Hagen ist Heimat

Das Institut für Geschichte und Biographie der FernUniversität begleitet ein Kooperationsprojekt mit dem Rahel-Varnhagen-Kolleg zum Thema Migration.


Eine Schulklasse steht vor einem Gebäude. Foto: FernUniversität
Die Klasse besuchte das Institut für Geschichte und Biographie auf dem Campus.

Sie erzählen von Krieg und Flucht, von traumatischen Erlebnissen und davon, wie sie in einem anderen Land ankommen. Viele von ihnen bezeichnen das fremde Land inzwischen als Heimat. Hagen ist Heimat geworden.

Das hat eine Klasse des Hagener Rahel-Varnhagen-Kollegs mit dem Institut für Geschichte und Biografie an der FernUniversität in Hagen im Rahmen des Kooperationsprojekts „Migration und Integration. Migrationserfahrungen.“ erfahren. Die Klasse führte Interviews mit Vertriebenen und Kriegsflüchtlingen, die nach Hagen migriert sind. Begleitet wurden die Schülerinnen und Schüler dabei durch ihren Geschichtslehrer Pablo Arias und Dr. Eva Ochs, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut.

Lebensgeschichten

„In einer ersten Phase haben wir die Klasse mit den Möglichkeiten biografischer Forschung und mit den Formen des lebensgeschichtlichen, narrativen Interviews vertraut gemacht“, berichtet Historikerin Eva Ochs. Anschließend interviewten die Schülerinnen und Schüler, die den Abendrealschulzweig besuchen, mehrere Menschen aus Hagen. Zu ihnen hatte Pablo Arias den Kontakt hergestellt.

Zu den Interviewten zählten der Großvater einer Schülerin, Frauen aus Sri Lanka und Bosnien, die vor Bürgerkriegen geflüchtet waren. Ein junger Russlanddeutscher aus Sibirien war ebenso darunter wie ein indischer Designer, der eine deutsche Frau geheiratet und in Hagen einen beruflichen Neustart gewagt hat. Eine Schülerin steuerte ein Kurzinterview mit einem syrischen Flüchtling – ihrem WG-Mitbewohner – bei.

Über das Institut

  • Begleitung lebensgeschichtliche Forschungsprojekte
  • Umsetzung wissenschaftlicher Filme
  • Archiv für subjektive Erinnerungszeugnisse „Deutsches Gedächtnis“
  • Veranstaltungsreihe „Lüdenscheider Gespräche“

Traumatische Erlebnisse mit positiver Botschaft

„Das Projekt hat mir sehr viel Spaß gemacht und mich beeindruckt. Denn trotz der tragischen Geschichten hatten die Menschen auch immer etwas Positives zu erzählen“, sagt Schülerin Mona Schleiner.

Was sie beobachtet haben: „Alle die, die Kinder in Deutschland bekommen haben, möchten bleiben. Sie haben Deutschland als Heimat angenommen.“ In manchen Interviews allerdings habe man auch bemerkt, dass die Person gern in ihr Ursprungsland zurück möchte.

„Es ist schon was Besonderes, mit jemandem zu reden, der selbst eine Flucht erlebt hat“, ergänzt Schüler Marco Bernardi.

Besuch an der FernUni

Bei einem Besuch an der FernUniversität lernte die Klasse das Institut für Geschichte und Biographie kennen. „Wir haben ihnen vorgestellt, was wir am Institut mit solchen Interviews machen, wie wir sie beforschen und archivieren“, beschreibt Ochs.

Die Auswertungen der Interviews, die aktuell läuft, sollen in eine kleine Broschüre einfließen. Die soll auch einen historischen Rundgang durch den Hagener Stadtteil Wehringhausen zum Thema Migration enthalten, den Pablo Arias mit der Klasse erarbeitet.

Anja Wetter | 14.11.2017