Psychologie: Die Suche nach dem geeigneten Weg

Kommt zum Wintersemester ein Numerus Clausus für den Masterstudiengang Psychologie? Die Entscheidung ist noch nicht gefallen. Die Studierendenvertretung sprach mit der Rektorin.


Klebezettel mit der Aufschrift
Kommt zum Wintersemester ein Numerus Clausus für den Masterstudiengang Psychologie? Die Entscheidung ist noch nicht gefallen. (Foto: FernUniversität in Hagen, Volkmann)

Die Studierenden der FernUniversität in Hagen sind ein ganz besonderes Klientel. Sie sind in vielen Punkten nicht mit den Studentinnen und Studenten an Präsenzuniversitäten zu vergleichen und haben andere Anforderungen an ihre Studienbedingungen. Gerade wenn es um die Zulassung zum Masterstudiengang Psychologie geht, kommen diese Besonderheiten zum Tragen. Das unterstrich die Sprecherin der gemeinsamen Fachschaftsliste Psychologie Rebekka Allen gegenüber der Rektorin. Prof. Dr. Ada Pellert zeigte Verständnis für die Befürchtungen, dass die FernUni-Studierenden bei der Einführung eines Numerus Clausus für den Masterstudiengang Psychologie im Nachteil sein könnten und sicherte zu, dass weiter nach einem für alle Seiten gangbaren Weg gesucht werde. Anlass war ein Gespräch der Rektorin mit Studierendenvertretung, Fakultät und Senatsvorsitzendem zur Situation in der Psychologie.

An die Grenze des Erträglichen

Unstrittig war zwischen allen Seiten, dass die Belastungssituation in der Psychologie an die Grenze des Erträglichen geht. Das gilt für die Lehrenden genauso wie für die Studierenden. Denn auch im Fernstudium werden für das berufsqualifizierende Masterstudium der Psychologie diagnostisch ausgerichtete Praktikumsplätze benötigt, Seminare in kleineren Gruppen veranstaltet und sind für die empirisch ausgerichteten Masterthesen entsprechende Betreuungskapazitäten erforderlich. Die Studierenden im Studiengang spüren die Engpässe, das weiß auch Rebekka Allen.

Die Hochschulleitung hat in der Vergangenheit verschiedene Lösungsmodelle versucht, um die Überlast abzubauen. Es wurden neue Stellen geschaffen und Kapazitäten umverteilt. Aber das reicht nicht aus. Mit der zunehmenden Zahl der Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen wuchs auch die Nachfrage im Masterstudiengang weiter an.

Besonderheiten des Fernstudiums bislang nicht berücksichtigt

Prof. Pellert: „Wir brauchen zusätzliche Professuren oder einen Numerus Clausus, um die Qualität des Studiums zu sichern.“ Im Gespräch mit dem nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministerium möchte die Hochschulleitung jetzt erreichen, dass die Grundfinanzierung der Hochschule erhöht wird, um mehr Professuren zu schaffen. Und sie möchte erreichen, dass auch an der FernUniversität Aufnahmekapazitäten – unter Berücksichtigung der Besonderheiten des Fernstudiums – berechnet werden.

Für Präsenzuniversitäten ist diese sog. Kapazitätsverordnung seit langem bewährt, führt zur Definition der Aufnahmekapazität für die einzelnen Studiengänge und bei Überlast zu einem Numerus Clausus. Dieses Regelwerk funktioniert für die FernUniversität nicht, weil dort Faktoren wie z.B. Hörsaalgrößen berücksichtigt werden, die im Fernstudium keine Rolle spielen. Deshalb hat die FernUniversität ein Modell für die Kapazitätsberechnung entwickelt, das die Besonderheiten des Fernstudiums zugrunde legt, und im Ministerium zur Genehmigung vorgelegt. Ein Gutachten hat nun die Tragfähigkeit dieses Konzepts unterstrichen und auch auf die Notwendigkeit einer solchen Berechnung zur Sicherung der Qualität des Studiums hingewiesen.

Wenn auf dieser Grundlage ein Numerus Clausus eingeführt werden kann, sollen auf Wunsch der Hochschule beim Auswahlverfahren die Besonderheiten der FernUni-Studierenden berücksichtigt werden können, z.B. ein größerer Anteil von Zweitstudierenden, die zum besonderen Klientel der FernUni gehören.

Interessen der Studierenden fließen in Diskussion ein

„Viele Gespräche sind in der nächsten Zeit noch notwendig“, sagt Ada Pellert, „um zu einer Lösung der Kapazitätsfrage zu kommen.“ Wenn der Numerus Clausus zum nächsten Wintersemester aus rechtlichen Gründen nicht eingeführt werden kann, müssen andere Mittel ergriffen werden, um die Engpässe im Semester zu entschärfen. Welche dies sind, darüber wird gegenwärtig intensiv diskutiert. Die Interessen der Studierenden fließen natürlich in die Diskussion ein. Berücksichtigt werden muss aber auch, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts bereits seit mehreren Jahren eine enorm hohe Belastung tragen. „Alle Beteiligten eint das große Interesse daran, den Studiengang erfolgreich weiterzuführen“, unterstreicht die Rektorin. „Deshalb sind wir auch zuversichtlich, dass wir gemeinsam eine für alle Seiten akzeptable Lösung finden.“

Susanne Bossemeyer | 21.03.2017