Forschungsschwerpunkte

Neben den in den Lehrstühlen angesiedelten Forschungen in den jeweiligen Kernrechtsgebieten der Lehrstuhlinhaber haben sich in der Fakultät generelle Forschungsschwerpunkte herausgebildet, die weitergeführt werden sollen. Dies betrifft insbesondere den Forschungsschwerpunkt „Grundlagen des Rechts und seine wirtschaftlichen Bezüge im internationalen Rahmen.“
Im Rahmen dessen haben sich an den einzelnen rechtswissenschaftlichen Lehrstühlen die folgenden Forschungsschwerpunkte herausgebildet:
Der Schwerpunkt der Forschung der das Bürgerliche Recht vertretenden Professuren liegt neben dem Wirtschafts- und Arbeitsrecht insbesondere im Bereich der Rechtsvergleichung. Zwei Lehrstühle der Rechtswissenschaftlichen Fakultät forschen in diesem Bereich, so dass die Fakultät im Bereich der Rechtsvergleichung zu den Vorreitern in der deutschen Hochschullandschaft gehört.
Auf dem Gebiet des Wirtschaftsrechts, des Gewerblichen Rechtsschutzes und des Urheberrechts liegt der Forschungsschwerpunkt von Frau Prof. Dr. Barbara Völzmann-Stickelbrock. Aktueller Forschungsschwerpunkt ist insbesondere die Anpassung des Urheberrechts an die Anforderungen des digitalen Zeitalters.
Herr Prof. Dr. Prinz von Sachsen Gessaphe forscht zudem nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden bei wichtigen Rechtsfragen in den wichtigsten Rechtsordnungen. Die hierdurch geförderte Methodendiskussion soll einen Beitrag zur künftigen Vereinheitlichung des Privatrechts in Europa leisten. Zur Vervollständigung dieses besonderen Internationalen Schwerpunktes forscht er im Bereich der Europäisierung des internationalen Privat- und Prozessrechts mit Chancen und Risiken, insbesondere der Gefahr der Rechtsverkürzung für den Bürger und Vereinfachung des grenzüberschreitenden Zivilrechtsverkehrs.
Der Forschungsschwerpunkt von Herr Prof. Dr. Ulrich Wackerbarth liegt auf den Gebieten des Unternehmens- und Kapitalmarktrechts in rechtsvergleichender Perspektive.
Neben dem deutschen Bürgerlichen und Zivilprozessrecht erstreckt sich die Forschungstätigkeit von Prof. Dr. Sebastian Kubis, LL.M. (Illinois), auf das Recht des geistigen Eigentums. Das Interesse gilt hierbei den gewerblichen Schutzrechten (etwa dem Patent- und Markenrecht) ebenso wie dem Urheberrecht. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Internationale Privatrecht, insbesondere das europäische und Internationale Zivilverfahrensrecht.
Im Zentrum der Forschung am Lehrstuhl von Frau Prof. Dr. Kerstin Tillmanns stehen das individuelle und das kollektive Arbeitsrecht in nationaler wie in europäischer Perspektive. Das Bürgerliche Recht wird insbesondere im Schuldrecht vertreten.
Vom Jahre 2000 bis 2004 führte Prof. Dr. Katharina Gräfin von Schlieffen die Erste Hagener Studie für Recht und Rhetorik, gefördert von der VW-Stiftung, durch. Dabei handelte es sich um eine empirische Studie zu den rhetorischen Strukturen verwaltungsgerichtlicher Entscheidungen. Das Projekt klärte darüber auf, wie die gerichtliche Praxis Entscheidungen begründet und leistete einen Beitrag zur rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung. Die Resultate werden der Rechtstheorie und Methodologie und damit in die von Prof. Dr. von Schlieffen betreuten Module einfließen. An diese Forschungen knüpfen auch neue Perspektiven und Überlegungen zu der Natur des Enthymems als juristischem Begründungsmuster an, die auf der Tagung „Das Enthymem“ im Jahr 2011 vertieft wurden und nun als Ertrag des gesamten Forschungskomplexes im 2015 erscheinenden „Handbuch Juristische Rhetorik“ gebündelt werden.
Ein weiterer Schwerpunkt der Forschung des Lehrstuhls liegt im Bereich außergerichtliche Konfliktbeilegung / Mediation; dort ist besonders ein Pilotprojekt zum Einsatz von Mediation im Bereich der Betriebskrankenkassen hervorzuheben, bei dem es sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Landesverbandes der Betriebskrankenkassen Niedersachsen und des Contarini-Instituts für Mediation der Fernuniversität Hagen handelt.
