Die Nachkriegskarriere des „Schlächters von Lyon“

Trotz seiner SS-Vergangenheit kollaborierte Klaus Barbie nach dem Zweiten Weltkrieg mit westlichen Geheimdiensten. Im öffentlichen „Lüdenscheider Gespräch“ am 19. April geht es um den brisanten Fall.


Klaus Barbies verbrecherische Vergangenheit als hoher NS-Funktionär hielt westliche Geheimdienste nach 1945 nicht von einer Kooperation mit ihm ab. Über die „Die Nachkriegskarriere des ‚Schlächters von Lyon‘“ klärt Dr. Peter Hammerschmidt im „Lüdenscheider Gespräch“ am Mittwoch, 19. April, auf. Die Vortragsreihe, die vom Institut für Geschichte und Biographie (IGB) der FernUniversität veranstaltet wird, ist öffentlich und richtet sich an alle Interessierten. Beginn ist um 18 Uhr im Kulturhaus Lüdenscheid, Freiherr-vom-Stein-Str. 9, 58511 Lüdenscheid. Der Eintritt ist frei.

Der Historiker Peter Hammerschmidt rekonstruiert in seinem Vortrag die unglaubliche Nachkriegskarriere des ehemaligen SS-Hauptsturmführers. Dabei wirft er einen Blick auf Barbies Jugendjahre, seine Funktion als Gestapo-Chef im besetzten Frankreich, sein Engagement beim amerikanischen Heeresgeheimdienst CIC, seine Flucht auf der so genannten „Rattenlinie“, sein Wirken als Berater bolivianischer Militärdiktaturen sowie auf den finalen „Jahrhundertprozess“ in Lyon. Das besondere Interesse des Referenten gilt dabei insbesondere Barbies Beziehungen zu westlichen Geheimdiensten nach 1945. Auf Grundlage erst kürzlich freigegebener, teils streng geheimer Unterlagen des BND und der CIA soll die Kollaboration zwischen NS-Funktionären und westlichen Diensten nach 1945 am Beispiel Barbies konkretisiert werden.

Dr. Peter Hammerschmidt (geboren 1986) ist Historiker und Gymnasiallehrer. Er promovierte 2014 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Für seine Dissertation, die sich mit der Nachkriegsbiographie des ehemaligen SS-Hauptsturmführers Klaus Barbie auseinandersetzt, wurde er von der Volkswagenstiftung mit dem „Opus Primum“-Preis für die beste wissenschaftliche Nachwuchsarbeit des Jahres 2014 ausgezeichnet. In Deutschland löste er mit seinen Ergebnissen eine Bundestagsdebatte aus, die sich mit personellen NS-Kontinuitäten nach 1945 auseinandersetzte.

Einführende Worte spricht apl. Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch (IGB). Der Veranstaltung im Rahmen des Hagener Forschungsdialogs der FernUniversität war ursprünglich für Oktober 2016 geplant und wurde auf den aktuellen Termin verschoben.

Gerd Dapprich | 19.04.2017