Ökonomische, ökologische und soziale Entscheidungshilfe – Lieferketten nachhaltig gestalten und lenken

Auf einer internationalen Tagung, organisiert vom Lehrstuhl Produktion und Logistik, diskutierten Teilnehmende über innovative Ansätze für ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement.


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Die Organisator:innen Lea Franze (v.li.) und Prof. Karsten Kieckhäfer (v.re.) verfolgen die Keynote.

„Wir dürfen die Herstellung und den Transport von Produkten nicht nur unter ökonomischen Gesichtspunkten beurteilen“, sagt Prof. Dr. Karsten Kieckhäfer, Inhaber des Lehrstuhls. „Ökologische Aspekte fließen schon seit geraumer Zeit in die Planung von Lieferketten ein, aber soziale Konsequenzen müssen noch stärker berücksichtigt werden.“ In Textilfabriken, beim Abbau von Mineralien oder auf Kaffeeplantagen herrschen oft ausbeuterische Bedingungen. Deshalb sollten beim Management von Lieferketten auch Arbeits- und Gesundheitsschutz, die Bekämpfung von Zwangs- und Kinderarbeit, Gleichbehandlung und faire Bezahlung eine Rolle spielen.

Unternehmerische Entscheidungsunterstützung

Karsten Kieckhäfer befasst sich schwerpunktmäßig damit, Lieferketten (Supply Chains) nachhaltig zu gestalten anhand von Fragen wie: Woher stammen die Rohstoffe? Wie werden die Güter ausgeliefert? Sein Fachgebiet arbeitet mit den Methoden des Operations Research, um unter anderem mithilfe der mathematischen Optimierung unternehmerische Entscheidungen zu unterstützen. „Für Entscheidungen, die dazu führen sollen, dass Umweltwirkungen und soziale Risiken in Supply Chains verringert beziehungsweise vermieden werden“, so Kieckhäfer. Er ist seit 2018 Koordinator der Arbeitsgruppe „Sustainable Supply Chains“ der Association of European Operational Research Societies (EURO), die sich turnusmäßig alle zwei Jahre zu einer Konferenz trifft. In diesem Jahr wurde sie an der FernUniversität ausgerichtet: „4th Conference of the EURO Working Group on Sustainable Supply Chains“.

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Prof. Karsten Kieckhäfer (li.) und Dr. Carsten Gerhardt beantworten Fragen aus dem Publikum.

55 Teilnehmende aus 14 verschiedenen Ländern waren zu Gast auf dem Campus in Hagen. Die meisten kamen aus dem europäischen Ausland, aber auch aus den USA und Israel. Mit 29 wissenschaftlichen Vorträgen, Posterwalk und Diskussionen waren die zwei Konferenztage intensiv gefüllt mit aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen zur Gestaltung und Lenkung nachhaltiger Lieferketten. Behandelt wurden etwa Themen im Bereich der nachhaltigen Lebensmittellogistik und des Vertriebs verderblicher Waren, der Bewertung von Nachhaltigkeit und Resilienz in Lieferketten, der Kreislaufführung von Produkten, Komponenten und Materialien sowie der Materialflussanalyse.

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International: Teilnehmende aus 14 Ländern reisten zur Tagung in Hagen an.

Netzwerk für Forschung und Praxis

Dabei kamen Forschung und Praxis zusammen: Eine Keynote skizzierte die Hilfe für brasilianische Kleinbauern, als Anbieter von Lebensmitteln Zugang zu institutionellen Märkten zu bekommen (University of Athens, Prof. Athanasios Rentizelas). Eine weitere zeigte die Chancen für eine Kreislaufwirtschaft in der Rhein-Ruhr-Region auf (Stiftung Circular Valley, Dr. Carsten Gerhardt).

Inhaltlich passte die zweitägige Konferenz gut zum Forschungsschwerpunkt Energie, Umwelt & Nachhaltigkeit (E/U/N) an der FernUniversität mit dem Cluster „Nachhaltige Supply Chains“. Karsten Kieckhäfer bringt sich darin fachlich ein – und ist zudem stellvertretender Direktor des FSP E/U/N.

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Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der PhD School, die Teil der Konferenz war.

Summer School

Begleitend zur Konferenz hatte das Lehrgebiet eine viertägige PhD School organisiert, so dass auch junge Wissenschaftler:innen ihre Projekte auf der Konferenz vorstellen konnten. Nicht nur das: Zwei Promovierte bekamen jeweils einen Preis für ihre Doktorarbeiten zur Gestaltung nachhaltiger Lieferketten etwa bei der Produktion von Bioethanol oder dem CO2-orientierten Management des Güterverkehrs. Insgesamt kamen 25 internationale Nachwuchsforschende zur PhD School. Sie nahmen an Vorlesungen und Tutorials teil, arbeiteten gemeinsam an Teilstudien und präsentierten ihre Ergebnisse unter anderem vor Unternehmensvertretern von Volkswagen Nutzfahrzeuge und Holocene, einem Start-up für nachhaltige Geschäftsmodelle.


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Anja Wetter | 12.07.2023