So denken wir über Umwelt, Gesundheit und Lebensqualität
Klimaschutz bleibt wichtig: Bei der Ringvorlesung Energie, Umwelt & Nachhaltigkeit stellte Angelika Gellrich vom Umweltbundesamt die Ergebnisse einer repräsentativen Studie vor.

„Brandaktuelle Daten“ kündigte Prof. Karsten Kieckhäfer in seiner Eröffnung an – und Dr. Angelika Gellrich lieferte. Die Referentin des Umweltbundesamts war eigens aus Leipzig angereist und hatte zahlreiche Folien mit Analysen und Auswertungen im Gepäck.
Bei der Ringvorlesung des Forschungsschwerpunkts Energie, Umwelt & Nachhaltigkeit (E/U/N) an der FernUniversität stellte Gellrich die Studie „Umweltbewusstsein in Deutschland" vor, die seit 1996 alle zwei Jahre per repräsentativer Bevölkerungsbefragung erhoben wird. „Die regelmäßigen Befragungen zeigen den aktuellen Stand der umweltbezogenen Einstellungen und Verhaltensweisen und wie sich diese im Zeitverlauf entwickelt haben. Auch Erwartungen an die Umweltpolitik und politische Akteure stehen im Fokus“, erklärte Gellrich vor rund 100 Gästen, darunter 50 Schülerinnen und Schüler aus Hagen, die im Rahmen ihres Erdkundeunterrichts teilnahmen.
Dauerkrisen als Konkurrenz fürs Klima
„Der Schutz von Umwelt und Klima hat für die Mehrheit der Menschen in Deutschland weiterhin einen hohen Stellenwert“, sagte Gellrich. Die vergangenen Jahre waren allerdings von zahlreichen Krisen geprägt: Pandemie, russischer Angriffskrieg gegen die Ukraine, geopolitische Spannungen, gestiegene Energiepreise und wirtschaftliche Unsicherheiten. Diese Faktoren beeinflussen Politik, Gesellschaft und das Leben der Menschen. In dieser Lage sei der Stellenwert von Umwelt- und Klimaschutz etwas gesunken.

Zugleich zeigen sich Unsicherheiten und Zweifel – insbesondere an der Wirksamkeit von Klimapolitik und Anpassungsmaßnahmen. Nur noch ein knappes Drittel der Befragten ist davon überzeugt, dass Deutschland die Folgen des Klimawandels bewältigen kann. „Über 80 Prozent sehen großen Bedarf, den Schutz vor Hitzebelastungen zu verbessern; zwei Drittel fühlen sich durch die zunehmenden Hitzeperioden gesundheitlich belastet“, referierte Angelika Gellrich. Plastikkonsum, Atommüllentsorgung und Kreislaufwirtschaft seien Aufgaben, die aus Sicht der Bevölkerung höchste Priorität genießen.
Ein Blick in die Studienergebnisse legt deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen offen: Während ältere Befragte ein insgesamt höheres Umweltbewusstsein und ein stärker ausgeprägtes umweltfreundliches Verhalten aufweisen, sind diese Kenngrößen bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren am geringsten ausgeprägt.
Erdkundekurse aus Hagen zu Gast: Wissenstransfer praktisch
Wohl auch aus diesem Grund war das Hagener Theodor-Heuss-Gymnasium der Einladung an die FernUniversität gefolgt. Die drei Erdkunde-Grundkurse aus der Einführungsphase sorgten nicht nur für volle Ränge im Seminargebäude – es bot sich auch Gelegenheit für die 16- bis 17-Jährigen, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse direkt mit in die Schule zu nehmen.
„Eine Universität zu besuchen, war für viele Schülerinnen und Schüler sehr reizvoll. Für einige war es die erste Erfahrung mit einer Hochschule“, sagte Erdkundelehrerin Judith Szkudlapski am Rande der Veranstaltung. Ihr Kollege Fabian Köppen ergänzte: „Viele Jugendliche haben noch keine eigenen Bezugspunkte zu relevanten Themen, können aber bereits Diskussionen über den Anstieg der Benzinpreise oder die Kosten einer Wärmepumpe führen. Diese Einblicke erhalten sie meist aus dem familiären Umfeld oder den sozialen Medien.“
Die Lehrkräfte setzen darauf, „dass die Jugendlichen durch den Input aus wissenschaftlicher Perspektive zum Thema Umweltbewusstsein die Grundlage für eine ausdifferenzierte Meinungsbildung erhalten“. Wobei so ein Vortrag an einer Uni durchaus anspruchsvoll sei: „Wir sind gespannt, wie viel davon die Schülerinnen und Schülern mitgenommen haben“, sagte Szkudlapski.
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Die Studie
Den Kurzbericht zur Bevölkerungsumfrage „Umweltbewusstsein in Deutschland 2024“ können Sie beim Umweltbundesamt herunterladen. Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe: wie Menschen in Deutschland über die Zusammenhänge von Umwelt, Gesundheit und Lebensqualität denken.
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