Fichte-Gymnasium zu Gast an der FernUni

94 Schülerinnen und Schüler des Fichte-Gymnasiums erkundeten im Rahmen der TalentTage Ruhr die FernUniversität in Hagen – mit spannenden Workshops und Diskussionen.


Foto: FernUniversität
Schülerinnen und Schüler des Fichte-Gymnasiums diskutierten mit Professorinnen und Professoren über Zukunft, Gerechtigkeit und Wissenschaft.

94 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 12 des Fichte-Gymnasiums besuchten im Rahmen der TalentTage Ruhr die FernUniversität in Hagen. Unter dem Motto „Die Welt der Wissenschaft entdecken“ tauchten sie in vier Workshops ein, die nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Mitdiskutieren einluden. Begleitet wurden sie von ihren Lehrerinnen Julia Hönig (Deutsch und Religion) und Kerstin Cegledi-Renard (Deutsch und Geschichte).

Beide zeigten sich begeistert: „Es ist toll, dass die Schülerinnen und Schüler wissenschaftliche Fragestellungen kennenlernen und sich hier an der FernUni an einem ganzen Tag auf vielfältige Art und Weise mit Themen auseinandersetzen. Gerade auch das Kennenlernen einer Hochschule gehört zur Berufsorientierung – inklusive Facharbeit, Bibliotheksbesuch und Recherchetraining. Wir würden das gerne im nächsten Jahr wiederholen.“

Die wissenschaftlichen Impulse lieferten Professorinnen und Professoren der FernUni, die gemeinsam mit den Jugendlichen zentrale Fragen aus Recht, Philosophie, Bildungswissenschaften und Zukunftsforschung diskutierten.

Menschenrechte und moralische Dilemmata

Im Workshop von Prof. Dr. Osman Isfen, Prorektor für Weiterbildung, wissenschaftliche Karrieren und gesellschaftliche Verantwortung, stand die Spannung zwischen Menschenrechten und Menschenleben im Zentrum. Dürfen Grundrechte eingeschränkt werden, um Leben zu retten? Ist es denkbar, ein Flugzeug abzuschießen, um einen Anschlag zu verhindern? „Wir haben gesehen, dass wir in moralisch schwierigen Fragen nicht mit einfachen Ja-oder-Nein-Antworten weiterkommen“, so Isfen. „Die Schülerinnen und Schüler haben auf sehr hohem Niveau argumentiert – das hat mich beeindruckt und begeistert.“

Schule der Zukunft mit KI

Wie wir in Zukunft lernen und lehren werden, thematisierte der Workshop von Dr. Florence Kristin Lehnert (CATALPA, Center of Advanced Technology for Assisted Learning and Predictive Analytics). Mithilfe von KI-gestützten Tools entwarfen die Jugendlichen Visionen einer Schule im Jahr 2045: von vollständig digitalisierten Lernumgebungen bis hin zu hybriden Szenarien mit neuen Lehrerrollen.

Nachhaltig und gerecht leben

Ganz praktisch ging es auch im Workshop von Prof. Dr. Christian Grabau zu, Leiter des Lehrgebiets Allgemeine Bildungswissenschaft. Unter der Leitfrage „Wie leben wir morgen?“ entwickelten die Schülerinnen und Schüler Ideen für nachhaltige Lebensweisen – von neuen Wohnformen über umweltfreundliche Mobilität bis hin zu demokratischen Beteiligungsmodellen. „Die Vielfalt und Tiefe der Ansätze war beeindruckend“, betonte Grabau. „Eigentlich hätten wir noch ein ganzes Semester weiterdiskutieren können.“

Werk und Autor trennen?

Die Frage nach dem Verhältnis von Autorin und Werk diskutierte Prof. Dr. Martin Lenz, Leiter des Lehrgebiets Philosophie I. Am Beispiel von Harry-Potter-Autorin J. K. Rowling setzten sich die Jugendlichen mit der Trennung von Kunstschaffenden und ihren Werken auseinander. Welche Rolle spielen persönliche Werte bei der Rezeption? Ist ein Boykott sinnvoll oder gar notwendig? Unterschiedliche Perspektiven wurden reflektiert, ohne vorschnelle Antworten zu liefern.

Ein Tag voller Denkanstöße

Am Ende des Tages zog Prorektor Isfen ein positives Fazit: „Wir hoffen, dass wir den Jugendlichen einen Eindruck davon vermitteln konnten, was Wissenschaft bedeutet – nämlich Fragen zu stellen, Unsicherheiten auszuhalten und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Die FernUni ist nicht nur ein Ort der Forschung, sondern auch ein Ort gesellschaftlicher Verantwortung. Deshalb freuen wir uns über jeden Austausch, ob mit Studierenden, Gästen oder jungen Menschen, die ihre ersten wissenschaftlichen Schritte machen.“

So bot der Tag für die Gäste des Fichte-Gymnasiums eine intensive Begegnung mit Wissenschaftskultur: kontrovers, kreativ und voller Denkanstöße für die eigene Zukunft.

Sarah Müller | 24.09.2025