Jurist mit Weitblick
Seit Oktober lehrt und forscht Prof. Dr. Arne Pilniok an der FernUni. Der Jurist interessiert sich nicht nur für Paragrafen, sondern auch dafür, wie Recht Gesellschaft gestaltet.
Foto: FernUniversität
Als Arne Pilniok Anfang Oktober seinen Dienst an der FernUniversität in Hagen antritt, ist eines sofort klar: Hier sitzt kein Jurist, der nur über Paragrafen spricht. Er denkt Recht als Teil eines großen Ganzen – als Instrument, mit dem sich Gesellschaft gestalten lässt. Seit dem 1. Oktober ist der 47-Jährige Professor an der FernUniversität in Hagen, wo er künftig Lehre und Forschung im Verwaltungsrecht und in der Rechtsdidaktik prägen möchte.
„Ich bin sehr freundlich aufgenommen worden“, sagt er mit einem Lächeln. Nach Jahren in Hamburg, Berlin und Bielefeld schätzt er die Übersichtlichkeit des gepflegten Hagener Campus. „In Bielefeld konnte man sich schon mal verlaufen, das Hauptgebäude der Universität ist eines der größten zusammenhängenden Gebäude in Europa“, erzählt der neue FernUni-Professor augenzwinkernd.
Von Hamburg in die Welt – und zurück
Prof. Dr. Arne Pilniok leitet den Lehrstuhl für Öffentliches Recht, insbesondere Verwaltungsrecht und Rechtsdidaktik an der FernUniversität in Hagen.
Studiert hat Pilniok in Hamburg und im belgischen Leuven, wo er das Europarecht für sich entdeckte. „Leuven liegt quasi um die Ecke von Brüssel, viele Lehrende kamen direkt aus den europäischen Institutionen – das war unglaublich inspirierend“, erinnert er sich. Später zog es ihn als Visiting Researcher an die University of California, Berkeley. Dort lernte er eine offene, interdisziplinäre Wissenschaftskultur kennen – und ein anderes Tempo des Denkens. „Kalifornien war faszinierend“.
Sein Forschungsinteresse liegt im Öffentlichen Recht, besonders im Verwaltungsrecht. „Mich interessiert, wie Recht Gesellschaft gestaltet“, sagt Pilniok. Dabei schaut er gern unter die Oberfläche und in die Innenwelt von staatlichen Organisationen: auf Geschäftsordnungen, Verfahren, Strukturen – auf das „Maschinenwerk“ des parlamentarischen Regierens, wie er es in seiner Habilitation nennt. „Es geht um die Feinmechanik von Demokratie – um Regeln, die kaum jemand kennt, die aber alles am Laufen halten.“
Leidenschaft für Lehre
Neben dem Verwaltungsrecht ist Pilniok besonders die Rechtsdidaktik wichtig – also die Frage, wie man Jura eigentlich gut lehren und lernen kann. In Hamburg hat er ein Zentrum für rechtswissenschaftliche Fachdidaktik mitbegründet, eine Fachzeitschrift herausgegeben und zur Gründung der „Gesellschaft für Didaktik der Rechtswissenschaft“ beigetragen. „Mich interessiert, wie Studierende an wissenschaftliches Denken herangeführt werden – und wie man das Lernen selbst besser gestalten kann.“
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„Mich interessiert, wie Studierende an wissenschaftliches Denken herangeführt werden – und wie man das Lernen selbst besser gestalten kann.“
Prof. Dr. Arne Pilniok
Dass er nun an einer Fernuniversität lehrt, ist für ihn folgerichtig: „Eigentlich müssten sich die Präsenzunis einiges von der FernUni abschauen. Hier steht das selbstständige Lernen im Zentrum – und genau das ist entscheidend für echtes Verstehen.“ Konkrete Konzepte für seine Module sind noch im Entstehen, doch er will die digitalen Möglichkeiten gezielt für interaktive, praxisnahe Lernformen nutzen.
Recht und Wandel
Auch inhaltlich will Pilniok neue Akzente setzen. Besonders interessiert ihn das Zusammenspiel von Recht, Verwaltung und gesellschaftlichem Wandel. „Recht ist kein starres System, sondern ein Instrument zur Lösung von Konflikten und Problemen“, betont er. Aktuell beschäftigt er sich mit der „digital-ökologischen Transformation“ – also der Frage, wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit rechtlich zusammenwirken. „Das Thema reicht von Energie- und Klimafragen bis zu ganz konkreten Verwaltungsverfahren.“ Gerade sei ein Sammelband dazu erschienen, den er mit herausgegeben hat.
Privat lebt der 47-Jährige in Kassel, wo auch seine Frau als Professorin tätig ist. Gemeinsam haben sie elfjährige Zwillingssöhne – und zwei Norwegische Waldkater, ebenfalls Zwillinge. „Unser Alltag ist oft gut durchgetaktet, aber ich genieße es, draußen zu sein – im Wald, im Wasser oder gern auch mal im Kino und im Theater“, sagt Pilniok. Musik spielt ebenfalls eine Rolle: „Ich höre alles Mögliche, aber die Hamburger Schule begleitet mich seit meiner Jugend – Tocotronic, Die Sterne, solche Sachen.“
Ein neugieriger Blick nach vorn
In Hagen freut er sich nun auf neue Kooperationen – besonders an den Schnittstellen von Rechts-, Sozial- und Politikwissenschaften. „Ich finde es interessant und herausfordernd, mit Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch zu kommen, die aus anderen Disziplinen auf ähnliche Fragen schauen.“
Und was ist ihm persönlich wichtig für die nächsten Jahre? „Neugier behalten“, sagt er nach kurzem Nachdenken. „Und die Freude daran, mit Studierenden gemeinsam über das Recht und seine Bedeutung für unsere Gesellschaft nachzudenken.“