Mit ihr kam die Community Psychology nach Hagen
Prof. Anette Rohmann ist seit 14 Jahren an der FernUniversität, im öffentlichen Dienst ist sie noch länger. Im Herbst feierte sie ihr 25-jähriges Dienstjubiläum.
Foto: FernUniversität
Fragt man Anette Rohmann, was sie an ihrem Beruf besonders mag, fallen ihr gleich mehrere Aspekte ein: „Ich mag es, Menschen zusammenzubringen. Ich mag die vielen nationalen und internationalen Kontakte und auch die Kombination aus Lehre, Forschung und praktischer Arbeit." Anette Rohmann ist seit 14 Jahren Professorin für Community Psychology an der FernUniversität in Hagen, im öffentlichen Dienst ist sie noch länger. Im Herbst feierte sie ihr 25-jähriges Dienstjubiläum.
Dass Prof. Rohmann einmal diesen Pfad einschlagen würde, war für sie zu Beginn ihres Studiums in Münster zunächst noch nicht abzusehen. „Da ich in der Oberstufe sehr viel musiziert habe, hatte ich die Idee, Musiktherapeutin zu werden, und studierte mit diesem Ziel Psychologie.“ Schon während ihres Studiums und vor allem während der anschließenden Promotion entdeckte sie jedoch ihr Interesse an Forschung.
Erste Berührungspunkte mit dem Fachgebiet
Ihre Begeisterung für Community Psychology hat sich dann während eines Praktikums in Frankreich gezeigt: In einem französischen Dorf arbeitete die junge Psychologin in einem traditionellen mittelständischen Betrieb mit ca. 200 Männern. „Das war zunächst eine ziemliche Herausforderung, hat mir aber letztlich total Spaß gemacht. Und auch wenn mir das damals noch gar nicht so klar war, waren es meine ersten Berührungspunkte mit der Community Psychology.“
Nach ihrer Habilitation an der Universität Münster wurde sie an der dortigen FH Professorin für Sozialpsychologie. „Als ich dann die Ausschreibung für das Lehrgebiet Community Psychology an der FernUni gesehen habe, dachte ich sofort, dass es eine maßgeschneiderte Professur für mich ist, die sehr gut zu meiner inhaltlichen Ausrichtung und Anwendungsorientierung passt.“
Neue Wege
Denn Community Psychology untersucht, wie Menschen in ihren sozialen und räumlichen Gemeinschaften leben und interagieren. Als angewandte Disziplin zielt sie zudem darauf ab, Erkenntnisse zur Verbesserung des Zusammenlebens in Communities einzusetzen.
In ganz Deutschland gibt es bis heute kein weiteres Lehrgebiet mit genau dieser Denomination. Daher durfte Anette Rohmann an der FernUniversität Pionierarbeit leisten. „Der Aufbau des Lehrgebiets war schon eine Herausforderung, da ich keine ausgetretenen Pfade gehen konnte.“
Zudem war Community Psychology (zu Deutsch Gemeindepsychologie) auch in ihrem privaten Umfeld Neuland: „Meine Omi hat mich damals gefragt, ob mein neuer Job etwas mit Kirche zu tun hätte“, erinnert sich die Professorin lachend an ihre Anfänge.
Foto: Hardy Welsch
„Mir ist wichtig zu betonen, dass all diese Projekte nur durch das tolle Team möglich sind, mit dem ich hier zusammenarbeiten darf.“
Anette Rohmann
Große Bandbreite bei Forschungsprojekten
Seit den Anfängen im Jahr 2011 hat sich viel getan und Anette Rohmann hat an der FernUniversität viel erlebt und bewegt. Ihr Büro ist zum Beispiel nicht mehr in angemieteten Räumen in der Fleyer Straße neben EDEKA, sondern auf dem Campus im eigenen Gebäude der Fakultät für Psychologie.
Forschungsprojekte hat sie zu unterschiedlichsten Themen wie Migration, Integration, Diversität und auch im Bereich der Umweltpsychologie durchgeführt. Mit diesen ist sie auch in der Stadt Hagen fest verankert. In den Projekten „Willkommen in Hagen“ und „Heimat Hagen“ arbeiten Wissenschaft und Praxis beispielsweise gemeinsam am Thema Integration. Die Initiativen beleuchten die Vorstellungen und Erwartungen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und geben Impulse für ein gelingendes Zusammenleben. Die Ausstellung „Gegen das Vergessen” setzt sich mit der nationalsozialistischen Vergangenheit der Stadt Hagen auseinander. „Wir wurden vom Gesundheitsamt der Stadt Hagen eingeladen, die Rezeption der Ausstellung und somit gelebte Erinnerungskultur in Hagen durch unsere Forschung zu begleiten.“
Welche Strategien für mehr Inklusion und Diversität am Arbeitsplatz am wirksamsten sind, diskutierte das Lehrgebiet Community Psychology mit internationalen Fachleuten bei einem Symposium auf dem Hagener Campus. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Gastprofessur für Gender und Queer Studies von Prof. Dr. Jojanneke van der Toorn (Utrecht University und Leiden University) an der Fakultät für Psychologie statt.
Foto: Jakob StudnarUnser Newsletter @fernuni hält Sie auf dem Laufenden, was an der FernUni los ist – wir berichten über Forschungsprojekte, Ideen und die Menschen, die an unserer Universität forschen, lehren und arbeiten.
Jetzt abonnieren
Lehre und Nachwuchsförderung
Neben der Forschung liegen ihr aber auch die Lehre und die Nachwuchsförderung sehr am Herzen. Daher arbeitet sie aktuell beispielsweise im Rektoratsausschuss für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs mit. Anette Rohmann engagierte sich in der Scholars at Risk Initiative für gefährdete Wissenschaftler:innen. Gefördert durch ein Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung kam ein junger Gastwissenschaftler an das Lehrgebiet Community Psychology. „Daraus hat sich eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit ergeben.“ Für ihr Bachelormodul Community Psychology hat sie gerade erst den Lehrpreis der FernUniversität erhalten. „Mir ist wichtig zu betonen, dass all diese Projekte nur durch das tolle Team möglich sind, mit dem ich hier zusammenarbeiten darf.“
Ein weiteres dieser Projekte ist die „WERTstatt“. Sie wird von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre in der Förderlinie „Freiraum für die Lehrentwicklung“ gefördert. Die WERTstatt ist ein Raum zur Reflexion von Werten. In partizipativen Formaten entwickelt das Projektteam gemeinsam mit Studierenden eine kollaborative Lernumgebung, die digitale und Präsenzangebote verbindet. Ziel ist es, Werte zu erkunden, Wertekonflikte zu erkennen und gemeinsam Lösungsstrategien zu erarbeiten und zu erproben.
Anette Rohmann privat
In ihrer Freizeit besucht Anette Rohmann sehr gerne Tanztheater. Diese Leidenschaft hat sie schon früh entdeckt und mit Begeisterung Pina Bausch in Wuppertal gesehen. Außerdem verbringt sie gerne Zeit mit ihrer Familie, joggt, liest und reist gern.