„Unternehmertum als kollektive Handlung“

Das soziologische Kolloquium am 17. Mai richtet sich in erster Linie an die Hochschulöffentlichkeit der FernUniversität. Willkommen sind aber auch externe Interessierte.


Um „Unternehmertum als kollektive Handlung“ geht es am Mittwoch, 17. Mai, in den Kolloquien des Instituts für Soziologie der FernUniversität in Hagen. Referentin ist ab 16 Uhr Dr. Isabell Stamm: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der TU Berlin. Die Veranstaltung im Seminargebäude der FernUniversität, Universitätsstr. 33, 58097 Hagen, Raum 6, richtet sich in erster Linie an die Hochschulöffentlichkeit der FernUniversität. Willkommen sind aber auch externe Interessierte. Veranstalter ist Prof. Dr. Uwe Vormbusch (Lehrgebiet Soziologie II / Soziologische Gegenwartsdiagnosen).

Die Kolloquien des Instituts für Soziologie der FernUniversität finden im Rahmen ihres Hagener Forschungsdialogs statt.

Das dynamische Forschungsfeld zu Unternehmertum befindet sich im Umbruch. Diskutiert wird nichts weniger als der Forschungsgegenstand des Feldes selbst. Joseph Schumpeter ebnete den Weg für zwei grundsätzliche Stoßrichtungen: einerseits die Erforschung der Unternehmerfigur, die er selbst meist als charismatisches (männliches) Individuum beschrieb, und andererseits die Erforschung von Unternehmertum als wirtschaftlichen Prozess. Letztere Perspektive hat sich über Jahrzehnte als die dominante Forschungsrichtung erwiesen. Beide Perspektiven verstellen jedoch den Blick auf die Interaktivität von Unternehmertum. In Ihrem Vortrag unternimmt Dr. Isabell Stamm den Versuch, eine dritte Perspektive – einen relationalen Ansatz auf Unternehmertum weiter zu denken. Aktuelle Forschung deutet darauf hin, dass Unternehmen als kollektive Handlungen von Freunden, Kollegen, Paaren oder Familienmitgliedern gegründet werden, die sich einem unternehmerischen Projekt verschreiben. Solche unternehmerischen Gruppen investieren gemeinsam Geld, Mühe und Zeit in die Entstehung einer Organisation – gehen aber nicht in dieser auf. Unternehmerische Gruppen sind stabile soziale Einheiten, die über eine Organisation hinaus unternehmerisch aktiv sein können. Ein relationaler Ansatz auf Unternehmertum eröffnet Fragen nach typischen Kompositionen von unternehmerischen Gruppen und ihren Verlaufsbahnen; darüber wie Gruppenmitglieder miteinander verhandeln und in welchem Ausmaß sie eine Kapazität zu unternehmerischer Aktivität entwickeln; danach unter welchen Umständen sie sich von einem Unternehmen ablösen oder sich als Gruppe auflösen. Diese Fragen greift Dr. Isabell Stamm in ihrem aktuellen Forschungsprojekt „Entrepreneurial Group Dynamics“ auf, das im Rahmen des Freigeist-Programms der Volkswagenstiftung gefördert wird. Der Vortrag bietet Einblicke in eine frühe Konzeptualisierung von Unternehmertum als kollektive Handlung unternehmerischer Gruppen, einen Überblick des methodischen Designs sowie erste Ergebnisse des Forschungsprojektes.

Dr. Isabell Stamm ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Berlin. Schwerpunkte ihrer Forschung sind Selbstständigen- und Unternehmerforschung sowie Wirtschafts- und Organisationssoziologie. Seit Januar 2017 ist sie Forschungsgruppenleiterin des Projekts „Entrepreneurial Group Dynamics“.

Gerd Dapprich | 08.05.2017