Sybille Neji

Promotion unter Corona-Bedingungen

Portrait einer Frau Foto: Hardy Welsh
Traumjob Wissenschaft: Dr. Sybille Neji promovierte mit 53 Jahren in der Psychologie.

Ihre Disputation lief komplett online ab. Anschließend wurde virtuell gefeiert. „Die Promotion unter Corona-Bedingungen war schon eine besondere Herausforderung“, sagt Dr. Sybille Neji (53). In der Endphase ihres Projekts zur Generalisierung von Intergruppenkontakteffekten musste die wissenschaftliche Mitarbeiterin aus dem Lehrgebiet Psychologische Methodenlehre und Evaluation von Prof. Dr. Oliver Christ auf wertvolle Flurgespräche und regelmäßige Präsenztage auf dem Campus der FernUniversität verzichten. „Zum Glück sind wir gut vernetzt über Teams“, blickt sie zurück.

Wissenschaftlicher Weg war nicht geplant

Geplant hatte die gelernte mathematisch-technische Assistentin aus dem Kreis Mettmann ihre wissenschaftliche Karriere nicht. Erst mit 40 Jahren schrieb sich die Mutter von inzwischen zwei erwachsenen Kindern in der ersten Kohorte für das Bachelor-Studium in Psychologie an der FernUniversität in Hagen ein. Sie kümmerte sich damals in erster Linie um ihre Familie, gab Mathe-Nachhilfe und beschäftigte sich mit Tanz. Diese Interessen zu kombinieren oder alternativ in die psychologische Beratung zu gehen, waren mögliche Ziele. Doch es kam anders. Über ein Praktikum rutschte sie in den Universitätsbetrieb hinein. Zunächst arbeitete sie als wissenschaftliche Hilfskraft, dann als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrgebiet Psychologische Methodenlehre und Evaluation. „Ich bin Prof. Christ sehr dankbar, dass er es mir ermöglicht hat, eine Promotion anzustreben“, bilanziert die 53-Jährige. „An der FernUniversität zählt nicht das Alter, sondern der Abschluss und die Qualifikation.“

Studium parallel zur Familienphase

Sybille Neji absolvierte Bachelor, Master und Promotion parallel zur Familienphase. „Ein Studium in Präsenz wäre für mich mit zwei Kindern nicht handelbar gewesen“, blickt sie zurück. „Das Fernstudium war für mich die beste Möglichkeit.“ Das Lernen neben weiteren Verpflichtungen wie Beruf und Familie kennen die meisten Studierenden der FernUniversität aus eigener Erfahrung. Doch wie funktioniert das erfolgreich über Jahre hinweg? „Ich habe ein gutes Zeitmanagement und arbeite strukturiert“, sagt Sybille Neji. „Ohne geht es nicht.“ Ihre Tochter und ihr Sohn wurden damit groß, dass auch die Mutter Hausaufgaben machen und für Prüfungen lernen musste. Sybille Neji studierte immer dann, wenn die Kinder gerade beschäftigt waren. Ein Problem waren jeweils die sechswöchigen Sommerferien, die mit der Lernphase für ihre Klausuren zusammenfielen. „Nur begrenzt Zeit zu haben, ist das, was mein Fernstudium ausmachte“, sagt sie. „Daran muss man sich gewöhnen.“

An der FernUniversität zählt nicht das Alter, sondern der Abschluss und die Qualifikation.

Dr. Sybille Neji

Promotion zu Intergruppenkontakten

Im Laufe der Jahre wurde für Sybille Neji die eigene Forschung immer wichtiger. Ihr Schwerpunkt sind Intergruppenkontakte. Was bewirkt es, wenn Mitglieder verschiedener Gruppen aufeinandertreffen? Dieser Frage ist Sybille Neji in ihrer Promotion nachgegangen. Getreu dem Motto „Kennst du einen, kennst du alle“ werden positive Kontakte mit einem einzelnen Fremdgruppenmitglied im Allgemeinen generalisiert auf die ganze Fremdgruppe. „Ich habe mir angeschaut, welche Faktoren den Generalisierungsprozess mit Blick auf verschiedene Gruppen wie Religion oder Nationalität beeinflussen“, erläutert Neji.

Lehrkraft für besondere Aufgaben

Mit Intergruppenkontakten beschäftigt sie sich weiter, zumal weitere Veröffentlichungen im Zuge ihrer kumulativen Promotion folgen. Seit Mai ist Sybille Neji nun als Lehrkraft für besondere Aufgaben in den Lehrgebieten Sozialpsychologie (Prof. Stefan Stürmer) und Community Psychology (Prof. Anette Rohmann) tätig. Dort wird sie Bachelor-Arbeiten betreuen, aber auch eigene Forschungsfragen verfolgen. „Das ergänzt sich gut“, freut sie sich über die neue Aufgabe. Der letzte Schritt auf dem Weg zur Professur, die Habilitation, ist nicht mehr geplant – auch wenn man niemals nie sagen sollte.

Stand Mai 2021

Carolin Annemüller | 20.03.2024