„InDigiTrain“ mobilisiert die Weiterbildung

Das „umgekehrte Klassenzimmer“ aus einem Forschungsprojekt an der FernUniversität verändert auch die Lernprozesse für angehende Hygienefachkräfte in Krankenhäusern.


In einem Seminarraum zeigt eine Frau eine Beamer-Präsentation über eine Website. Foto: FernUniversität
Mit einem Klick startet Jessica Felgentreu (mi., stehend) aus dem Lehrgebiet Bildungstheorie und Medienpädagogik die neue Lernplattform am Essener Bildungsinstitut für Gesundheit.

„Inverted Classroom“ stellt auch die berufliche Weiterbildung im Gesundheitswesen auf den Kopf: Im „umgedrehten Klassenzimmer“ wird der Lernstoff zu Hause im Video- oder Audioformat vermittelt. Die Unterrichtszeit selbst wird dazu genutzt, das Erarbeitete gemeinsam zu diskutieren und die Inhalte so zu vertiefen. Die Voraussetzungen dafür: Teilnehmende an der Aus- oder Weiterbildung verfügen über Smartphone, Tablet oder Computer.

Das Essener Bildungsinstitut im Gesundheitswesen (BiG) hat sich für diese digitale Methode entschieden: Angehende Fachkräfte für Hygiene im Krankenhaus lernen ab sofort mit Smartphones und Tablets, mit denen sie auf eine mobile Lernplattform zugreifen. An der Schule für Logopädie der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Ennepe-Ruhr ist die mobile Lernplattform seit Ende 2017 im Einsatz. Beide Institutionen sind Verbundpartner im Projekt „Integriertes digitales Training“ („InDigiTrain“).

Die Konzeption und wissenschaftliche Begleitung für InDigiTrain liegen bei Prof. Dr. Claudia de Witt, Lehrgebiet „Bildungstheorie und Medienpädagogik“ an der FernUniversität in Hagen. „Ziel ist es, Lernen und Arbeiten – also Theorie und Praxis – stärker zu verzahnen und das sogenannte problemorientierte Lernen einzuführen“, beschreibt Prof. de Witt. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie den Europäischen Sozialfonds.

Eine weitere Idee dahinter: Sowohl die künftigen Hygienefachkräfte als auch die Logopädinnen und Logopäden sollen Lernprozesse mitgestalten und in die Lage versetzt werden, sich neue Lernstrategien anzueignen – etwa über die Methode „Inverted Classroom“. Das sorgt für Flexibilität. „Das ist insbesondere für Teilnehmer ein großes Plus, die sich berufsbegleitend zu Hygienefachkräften weiterbilden“, sagt Anne van Eimern, Fachbereichsleitung Hygiene am BiG. Außerdem fügt de Witt an: „Mobiles Lernen erleichtert den Zugang zu Themen, auch das Lernen im Präsenzunterricht wird abwechslungsreicher.“

Erste Eindrücke von der Lernplattform

„Über die Lernplattform wird die Interaktion und Kommunikation verbessert – auch nach Abschluss der Weiterbildung“, beschreibt Patrick Post, der sich zur Hygienefachkraft weiterbildet, seinen ersten Eindruck von der Lernplattform. „Die Alltagstauglichkeit wird sich in der Praxis zeigen.“

Auf die Medienvielfalt zum Lernen freut sich Kursteilnehmerin Maria Mollenhauer – und darüber, dass sie auf die eingestellten Lehrfilme zurückgreifen kann, um wiederum die eigenen Kolleginnen und Kollegen im Krankenhaus zu schulen. Außerdem sagt sie: „Der offene Lernprozess, das gemeinsame Erarbeiten spiegelt ganz gut die Weiterbildung wider, für die es keine vergleichbare Vorlage gibt.“

Anja Wetter | 01.02.2018