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Virtuelle Mobilität

[05.08.2022]

Die FernUniversität strebt eine Zusammenarbeit mit der University of Namibia (UNAM) an: Ein Projekt aus der Fakultät für Mathematik und Informatik zählt dazu.


Foto: Marko Geber/DigitalVision/GettyImages
Namibische Studierende können zukünftig Informatikkurse an der FernUniversität belegen.

„Namibia hat großes Potenzial für die FernUniversität“, sagt Dr. Rahel Hutgens, die die universitätsweite Kooperation aus dem International Office der FernUniversität (IO) organisiert. „Die Voraussetzungen sind grundsätzlich gut. Die Universität Namibia ist vergleichbar organisiert: als Präsenzuniversität mit einem Fernunianteil“, beschreibt Hutgens. „Auch die UNAM hat einen Hauptsitz, in der Hauptstadt Windhoek, und zwölf Zentren übers Land verteilt.“ Namibias Amtssprache ist Englisch, eine der Nationalsprachen Deutsch – eine Folge der deutschen Kolonialzeit, die 1915 nach einem grausamen Krieg gegen die einheimische Bevölkerung endete.

Gegen den Talentschwund

Die langjährigsten Kontakte in das afrikanische Land hat an der FernUniversität wohl Prof. Dr. Gunter Schlageter, der von 1979 bis 2012 Inhaber des Lehrstuhls für Praktische Informatik I (Informationssysteme und Datenbanken) war und mehrere Jahre dem Rektorat angehörte: als Prorektor für Forschung und als Prorektor für Weiterbildung. Bis 2021 leitete er zudem das Center elektronische Weiterbildung.

„Ich war vor 17 Jahren zum ersten Mal an der UNAM. Ich wollte einfach helfen – mit Mitteln, die mir aus Industrieprojekten zur Verfügung standen“, erinnert er sich. „Namibia leidet unter Brain drain, Talentschwund. Fähige junge Menschen wandern aus, gehen zum Studieren ins Ausland und bleiben in der Regel dort.“ Im Land fehlt es an Wissen und entsprechenden Fachkräften. „Ich habe die UNAM über die Jahre hinweg beraten und davon überzeugt, den Anteil an Fernstudienkursen zu steigern. So müssen Menschen, die auch aufgrund ihrer ökonomischen Verhältnisse räumlich nicht mobil sind, nicht nach Windhoek zum Studieren“, so Schlageter.

Foto: IO
Die UNAM hat ihren Hauptsitz in Windhoek und zwölf Standorte im Land.

Lokale Rahmenbedingungen berücksichtigen

Zusammen mit Prof. Dr. Jörg Desel, der das Lehrgebiet Softwaretechnik und Theorie der Programmierung leitet, entstand die Idee zur Ausweitung der bisherigen Kooperation zum Projekt „Virtual Mobility“: Informatikkurse der FernUniversität über die UNAM anzubieten und so das Programm der UNAM zu erweitern und zu internationalisieren. Ein wichtiger Aspekt des Projektes ist es, die Formate an die lokalen technischen Gegebenheiten und kulturellen Gepflogenheiten anzupassen.

Wenn es nach Plan läuft, starten die ersten Kurse für Studierende aus Namibia – zunächst auf Deutsch, später auf Englisch – im grundständigen Angebot der Informatik zu einem der folgenden Semester. „Die Informatik steht auf jeden Fall geschlossen hinter dem Projekt“, freuen sich Schlageter und Desel über den Zuspruch.

Erste globale Zusammenarbeit

Es wäre die erste globale institutionelle Kooperation der FernUniversität neben denen auf europäischer Ebene mit Fernuniversitäten in Finnland, den Niederlanden und Katalonien. „Mit einem afrikanischen Land zusammenzuarbeiten, wäre ein echter Perspektivwechsel“, findet Hutgens. „Wir bereiten als FernUniversität nun ein ,Memorandum of Understanding‘ vor, um unsere feste Absicht zur Kooperation mit der UNAM zu bekunden.“

Neben dem Forschungsprojekt aus dem Historischen Institut gibt es weitere in der Fakultät für Mathematik und Informatik sowie in der Psychologie. In Planung sind zudem Workshops für die Verwaltung.

Anja Wetter | 08.04.2024