Entbindung im Sinne der SS: Das Lebensbornheim „Schwarzwald“

Das vom SS-Verein Lebensborn betriebene Entbindungsheim „Schwarzwald“ ließ viele Menschen entwurzelt zurück. Das öffentliche „Lüdenscheider Gespräch“ am 8. März befasst sich hiermit.


„Das Lebensbornheim ‚Schwarzwald‘ in Nordrach“ und die damit verbunden Schicksale sind Gegenstand des „Lüdenscheider Gesprächs“ am Mittwoch, 8. März. Referentin ist Dorothee Neumaier, Promovendin an der FernUniversität in Hagen. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr im Kulturhaus Lüdenscheid, Freiherr-vom-Stein-Str. 9, 58511 Lüdenscheid. Die Teilnahme an der Veranstaltung des Instituts für Geschichte und Biografie ist kostenlos.

Im Dezember 1935 gründete Heinrich Himmler den Lebensborn als eingetragenen SS-Verein. Die Unterstützung des Lebensborn e. V. galt insbesondere ledigen Müttern, wovon man sich eine Reduktion der Abtreibungen sowie die Erhöhung der Geburtenrate versprach. Eine ausführliche Überprüfung der „rassischen und erbbiologischen“ Faktoren stellte den größten Teil der Antrags- und Aufnahmeformalitäten dar, um so zu gewährleisten, dass Mutter und Vater den Auslesekriterien der SS entsprachen. Durch die Einrichtung eigener Melde- und Standesämter konnten ledige Schwangere ihre Kinder im Geheimen, fern von ihrem Wohnort, zur Welt bringen.

Während seiner zehnjährigen Existenz betrieb der Lebensborn auf dem Gebiet des Deutschen Reiches und auch in den besetzten und annektierten Gebieten insgesamt 24 Entbindungs- und Kinderheime.

Nachdem Himmler den Befehl gegeben hatte, auch im Südwesten des Reiches ein entsprechendes Entbindungsheim einzurichten, wurde das Lebensbornheim „Schwarzwald“ am 1. November 1942 in Nordrach eröffnet. Die Geburt von 240 Kindern ist im Standesamt II dokumentiert. Ergänzend zu Geburten- und Sozialstatistiken, welche Aufschluss über Alter und Beruf der Mütter geben, berücksichtigt der Vortrag neben der Ernährung von Müttern und Säuglingen auch die Arbeitsbedingungen der Angestellten. Gleichzeitig werden die in Nordrach angestellten Ärzte und Ärztinnen, die Oberschwester und die Hebamme, mittels biografischer Daten vorgestellt, indem sowohl der Weg zum Lebensborn als auch die für das Heim „Schwarzwald“ dokumentierte Tätigkeit aufgezeigt werden.

So unterschiedlich die Schicksale der einzelnen Lebensbornkinder auch sein mögen, in einem Punkt sind sie oftmals gleich: Noch immer sind viele von Ihnen auf der Suche nach ihrem unbekannten Vater und ihren familiären Wurzeln. Dies soll anhand einzelner Fallbeispiele veranschaulicht werden.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Hagener Forschungsdialogs der FernUniversität statt.

Benedikt Reuse | 27.02.2017