NRW-Hochschulen: Gemeinsam gegen Extremismus
NRW-Universitäten starten an der FernUni in Hagen einen gemeinsamen Austausch über Extremismusresilienz – mit klaren Signalen für eine demokratische Kultur.
Foto: FernUniversität
An der FernUniversität in Hagen haben nordrhein-westfälische Universitäten einen Austausch über Extremismusresilienz gestartet. Vertreterinnen und Vertreter nahezu aller NRW-Unis nahmen vor Ort oder per Zoom teil. Gemeinsam berieten sie darüber, wie Hochschulen ihre demokratische Kultur stärken und extremistischen Herausforderungen nachhaltig begegnen können. Eingeladen hatten FernUni-Rektor Prof. Dr. Stefan Stürmer und Prof. Dr. Isolde Karle, Prorektorin für Diversität, Inklusion und Talententwicklung der Ruhr-Universität Bochum.
Ausgangspunkt des Auftakttreffens war eine durch die FernUniversität gemeinsam mit der Landesrektorenkonferenz durchgeführte Befragung unter allen 16 NRW-Universitäten. Das Ergebnis zeichnet ein klares Bild: Die große Mehrheit der Universitäten war in den vergangenen Jahren mit extremistischen oder autoritär-populistischen Vorfällen konfrontiert und signalisiert zugleich deutlichen Bedarf an Austausch und Kooperation. Diese Entwicklung hat auch die Hochschulrektorenkonferenz als ernstzunehmende Herausforderung erkannt und eine eigene Arbeitsgruppe zur Extremismusresilienz eingerichtet. Mit dem Treffen an der FernUni wurde der Diskurs auf Landesebene weiter befördert.
Problemlagen ähneln sich
„Hochschulen sind Orte des freien Denkens und der offenen Debatte. Genau deshalb müssen wir sie widerstandsfähig gegenüber extremistischen Tendenzen halten“, betonte Rektor Stürmer bei der Eröffnung. „Der Austausch heute zeigt: Wir stehen alle vor ähnlichen Herausforderungen – und wir gewinnen, wenn wir sie gemeinsam angehen.“
„Resilienz gegenüber extremistischen Tendenzen ist kein rein sicherheitsbezogenes Thema“, unterstrich Prof. Karle. „Sie ist Ausdruck einer demokratischen Kultur, in der Vielfalt ernst genommen wird. Hochschulen müssen Räume sein, in denen unterschiedliche Perspektiven konstruktiv miteinander in Kontakt kommen und zugleich eine klare Haltung gegen demokratiefeindliche Tendenzen zum Ausdruck gebracht wird.“
Es braucht mehr Information, Austausch und Kooperation
Im Zentrum des Auftakttreffens stand die Vorstellung zentraler Befragungsergebnisse, ergänzt durch Erfahrungsberichte der teilnehmenden Standorte. Diskutiert wurde ein breites Spektrum an Problemlagen: antisemitische Vorfälle, rechtsextreme Übergriffe und populistische Störungen, digitale Angriffe, Desinformation, interne Konflikte in Hochschulgremien sowie Bedrohungsgefühle einzelner Statusgruppen. Einige Universitäten berichteten zugleich von Handlungskonzepten für die Stärkung von Vielfalt und Demokratie, von bereits etablierten Maßnahmen wie Präventionsprogrammen, juristischen Handreichungen, Anlaufstellen, Krisenstäben oder Workshops zur Demokratieförderung.
Deutlich wurde bei dem Treffen die große Bereitschaft, Ressourcen, Erfahrungen und bereits erprobte Vorgehensweisen zu bündeln. Ein Schwerpunkt der Diskussion lag deshalb auf der Frage, wie Hochschulen besser voneinander lernen können: mit Blick auf Kommunikationslinien, rechtliche Expertise, Präventionskonzepte oder neue Formate der Fortbildung für Beschäftigte und Studierende.
Nächstes Treffen im Januar
Zum Abschluss vereinbarten die Teilnehmenden ein weiteres Treffen im Januar 2026. Dann sollen zentrale Handlungsfelder vertieft und mögliche Bausteine für ein gemeinsames Handeln ausgelotet werden. Auch externe Expertise soll einbezogen werden, um die Perspektive zu verbreitern und bestehende Ansätze systematisch weiterzuentwickeln.
Mit dem Auftakt ist damit nicht nur ein neuer Austausch entstanden, sondern zugleich ein deutliches Signal gesetzt: Die NRW-Universitäten nehmen ihre demokratische Verantwortung aktiv wahr.