen Intensivkurs. Sprachbegabung hat sie auf jeden Fall mitgebracht: Sie beherrschte bereits Arabisch, Englisch und Französisch fließend in Wort und Schrift. Deutsch zählt seit zehn Jahren ebenfalls dazu.
„Ich liebe es zu lernen – und ich möchte es umsetzen und anwenden“, sagt Mhadbi. Deshalb will sie später noch Philosophie studieren. „Ich habe schon als Kind die Philosophiebücher meiner Eltern gelesen. Nicht verstanden, aber gelesen“, erzählt sie. „Mit der Kombination Psychologie und Philosophie kann man auch mit 90 noch Theorien entwickeln.“ Langfristig hat sie also auch schon geplant – und den Grundstock gelegt: Sie belegt Einführungskurse in die allgemeine Metaphysik und in die theoretische Philosophie.
Stand: April 2018