Auf den Spuren von Verbrechen und Rechtsprechung in Berlin

Alumni und Studierende der FernUniversität gewannen bei Besuchen der Polizeihistorischen Sammlung und des Kammergerichts interessante Erkenntnisse zu Kriminaltechnik und Justizgeschichte.


Ein Museumsmitarbeiter demonstriert einem Besucher, wie man anhand von Leichenspuren, die eine Schlinge am Hals hinterlassen hat, feststellen kann, ob ein Erhängter sich selbst umbrachte oder ob es sich um einen Mord handelt.
Mulmiges Gefühl: Ein Museumsmitarbeiter demonstriert einem Besucher, wie man anhand von Leichenspuren feststellen kann, ob ein Erhängter sich selbst umbrachte oder ob es sich um einen Mord handelt. (Foto: privat)

Aufgrund des großen Interesses unternahm die Berliner Gruppe des Absolventenkreises der FernUniversität in Hagen gleich zwei Exkursionen zur Polizeihistorischen Sammlung Berlin, an denen insgesamt mehr als 30 Alumni und Studierende teilnahmen. Anhand vielfältiger Ausstellungstücke, Installationen und Schautafeln, Fotos, Filme und Fahrzeuge wird die spannende Geschichte der Berliner Kriminal- und Schutzpolizei in ihren Höhen und Tiefen vor dem Hintergrund der allgemeinen Berliner Historie dargestellt.

Neben zahlreichen Exponaten – wie Tatwerkzeugen aus Banküberfällen, den raffinierten technischen Konstruktionen des Kaufhauserpressers Dagobert und vielen Polizeiuniformen – werden in der Sammlung auch neue und alte Methoden der Kriminalistik präsentiert. Gleich über einer alten Kamera zum Ablichten von Verhafteten schwebt eine ausgemusterte Drohne – das „fliegende Auge“ der Berliner Polizei. Es kommen immer neue Ausstellungsstücke hinzu, denn auch die Kriminellen gehen mit der Zeit, und spektakuläre Fälle wie kürzlich den Goldmünzenraub aus dem Bode-Museum erlebt man immer wieder.

Klar wurde den Teilnehmenden, dass Tatort & Co. mit dem Alltag der Kripobeamten herzlich wenig zu tun haben. Da läuft die Tatort-Kommissarin einfach in ein abgestecktes Feld der Spurensicherung und zerstört damit die „Spurenlage“, da lässt der Kommissar eine Beschuldigte bei sich übernachten: in der Realität undenkbar.

Wechselvolle Geschichte des Berliner Kammergerichts

Nach diesen beiden Exkursionen besuchte die Gruppe das Berliner Kammergericht. Das Exkursionsangebot richtete sich besonders an Studierende der Rechtswissenschaften. So nahmen neben den Absolventinnen und Absolventen auch Studierende der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der FernUniversität teil.

Das Berliner Kammergericht ist das älteste deutsche Gericht, das ohne Unterbrechung arbeitet. 1468 wurde es erstmals urkundlich erwähnt. Sein Name rührt daher, dass es als „Hofgericht“ in den Kammern des Königs die oberste Gerichtsgewalt ausübte. Es steht auf einer Stufe mit den Oberlandesgerichten anderer Bundesländer.

Der eindrucksvolle Eingangsbereich und die Mittelhalle mit dem hohen Treppenaufgang und den mächtigen Säulen flößen dem Besucher sofort Respekt ein: Bürgerinnen und Bürger sollten die Erhabenheit des Rechts spüren. Die neobarocken Gemälde stehen im krassen Gegensatz zu einem der dunkelsten Kapitel in der Geschichte des Kammergerichts. Der NS-Volksgerichtshof zog für die Schauprozesse gegen die Attentäter vom 20. Juli 1944 eigens in das Kammergerichtsgebäude um, weil Reichspropagandaminister Goebbels einen repräsentativen Saal suchte. Wie passiv die Justiz die Nationalsozialisten gewähren und sich instrumentalisieren ließ, stieß nicht nur bei dem Richter, der die Gruppe führte, auf großes Unverständnis.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude Sitz des Alliierten Kontrollrats. Im großen Plenarsaal bereitete das internationale Militärtribunal die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse vor. 1971 wurde im Plenarsaal das Viermächteabkommen über Berlin unterzeichnet, in dem die Sowjetunion u. a. den ungehinderten Transitverkehr zwischen der Bundesrepublik und West-Berlin garantierte.

Das Kammergericht selbst war nach dem Krieg in verschiedenen Gebäuden untergebracht, erst mit der Wiedervereinigung zog es im Februar 1991 wieder an seinen Stammsitz im Kleistpark zurück. Es ist mittlerweile eines der größten Oberlandesgerichte Deutschlands und macht mit wegweisenden Urteilen immer wieder auf sich aufmerksam.

Im Anschluss an die Führung diskutierten die Teilnehmer in einem Restaurant im beliebten Akazienkiez noch lange über die Rolle der Justiz und eine Vielzahl anderer Themen vom Bachelorabschluss über Bildungspolitik bis hin zu Bitcoins.

Pressestelle | 20.09.2017