Jura lernen in Spanien und der Türkei

Mit gleich fünf fremdsprachigen Intensivkursen stärkt die Rechtswissenschaftliche Fakultät der FernUni ihr internationales Profil. Programme laufen im Sommer- und Wintersemester.


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In multinationalen Teams lernen Studierende die Grundlagen anderer Rechtssysteme kennen.

Wann ist ein Vertrag unter türkischem Recht wirksam? Wie ist das Erbrecht in Spanien geregelt? Wie können Staaten internationale Konflikte friedlich lösen? Mit solchen und ähnlichen Fragen beschäftigen sich Bachelor- und Master-Studierende der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in fremdsprachigen Intensivkursen. Dazu reisen die Studierenden für eine Woche in eine europäische Metropole, lernen Land, Sprache und Rechtssystem besser kennen. Auf dem Programm stehen rechtswissenschaftliche Kurse auf Englisch, Spanisch oder Türkisch. Weitere Sprachen – etwa Französisch – sind in Planung.

„Studierende von Fernuniversitäten haben in der Regel nicht die Möglichkeit, ein Austauschsemester in einem anderen Land zu absolvieren“, sagt Nils Szuka, Leiter des Zentralbereichs der Fakultät. „Andererseits gewinnen interkulturelle Erfahrungen und Sprachkenntnisse in der heutigen Rechtswelt immer mehr an Bedeutung.“ Das Hauptziel der Intensivkurse ist daher, die Studierenden in die Lage zu versetzen, mit Juristinnen und Juristen aus anderen Ländern über rechtliche Fragen zu kommunizieren.

Online einarbeiten, vor Ort debattieren

„Die Programme beginnen mit Online-Vorbereitungskursen, um Studierende auf die intensive Phase vorzubereiten“, beschreibt Szuka den Ablauf. „Studierende erhalten zunächst erste fachliche und sprachliche Grundlagen, die dann später vertieft werden.“ Vor Ort bearbeiten sie aktuelle juristische und politische Problemfelder. „Dabei steht insbesondere das juristisches Argumentieren in einem internationalen Umfeld im Vordergrund“, sagt Szuka. „Die Studierenden haben die Gelegenheit, in parlamentarischen Planspielen oder in einer Moot-Court-Simulation zusammenzuarbeiten, die eine qualitativ hochwertige Lernerfahrung und einen Einblick in die reale juristische Arbeit bieten.“

Nils Szuka Foto: FernUniversität

„Studierende von Fernuniversitäten haben in der Regel nicht die Möglichkeit, ein Austauschsemester in einem anderen Land zu absolvieren.“

Nils Szuka

Die beliebten englischsprachigen Intensivkurse bietet die Fakultät bereits seit 15 Jahren an. Im Laufe der Zeit kam der Derecho Español, der Intensivkurs im Spanischen Recht, dazu. Er fand zuletzt in Madrid statt, auch im Herbst 2023 ist man in der spanischen Hauptstadt zu Gast. Ganz neu im Angebot ist der Intensivkurs im Türkischen Recht, der 2022 das erste Mal stattfand um im Oktober 2023 erneut in Istanbul stattfinden wird. Sprachkenntnisse sollten die Studierenden daher unbedingt mitbringen. Eine Abfrage, auf welchem Sprachniveau die Sprachkenntnisse vorhanden sind, nimmt die Fakultät nicht vor, allerdings müssen die Bewerberinnen und Bewerber ein Motivationsschreiben in der jeweiligen Kurssprache verfassen. „Wir erreichen mit unserem Angebot auch Muttersprachlerinnen und Muttersprachler, was uns sehr freut“, sagt Szuka. „Viele unserer Studierenden sprechen beispielsweise Türkisch, für sie ist es eine tolle Gelegenheit und nicht alltäglich, sich in ihrer Muttersprache mit dem türkischen Rechtssystem zu befassen.“

Große Auswahl an Intensivkursen

Die Hagener Uni bietet die Intensivkurse gemeinsam mit anderen europäischen Fernhochschulen an, deren Studierende ebenfalls an den Kursen teilnehmen können – die studentischen Teams sind daher sogar multinational. Die Partner-Hochschulen stellen oftmals die Lernorte für die Zeit des Aufenthalts sowie ihre Expertise in Form von Fachvorträgen zur Verfügung. „Im Laufe des Programms erhalten alle Studierenden somit nicht nur ein gut strukturiertes und intensives Training in juristischen Fragen, sondern auch in Soft Skills wie akademischer Diskussion, interkultureller Kommunikation und Teamarbeit“, fasst Szuka zusammen.

International Office begrüßt die Offensive

Den Wert internationaler Verständigung hebt auch die Chefin des International Office der FernUniversität Rahel Hutgens hervor. „Die fremdsprachigen Intensivkurse helfen dabei, das internationale Profil der Fakultät weiter zu stärken und den Studentinnen und Studenten einen großartigen Vorsprung für ihren beruflichen Werdegang zu bieten“, begrüßt sie das Angebot der Fakultät, angehenden Juristinnen und Juristen ein Sprungbrett in die internationale Rechtswelt zu bieten. „Auf diese Weise können Absolventinnen und Absolventen aus dem Bereich Rechtswissenschaften mit den Kenntnissen und Erfahrungen ihrer Intensivkurse bei der Suche nach einer Arbeitsstelle punkten und somit neue berufliche Chancen erhalten.“

Rahel Hutgens Foto: Privat

„Die Hürden, international tätig zu werden, sind meist viel niedriger, als man denkt.“

Rahel Hutgens

Das International Office der FernUni ermutigt nicht nur Studierende, sich breit aufzustellen, auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berät und unterstützt es bei der Planung und Umsetzung internationaler Lehrangebote und Kooperationsprojekte. „Natürlich profitieren auch Lehrende durch den Wissensaustausch und Perspektivwechsel, der sich durch internationale Kooperationen ergibt“, sagt sie und möchte ermutigen. „Die Hürden, international tätig zu werden, sind meist viel niedriger, als man denkt, und der Mehrwert mannigfaltig.“

Teilnahme an Sprachkursen gesetzlich gefordert

Die Intensivprogramme richten sich an Studierende aller Studiengänge der Fakultät. Mit dem umfangreichen Fremdsprachenprogramm wird die Fakultät für Rechtswissenschaft dem Ausbildungsgesetz für Juristinnen und Juristen (JAG NRW) mehr als gerecht. Laut dem müssen Studierende einen Fremdsprachenkurs besucht haben, bevor sie nach dem ersten Staatsexamen ins Referendariat gehen. Ein Intensivkurs im Spanischen oder Türkischen Recht oder eine englischsprachige Summer School wird mit 10 ETCS verbucht und kann als Wahlmodul eingesetzt werden. Die Rechtswissenschaftliche Fakultät informiert über die jeweiligen Bewerbungsfristen und den Ablauf der Kurse in ihren aktuellen Meldungen auf der Startseite.

 

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Sarah Müller | 13.04.2023