Dr. Jan Nidzwetzki

„Ein Fernstudium ist kein Makel“

Eigentlich wollte Jan Nidzwetzki „nur“ an der FernUni sein Wissen rund um die Informatik vertiefen und endlich nach einem langen Weg ein Studium aufnehmen. Mittlerweile hat er nicht nur seinen Bachelor und Master in der Tasche, sondern promovierte im Juni 2022 auch erfolgreich.

Dr. Nidzwetzki ist sozusagen ein „FernUni-Eigengewächs“ und er zeigt, dass man ohne Abitur studieren kann. Nach der Schule wollte Nidzwetzki noch nicht studieren, denn er wollte lieber etwas „Praktisches“ machen. Während eines Praktikums in seiner Schulzeit bei einem Internetprovider machte ihm das Unternehmen das Angebot, eine Ausbildung als Fachinformatiker für Systemintegration anzufangen. Diese absolvierte er auch, denn sein Interesse an der Informatik war schon immer groß. „Bereits in der Kindheit habe ich mich gefragt, wie ein Computer funktioniert“, sagt der 37-Jährige.

Zwei Männer stehen vor einem Gebäude. Einer trägt einen Doktorhut. Foto: Christian Icking
Dr. Jan Nidzwetzki bei seinem Promotionsverfahren mit Doktorhut und sein Doktorvater Prof. Ralf Hartmut Güting.

Wissen hat gefehlt

Bei der Arbeit merkte er schnell, wie sehr ihn verteilte Systeme, Betriebssysteme und Datenbanken interessieren. Zwar war er in der Lage, diese anzuwenden – „aber mir hat das tiefere Verständnis gefehlt und ich merkte, ich benötige mehr theoretisches Wissen.“ Aufgrund des fehlendes Abiturs konnte er sich nicht an einer Universität einschreiben. „Ich habe dann nach Möglichkeiten geschaut. Am DAA-Technikum habe ich ein berufsbegleitendes Studium zum staatlich geprüften Informatiker absolviert. Dort habe ich auch mein Fachabitur nachgeholt.“ Der Wunsch an einer „richtigen“ Universität zu studieren, keimte in dem Wahl-Berliner weiter. Wie es der Zufall wollte, las er in dieser Zeit einen Artikel über die FernUniversität – sie eröffnete nämlich damals ihren Campusstandort in Berlin. „Ich habe mich dort beraten lassen und war sehr begeistert von der FernUni. Ich konnte sofort mit einem Akademiestudium beginnen.“

Nach zwei Semestern änderten sich dann die Zugangsvoraussetzungen zu seinen Gunsten und durch seine staatliche Prüfung konnte er sich in den Bachelor Informatik einschreiben. In dieser Zeit lernte Jan Nidzwetzki seinen späteren Doktorvater Prof. Ralf Hartmut Güting kennen. „Bei Herrn Güting habe ich dann auch ein Fachpraktikum belegt und meine Bachelorarbeit geschrieben.“

Fern- statt Präsenzuniversität

Nach der Bachelorarbeit fragte er sich, ob er noch weiterstudieren und für den Master an eine Präsenzuniversität wechseln sollte. „Durch die schöne Erfahrung an der FernUni und durch die gute Betreuung stellte sich die Frage aber überhaupt nicht mehr.“ Ab da ging alles seinen Weg: Master in der Tasche, im Anschluss die Promotion. „Professor Güting hat mich auf dem Weg begleitet und mich nach der Bachelorarbeit motiviert, diese auf einer Fachkonferenz für Nachwuchswissenschaftler vorzustellen. Nach der Masterarbeit hat er mich motiviert zu promovieren“, erinnert sich Nidzwetzki zurück.

„Ich war einen großen Teil während meines Studiums selbstständig und hatte dadurch die Flexibilität, um lernen zu können. Als ich während der Promotion festangestellt war, habe ich mir später zwei arbeitsfreie Tage genommen, um das Studium organisieren zu können.“ Danach erfolgte sogar eine berufliche Auszeit, um die Dissertation fertig zu stellen. Sein Thema waren natürlich wieder Datenbanken. Auf dieses Thema spezialisierte er sich im Laufe der Zeit.

Ein Mann hält eine Topfpflanze in der Hand. Foto: Anja Johansson
Jan Nidzwetzki hat nach der erfolgreichen Promotion unter anderem einen Baum erhalten. Das ist ein „Brauch“ am Lehrgebiet.

Prägendes Erlebnis

Bei seiner ersten Fachkonferenz ist er mit verschiedenen Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern ins Gespräch gekommen. „Oft habe ich mich gefragt, ob ich an der FernUni mehr oder weniger gelernt habe als andere Studierende an einer Präsenzuniversität. Ich habe aber schnell festgestellt: Man lernt dasselbe und ein Fernstudium ist kein Makel, sondern eine andere Art zu lernen, die zu gleichwertigen Abschlüssen führt“, bilanziert Jan Nidzwetzki.

FernUni eröffnete eine neue Welt

Er ist mittlerweile Autor von Forschungsartikeln und Konferenzbeiträgen und arbeitet bei einem internationalen Unternehmen. „Ohne die FernUni könnte ich meinen heutigen Job nicht machen. Sie hat mir nochmal eine andere Welt eröffnet.“ Er hat mittlerweile internationale Kontakte zu Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. In seinem Job bei einem Hersteller für Datenbanksysteme macht er das weiter, was er an der FernUni gelernt hat. Er arbeitet als Entwickler und forscht an Datenbanksystemen. „Dabei versuche ich immer die Grenzen des technisch Machbaren zu verschieben. Mein Job ist vom wissenschaftlichen Arbeiten nicht weit entfernt, weil ich dort beispielsweise auch neue Algorithmen entwickle und analysiere.“

Jan Nidzwetzki hat sich bereits in den nächsten Studiengang an der FernUniversität eingeschrieben. „Ich studiere momentan Wirtschaftswissenschaft, da ich großes Interesse an dem Thema habe.“ Er kann sich auch vorstellen, eventuell ganz an die Universität zu wechseln und sich auf eine Professur zu bewerben und davor zu habilitieren. „Momentan möchte ich aber noch in der Wirtschaft arbeiten und meine Ideen praktisch umsetzen.“

Stand: Juli 2022