Der Schwerpunkt der Forschung von Herrn Prof. Dr. Andreas Haratsch liegt derzeit einerseits auf dem Gebiet des Bundesimmissionsschutzrechts, andererseits im Bereich des Europäischen Unions- und Gemeinschaftsrechts. Im Immissionsschutzrecht wird zurzeit eine Kommentierung der §§ 53-58d BImSchG erarbeitet. Im Europarecht stehen vor allem Fragen des Rechts-, insbesondere des Grundrechtsschutzes sowie der Europäischen Verfassungsentwicklung im Mittelpunkt. Konkretes Projekt ist hier die Erstellung einer Neuauflage des von Haratsch/Koenig/Pechstein verfassten Lehrbuchs zum Europarecht.
Herr Prof. Dr. Stephan Stübinger ist Inhaber des Lehrgebiets Strafrecht und Strafrechtsgeschichte.
Frau Prof. Dr. Gabriele Zwiehoff leitet den Arbeitsbereich Strafrecht und Strafverfahrensrecht, der im Rahmen des Bachelor- und Masterstudiums mit dem Lehrangebot des Lehrstuhls Prof. Dr. Stübinger gekoppelt ist. Im Bereich der Forschung liegt ein Schwerpunkt zum einen im Strafverfahrensrecht; hier wird zurzeit an einer Edition mit sämtlichen Änderungsgesetzen und Neubekanntmachungen der Strafprozessordnung und des Gerichtsverfassungsgesetzes seit 1877 gearbeitet, zum anderen im Arbeitsstrafrecht.
Herr Prof. Dr. Dr. Thomas Vormbaum ist als Direktor des Instituts für Juristische Zeitgeschichte der Rechtswissenschaftlichen Fakultät ständiger Herausgeber der Jahrbücher für Juristische Zeitgeschichte und diverser Schriftenreihen zur juristischen Zeitgeschichte. Der Forschungsschwerpunkt des Institutes ist die Geschichte des Strafgesetzbuches. Nach Abschluss mehrerer Vorarbeiten begann im Jahre 2006 die Arbeit an einem Historischen Kommentar zum StGB.
Forschungsprojekte und wissenschaftliche Veranstaltungen
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Das „Historische Wörterbuch der Rhetorik“, laut Gert Ueding „ein Kompendium unseres gesamten aktuellen Wissens über die Rhetorik“, bekommt einen Nachfolger: Elf fachspezifische Handbücher, darunter auch ein Band zur Juristischen Rhetorik, der am Hagener Lehrstuhl von Professorin Katharina Gräfin von Schlieffen herausgegeben wird. Flankiert von den übrigen Bänden Bildrhetorik, Gesprächsrhetorik, Literarische Rhetorik, Medienrhetorik, Politische Rhetorik, Rhetorik der Predigt, Rhetorik und Pädagogik/Didaktik, Rhetorische Philosophie, Werberhetorik und Wissenschaftsrhetorik wird das neue Handbuch Juristische Rhetorik den aktuellen Sach- und Diskussionsstand der rechtsrhetorischen communityabbilden und beispielsweise Beiträge zur Entwicklung der Rhetorik in der Rechtsgeschichte, zur Gesetzes- und Richterhetorik sowie zur Wirkung populärer Rechtskonzepte beinhalten. Die Reihe steht unter der Gesamtherausgeberschaft von Gert Ueding und Gregor Kalivoda und wird von De Gruyter verlegt. Der Band „Juristische Rhetorik“ ist 2015 erschienen.
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Der am 27. September 2013 veranstaltete Round Table „Juristische Rhetorik“ führte die erfolgreiche Tagung „Das Enthymem – Zur fragmentarischen Ordnung der Dinge“ aus dem Jahr 2011 fort. Namhafte Rechtstheoretiker, Rhetoriker und Philosophen folgten der Einladung nach Hagen, um die zuvor ausgeloteten Forschungsfragen in einem zweiten Schritt zu bündeln und Strukturen für ein Kompendium der Juristischen Rhetorik zu schaffen. Die Teilnehmer waren schnell einig, dass ein solches Werk – neben dem Enthymem als Strukturelement von Entscheidungsbegründungen – allen Facetten der juristischen Redekunst Aufmerksamkeit zollen sollte, also etwa auch der Richter- und Gesetzesrhetorik, der autoritativen Wirkung der Methodenlehre und dem Gebrauch rhetorischer Figuren in Rechtstexten und Plädoyers. Die Ergebnisse werden als Teil der zwölfbändigen Handbuchreihe zur Rhetorik unter der Gesamtherausgeberschaft von Gerd Ueding und Gregor Kalivoda im Jahr 2015 als Band „Juristische Rhetorik“ in der Herausgeberschaft von Katharina Gräfin von Schlieffen veröffentlicht.
