Vergiftetes Gender? Was es bedeutet, wenn Männlichkeit oder Weiblichkeit ‚toxisch‘ genannt werden
09. Oktober 2025Hybrid-Workshop
Zeitraum
09.10.2025 — 10.10.2025
Was ist toxisch am Gender? Worin besteht das Gift? Wie weichen toxische Strategien der Männer von jenen der Frauen ab und was hat das ggf. mit Genderrollen zu tun? Eine toxische Männlichkeit, so ließe sich vermuten, zeige sich eher durch Dominanz und Missachtung anderer Personen, während toxische Weiblichkeit durch geheuchelte Freundlichkeit, subtilere Formen von Machtmissbrauch und intrigantes Verhalten gekennzeichnet sei. Aus welcher Perspektive wird überhaupt von Toxizität gesprochen? Wird mit dem Begriff womöglich eine Natur von Geschlechtern oder Geschlechterbeziehungen suggeriert? Ist toxisches Gender Ausdruck einer Genderobsession?
Interessanterweise kann das, was in einer genderkritischen Perspektive oft als toxisch dargestellt wird, denken wir an das Genderverhalten in kanonisierten Werken wie Kleists „Marquise von O...“ oder Lessings „Emilia Galotti“, textimmanent entweder das Gegenteil eines schädlichen Verhaltens oder gar als eine heroische Form der Geschlechtlichkeit gelten. Etwas ahistorisch als „toxisch“ zu benennen, ist immer eingebunden in die Geschlechterdiskurse, die den Begriff hervorbringen, nicht in die, welche historisch als bindend galten.
An sowohl affirmierenden als auch subversiven Geschlechterdiskursen besitzt Literatur ihren maßgeblichen Anteil. Welchen Anteil sie am Diskurs über toxisches Gender hat, das möchten wir synchron und diachron, textimmanent wie kontextübergreifend prüfen.
Auf welche Weisen und in welchen Kontexten führt oder antizipiert Literatur Diskurse der Toxizität?
Was genau wird damit bezeichnet?
Welche strukturellen Merkmale liegen vor, wenn etwas als toxisch beschrieben wird? Worin liegt der Gewinn, dies zu tun? Wer profitiert, wer nicht?
Bezeichnet der Begriff spezifisches Genderverhalten? Widersetzt sich toxisches Verhalten herkömmlichen Genderrollen oder affirmiert es diese?
Welche Rolle spielt Heteronormativität in diesem Kontext?
Sind es die Figuren, Männer, Frauen oder Diverse, die als toxisch annonciert werden, oder sind es die Figurenensembles, Kontexte, geschlechtliche Sozialisationen usw.?
Welche Rolle spielen die Opfer für die jeweilige Täterschaft und andersherum? Wie bezieht sich der Begriff auf Kategorien von Gewalt und Unterwerfung?
9. Oktober 2025: Abendvortrag
Christoph Kucklick: Ohne Toxifizierung kein Gender. Über die radikale Vergiftetheit einer Denkform
10. Oktober 2025: Keynote
Toni Tholen: Negative Männlichkeit. Zur Genese und Aktualität einer Figuration moderner Männlichkeit
Zum Flyer mit Programm (PDF 6 MB)
Interessierte dürfen sich gerne bei Lynn Richter (lynn.richter) melden, um die Zoom-Zugangsdaten zu erhalten.