Mit Arbeit am Wochenende besser erholen

Arbeit in der Freizeit kann unter ganz bestimmten Voraussetzungen die Erholung fördern. Das ist ein Ergebnis einer Studie an der FernUniversität, deren Ergebnisse jetzt vorliegen.


Unerledigte berufliche Aufgaben beeinträchtigen die Erholung am Wochenende: Das werden zahlreiche Berufstätige aus eigener Erfahrung bestätigen, auch in der Freizeit können sie die Gedanken an ihre Arbeit nicht „abschalten“ und grübeln ständig über berufliche Probleme. Viele nehmen sich Arbeit mit nachhause. Dass jedoch Arbeiten in der Freizeit die Erholung sogar fördern kann, dürfte viele allerdings überraschen. Es müssen aber bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, fanden Dr. Oliver Weigelt als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FernUniversität in Hagen und Dr. Christine Syrek als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Trier heraus. Die Ergebnisse ihrer Studie liegen jetzt vor.

„Wir wissen, dass Aufgaben, die am Ende einer Arbeitswoche nicht erledigt sind, die Erholung am Wochenende beeinträchtigen können. Denn man beschäftigt sich oft auch in der Freizeit ständig weiter gedanklich damit und kann einfach nicht ‚abschalten‘“, erläutert Oliver Weigelt. Viele Beschäftigte arbeiten zudem konkret in ihrer Freizeit an Unerledigtem weiter. Beides – das Nicht-abschalten-Können wie das Zuhause-Arbeiten – kann zu Lasten der Erholung gehen.

Portraitfoto eines Mannes Foto: Veit Mette
Dr. Oliver Weigelt war während seiner Tätigkeit an der FernUniversität maßgeblich an der Studie mitbeteiligt, deren Ergebnisse jetzt vorliegen.

Arbeiten am Wochenende kann aber auch positive Folgen haben: „Wenn die Ergebnisse zufriedenstellend sind, kann man sich in der restliche Freizeit durchaus besser entspannen“, führt Weigelt aus. An nicht erledigten Aufgaben in der Freizeit weiterzuarbeiten kann also eine erfolgversprechende Strategie gegen berufsbedingte „Grübeleien“ sein.

Beschäftigte müssen sich entscheiden

Andererseits mindert Arbeiten am Wochenende oder abends die Erholung, weil es z.B. zu Lasten von Freizeitaktivitäten geht. Beschäftigte können also durchaus vor einem Dilemma stehen: „Soll ich Unerledigtes zu Ende bringen? Dabei verliere ich aber Freizeit! Oder soll ich nicht arbeiten? Dann muss ich aber ständig an die Arbeit denken!“

Christine Syrek: „Ausgehend von diesem Dilemma haben wir untersucht, unter welchen Umständen sich die möglichen Vor- und Nachteile der Arbeit in der Freizeit die Waage halten bzw. wann sich Arbeit in der Freizeit vielleicht sogar günstig auf die Erholung auswirken kann.“ Sie und Weigelt gingen davon aus, dass ein gutes Vorankommen bei der Arbeit am Wochenende dazu beiträgt, sich nach getaner Arbeit besser erholen zu können, z.B. leichter abzuschalten, sich besser zu entspannen und die Freizeit selbstbestimmter und sinnstiftender zu erleben.

Es kommt auf die Gründe an

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass es eine wichtige Rolle für die ‚Erholung durch Arbeit‘ spielt, warum man in der Freizeit arbeitet“, erläutert Oliver Weigelt, „opfern Personen einen Teil davon, weil sie etwa durch knappe Fristen oder Stichtage beruflich unter Druck stehen, erleben sie ihre Freizeit als weniger selbstbestimmt. Dagegen gibt ihnen z.B. intrinsisches Interesse an der Lösung eines arbeitsbezogenen Problems eher das Gefühl, die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln oder etwas dazuzulernen.“

„Unerledigtes erschwert das gedankliche Abschalten von der Arbeit in der Freizeit und regt zum Weiterarbeiten an. Gelingt es in der Freizeit, mit den unerledigten Aufgaben voranzukommen, kann man die verbleibende Freizeit umso mehr genießen“, fasst Christine Syrek zusammen.

Die Forschenden

Dr. Oliver Weigelt war während der Studie Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Arbeitsbereichs Arbeits- und Organisationspsychologie der FernUniversität in Hagen, inzwischen ist er an der Universität Rostock tätig. Dr. Christine Syrek, seinerzeit Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie der Universität Trier, ist ab 1. März Professorin für Wirtschaftspsychologie (Schwerpunkt Kommunikations- und Sozialpsychologie) an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Die Studie

Für ihre Studien befragten sie 83 Personen über 14 Wochen hinweg freitags nach noch unerledigten Aufgaben. Am darauffolgenden Montag ermittelten sie, ob die Studienteilnehmenden in ihrer Freizeit gearbeitet hatten und wie sie sich erholen konnten. Personen, die am Wochenende gearbeitet hatten, gaben auch die Gründe dafür an und wie sie mit ihrer Arbeit in der Freizeit vorangekommen waren, ob sie also z.B. unerledigte Aufgaben abschließen konnten.

Weiterhin erfassten Weigelt und Syrek vier Aspekte des Erholungserlebens: Abschalten von der Arbeit, Entspannung, erlebte Autonomie und Bewältigungserfahrungen. Damit konnten sie zum einen prüfen, inwieweit unerledigte Aufgaben am Ende der Arbeitswoche zu Arbeit in der Freizeit führen. Zum anderen war es aber auch möglich zu ermitteln, unter welchen Umständen sich die Arbeit in der Freizeit nachteilig auf die Erholung auswirkt und welche Aspekte des Erholungserlebens (besonders) beeinträchtigt werden.

Gerd Dapprich | 26.02.2018