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Was Juristen für einen logischen Schluss – einen sog. Justizsyllogismus – halten, könnte tatsächlich ein Enthymem sein. Diese Hypothese war Leitmotiv der Tagung „Das Enthymem – Zur fragmentarischen Ordnung der Dinge“, die vom 29. bis zum 30. April 2011 in Hagen unter der Leitung von Professorin Katharina Gräfin von Schlieffen und Professor Rolf Gröschner (Jena) stattfand. Unter regem Zuspruch von Rechtstheoretikern, Philosophen und Rhetorikern wurde diskutiert, ob nicht die rhetorische Argumentationsstruktur des Enthymems juristische Begründungsmuster besser abbilden könnte als der in den tradierten Methodenschulen gelehrte logische Schluss. So ist die enthymematische Begründung, die ihre Überzeugungskraft aus unausgesprochenen, im Hintergrund wirkenden Prämissen schöpft, in den Entscheidungsgründen deutscher Gerichte häufiger nachzuweisen als ein vollständiger Syllogismus. Die anregende Diskussion lässt sich – auch mit Blick auf die Folgen für die Methodenlehre – in dem Tagungsband „Das Enthymem – Zur Rhetorik juridischen Begründens“ nachlesen, der 2011 bei Duncker & Humblot (Berlin) erschienen ist.
Nähere Informationen finden Sie unter: http://www.fernuni-hagen.de/ls_schlieffen/rhetorik/tagung.shtml
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Am 24. April 2010 verstarb Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Dimitris Tsatsos. Er gehörte zu den Professoren der ersten Stunde an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der FernUniversität und engagierte sich auch viele Jahre als Politiker. Von 1980 bis 1998 gehörte er als ordentlicher Professor für Deutsches und Ausländisches Staatsrecht und Staatslehre der FernUniversität in Hagen an. Einen Namen machte der Wissenschaftler sich auch als mutiger Demokrat. Die griechische Junta inhaftierte ihn von März bis September 1973, zahlreiche deutsche Politiker setzten sich für seine Freilassung ein. Der renommierte Wissenschaftler und Politiker, der von 1994 bis 2004 auch Mitglied des Europäischen Parlamentes in der Fraktion der Sozialdemokratischen Partei Europas war, blieb seiner früheren Wirkungsstätte – der FernUniversität – stets verbunden. So gehörte er zum Vorstand des Instituts für Europäische Verfassungswissenschaften der FernUniversität (IEV) und war seit 2008 Ehrendirektor des IEV. Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Dimitris Tsatsos hielt in Hagen regelmäßig Vorträge und nahm an wissenschaftlichen Tagungen teil, weiterhin war er Vorsitzender des Kuratoriums des Contarini-Instituts für Mediation. Zum Gedenken an Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Dimitris Tsatsos veranstaltete die Rechtswissenschaftliche Fakultät gemeinsam mit dem Institut für Europäische Verfassungswissenschaften, dem Centre for European Constitutional Law, Athen, und dem Institut für Deutsches und Europäisches Parteienrecht und Parteienforschung, Düsseldorf, am 6. und 7. Mai 2011 ein Symposium unter dem Titel „Verfassung – Parteien – Unionsgründung“. Neben dem Gedenken an einen großen Europäer und Wissenschaftler widmete sich das Symposium denjenigen Themenfeldern, die auch im wissenschaftlichen und politischen Wirken von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Dimitris Tsatsos im Mittelpunkt standen. Hierzu zählen etwa das Parteienrecht und die Parteienforschung, die Interpretation von Verfassung und Unionsgründung und die Zukunft der Unionsgründung.
Vollständiges Programm des Gedenksymposiums (PDF 1 MB) -
Zahlreiche Lehrstuhlinhaberinnen und Lehrstuhlinhaber sowie Institute der Fakultät veröffentlichen Forschungsergebnisse und Promotionen in folgenden Schriftenreihen, die zum Teil via Open Access abrufbar sind:
- Prof. Dr. Andreas Haratsch: Schriften zum Staats-, Verwaltungs- und Europarecht
- Prof. Dr. Kerstin Tillmanns: Beiträge zum deutschen und europäischen Arbeits- und Sozialrecht
- Prof. Dr. Katharina Gräfin von Schlieffen: Schriften zur Mediation
- Prof. Dr. Barbara Völzmann-Stickelbrock: Schriften zum Privat-, Wirtschafts- und Verfahrensrecht
- Prof. Dr. Gabriele Zwiehoff: Strafprozessrecht : Materialien zur Geschichte der Strafprozessordnung und der Strafgerichtsverfassung. Sammlung der Änderungsgesetze
- DTIEV-Online : Hagener Online-Beiträge zu den Europäischen Verfassungswissenschaften (ältere Ausgaben)
Schriftenreihen der Fakultät
- Hagener Rechtswissenschaftliche Schriften
- Hagener Juristische Beiträge (Abschlussarbeiten)