Niemals geht man so ganz

Der langjährige Vorsitzende des Personalrats geht in Rente: An der FernUni hinterlässt Hartmut Klages Spuren.


Zwei Personen sitzen nebeneinander in Strandliegestühlen. Hinter ihnen liegt ein Sonnenschirm auf dem Boden. Der Mann bekommt eine Sonnencreme überreicht.
Sonnenmilch und Badelaken: Zum Abschied bekam Hartmut Klages Nützliches für einen Tag am Strand von seiner Personalratskollegin Gabriela Schauer überreicht. (Fotos: FernUniversität, Pressestelle)

Hartmut Klages gehört zu denen, die die FernUniversität in Hagen fast von Anfang an begleitet haben. Jetzt hört der langjährige Personalratsvorsitzende nach etwas mehr als 41 Jahren an der Hochschule auf. Seine Offenheit und Direktheit konnte er bis zum Schluss bewahren. Zu seinem Abschied auf der letzten Personalversammlung hatte er im Vorfeld ausdrücklich eingeladen: „Man kann mich loben, kritisieren oder auch beschimpfen – ich freue mich noch einmal über Ihre ehrliche Meinung.“

Stimmen von der Personalversammlung

Mehrheitlich gab’s Lob auf der Personalversammlung, vor allem viele persönliche Worte durch das Gremium selbst. Die Kanzlerin konnte sich endlich einige Reime auf ihn machen – und verabschiedete Klages mit einem Gedicht. Die Rektorin nannte ihn ein „Urgestein“ sowie „Pfeiler“ der FernUni und – in Anspielung auf Klages private Leidenschaft, Theater zu spielen – den „künftigen Macbeth der Nordsee“.

Werden seine markante Stimme und die obligatorische Schirmmütze auch vom Campus verschwinden: Klages hinterlässt seine Spuren an der FernUni. Am wichtigsten waren ihm stets die Beschäftigten: „Ich wollte mich für die tollen Menschen an dieser Uni einsetzen. Für sie was zu erreichen war immer mein Leitmotiv.“ So initiierte der Personalrat unter der Leitung von Klages etwa das Projekt „Gute Arbeit“ in Kooperation mit dem Europäischen Sozialfonds, dem Deutschen Gewerkschaftsbund und der Gewerkschaft Verdi. Das Engagement geht weit über das Landespersonalvertretungsgesetz hinaus.

„Mit dem Projekt haben wir erreicht, dass Beschäftigte noch mehr Unterstützung für ihre eigene Weiterbildung und Weiterqualifikation bekommen“, resümiert Klages. „Wir haben hier Beschäftigte mit viel Potenzial. Die gilt es intern zu schulen, anstatt dauerhaft externe Expertinnen und Experten einzukaufen.“

Zuschauer stehen in einem Saal und klatschen.
Die Personalversammlung verabschiedete den PR-Vorsitzenden mit Standing Ovations für sein Engagement.

Ungeplante Unikarriere

Geplant hatte der 65-Jährige die Unikarriere nicht. Nach seiner Ausbildung zum Buchhändler folgte der gebürtige Bochumer 1976 dem Ruf des damaligen Kanzlers Ralf Bartz und wechselte in die Universitätsbibliothek nach Hagen. Damit kam jemand, der als Ruhrgebietsmensch kein Blatt vor den Mund nahm. Dafür fand er schnell einen Kanal: Die Gewerkschaftsarbeit an der noch jungen Universität lag brach. Klages gründete eine FernUni-Gruppe der damaligen Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr und schoss in seiner unverblümten Art aus der zweiten Reihe auf die Hochschulleitung.

2004 wechselte er die Position und seinen Tonfall: Nach dem Tode des Vorsitzenden Johannes Gogolok stellte sich Stellvertreter Klages der Verantwortung. „Ab da stand ich sozusagen im ‚diplomatischen Dienst’ der FernUniversität. Aber ich habe trotzdem alles offen angesprochen.“ Rückblickend sieht er die Zusammenarbeit mit der Hochschulleitung als ein vertrauensvolles Miteinander an. „Wir haben unterschiedliche Perspektiven auf Probleme und wollen in der Regel gemeinsam zum Ziel.“ Mit Hartmut Klages hat der PR die „prozessbegleitende Mitbestimmung“ etabliert. „Bis auf Dezernentenebene bringen wir unsere Ideen ein, statt nur auf Anträge zu warten.“

Zur Zukunft der FernUni

Zu seinem Abschied hat Klages viele Glückwünsche bekommen. Was wünscht er der FernUni zurück? „Ich hoffe, dass weiterhin die Menschen im Mittelpunkt stehen, vor allem bei Veränderungsprozessen.“ Einmal PR, immer PR – diese Identität legt Hartmut Klages bis zur letzten Minute an der FernUni nicht ab.

Private Pläne

Privat zieht es ihn Ende des Jahres an die Nordsee. Ein Hobby wird er dafür aufgeben müssen: In Hagen schnürte er die Stollenschuhe für den Verein Roter Stern Wehringhausen, dem sportlichen Ableger des Hagener Kulturzentrums Pelmke. Damit stand in seinem Kalender fest: „Sonntags is‘ auffem Platz.“ Da gibt es immer eine leckere Bratwurst – und für Kartoffelliebhaber Klages die Schale Pommes. Ohne Rot-Weiß. Auch da ist Hartmut Klages eigen. Wenigstens bleiben ihm die Stadionbesuche bei seinem Lieblingsprofiverein, dem VfL Bochum. Lokalpatriot bleibt eben Lokalpatriot.

Anja Wetter | 06.07.2017