Rechtsanwältin auf Probe

Zum dritten Mal nahm die Rechtswissenschaftliche Fakultät an einem „Moot Court“ in Zusammenarbeit mit dem Landgericht Hagen und der internationalen Jurastudentenvereinigung ELSA teil.


Zum dritten Mal nahm die Rechtswissenschaftliche Fakultät der FernUniversität an einem „Moot Court“ in Zusammenarbeit mit dem Landgericht Hagen und der internationalen Jurastudentenvereinigung, The European Law Students‘ Association (ELSA), teil. Dabei treten Jura-Studierende in einem simulierten zivilrechtlichen Gerichtsverfahren im Wettstreit gegeneinander an. „Die Studierenden sollen so praktische Fähigkeiten wie Rhetorik oder Präsentation erlernen und trainieren“, sagt Prof. Dr. Sebastian Kubis vom Wilhelm-Peter-Radt-Stiftungslehrstuhl für Bürgerliches Recht, Gewerblichen Rechtsschutz, Internationales Privat- und Zivilprozessrecht der FernUniversität.

Szene in einem Gerichtssaal am Landgericht Hagen mit FernUni-Professor Sebastian Kubis als beisitzendem Richter und Studierenden in anwaltlichen Rollen.
Lokalentscheid am Landgericht Hagen mit FernUni-Professor Sebastian Kubis als beisitzendem Richter (li.) und Studierenden in anwaltlichen Rollen. (Foto: Carina Jansen)

Ein fiktiver Fall

Zwölf Studierende aus Bachelor, Master of Laws und aus dem neuen Studiengang Erste Juristische Prüfung sowie ein Staatsexamensabsolvent wurden für den Lokalentscheid vom veranstaltenden Lehrstuhl Kubis ausgewählt. Jeweils in Zweierteams zusammengefasst, wurde ihnen ihre Prozessrolle auf Kläger- oder Beklagtenvertreterseite zugeteilt: Die Akten zu dem fiktiven Fall waren den Studierenden zuvor zugesendet worden.

Die „Das Fenster GmbH“ veröffentlicht in ihrer Online-Zeitung einen Artikel zum Thema „Hass auf Flüchtlinge – Es reicht“. Es wird darüber berichtet, dass Hetzerinnen und Hetzer anonym auf Facebook ihre Meinung kundtun. Deshalb werden unter dem Artikel drei Facebook-Posts samt Profilbild und Namen abgedruckt, darunter auch der einer Sabiene Maja. Sie möchte nun Klage wegen Verletzung des Allgemeinen Persönlichkeitsrechts und auf Schmerzensgeld einreichen, da ihr Bild nicht – wie gefordert – entfernt wurde.

Eifrige Wortgefechte

Auf dieser Grundlage musste eine Klageschrift oder Klageerwiderung gefertigt werden. Die mündlichen Verhandlungen fanden in einem Seminarsaal der FernUni unter Vorsitz von Prof. Dr. Barbara Völzmann-Stickelbrock vom Lehrstuhl Bürgerliches Recht, Wirtschaftsrecht, Gewerblicher Rechtsschutz, Urheberrecht und Zivilprozessrecht statt.

Nach jeweils etwa 50 Minuten mit eifrigen Wortgefechten zwischen den gegnerischen Prozessvertreterinnen und -vertrern sowie einer kurzen Beratung des Senats, hatten sich Esther Kellmereit und Christoph Schöneborn als bestes Team der Klageseite positioniert. Auf Seite der Beklagten stachen Stephan Pergens und Emeka Okoroafor heraus. „Man versucht, strategisch vorzugehen, dem Gegner immer einen Schritt voraus zu sein, aber auch spontan und schlagfertig auf Kontra sowie auf Fragen der Richterbank zu reagieren“, erzählt Esther Kellmereit.

Das Urteil

In der finalen Verhandlung im Schwurgerichtssaal des Landgerichts Hagen unter Vorsitz von Dr. Kirsten Ennuschat, Vorsitzende Richterin am Landgericht, und Prof. Kubis als einem der beisitzenden Richter gewann das Team Pergens/Okoroafor. Beide werden die FernUniversität beim Regionalentscheid in Hamburg vertreten.

„Auch wenn die Anspannung bei allen zunächst groß gewesen ist, waren wir uns darüber einig, dass die Teilnahme am Moot Court ein besonderes Erlebnis war“, beschreibt Kellmereit stellvertretend für alle. Selbst einmal als Anwältin für einen Tag in einer Robe vor Gericht zu stehen und die Richterinnen und Richter mit einer guten Argumentation und einer sicheren Präsentation zu überzeugen, sei eine große Herausforderung gewesen. „Ich möchte es aber auf keinen Fall missen. „Es bereitet auf eine etwaige anwaltliche Tätigkeit vor und ermöglicht einen Blick über den ,universitären Tellerrand‘ hinaus“, so Kellmereit.

Presse | 08.02.2017