Digitalisierung nachhaltig gestalten – Interdisziplinäre Impulse

Der infernum-Tag 2018, zu dem die FernUniversität in Hagen und Fraunhofer UMSICHT eingeladen hatten, beleuchtete das ambivalente Verhältnis von Digitalisierung und Nachhaltigkeit.


Sechs Personen stehen vor einem Gebäude: Die Wissenschaftliche Leitung von infernum mit den ausgezeichneten Absolventinnen und Absolventen: (v.li.) Prof. Annette Töller, Ueli Gisiger, Dorothee Meyer-Kahrweg, Barbara Mittermeier, Thomas Bien und Prof. Görge Deerberg. Foto: Ilka Drnovsek
Die Wissenschaftliche Leitung von infernum mit den ausgezeichneten Absolventinnen und Absolventen: (v.li.) Prof. Annette Töller, Ueli Gisiger, Dorothee Meyer-Kahrweg, Barbara Mittermeier, Thomas Bien und Prof. Görge Deerberg.

Kann Digitalisierung den Weg in eine nachhaltige Zukunft unterstützen? Eine schwierige Frage, auf die es vielfältige Antworten gibt. Dies zeigte auch der infernum-Tag bei Fraunhofer UMSICHT in Oberhausen, auf dem jetzt Studierende sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik über die beiden Topthemen Digitalisierung und Nachhaltigkeit und ihr ambivalentes Verhältnis zueinander diskutierten. Im Fokus stand die Frage, wie die Digitalisierung gestaltet werden muss, um ihre Chancen für die Nachhaltigkeit zu nutzen und ihre Risiken zu minimieren.

Fächerübergreifender Austausch

Die Anbieter des Fernstudiengangs infernum (Interdisziplinäres Fernstudium Umweltwissenschaften), die FernUniversität in Hagen und Fraunhofer UMSICHT, bieten mit dem infernum-Tag regelmäßig ein Forum für fächerübergreifende Diskussionen zu aktuellen umweltwissenschaftlichen Fragen. Die wissenschaftliche Leitung von infernum, Prof. Dr. Görge Deerberg und Prof. Dr. Annette Elisabeth Töller, sowie der Abteilungsleiter der Fraunhofer Academy, Dr. Roman Götter, begrüßten die Besucherinnen und Besucher des infernum-Tages mit der Frage, ob und inwiefern der digitale Wandel den Weg in eine nachhaltige Zukunft beschleunigen kann.

Unter der Leitfrage „Smarte grüne Welt?“ beleuchtete der Soziologe Tilman Santarius die Umweltbilanz der digitalen Gesellschaft kritisch. Die klare Botschaft des Professors für Sozial-ökologische Gesellschaftstransformation an der TU Berlin lautete: „Digitalisierung kann und muss von Bürgern und Politik aktiv gestaltet werden – sonst führt sie einseitig zu mehr Wachstum, während die Umwelt und die Menschen auf der Strecke bleiben!“ Santarius präsentierte dafür eine Reihe von Leitprinzipien einer ökologisch-nachhaltigen „sanften Digitalisierung“.

Eine Frau zeichnet. Im Vordergrund sitzen Personen in Stuhlreihen: Illustratorin Silvia Dierkes dokumentiert die spannende Veranstaltung graphisch. Foto: Ilka Drnovsek
Illustratorin Silvia Dierkes dokumentiert die spannende Veranstaltung graphisch.

Digitalisierung: Chancen und Risiken

Nach dem Überblicksvortrag von Prof. Santarius thematisierte Dr. Daniel Kiel die Chancen und Risiken für Nachhaltigkeit aus Unternehmensperspektive. Kiel forscht als Ökonom an der Universität Erlangen-Nürnberg in einem interdisziplinären Forschungsprojekt zu Industrie 4.0 als nachhaltiges Modell industrieller Wertschöpfung. Er zeigte, dass die Verzahnung industrieller Produktion mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik sowohl für die ökonomische also auch für die ökologische und soziale Dimension von Nachhaltigkeit Chancen bietet. Ähnlich wie Santarius mahnte er jedoch an, dafür sowohl unternehmensseitig als auch gesellschaftspolitisch förderliche Rahmenbedingungen zu schaffen.

Prof. Dr. Görge Deerberg schloss die Vortragsreihe und präsentierte Chancen und Risiken digitaler Innovationen wie Smart Home und Smart Mobility aus Nachhaltigkeitsperspektive. Der stellvertretende Institutsleiter des Fraunhofer Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, der seit 2005 zum Wissenschaftlichen Leitungsduo des Studiengangs infernum gehört, lenkte den Blick insbesondere auch auf datenschutzbezogene Fragen und plädierte für eine gesellschaftliche Debatte über Datensouveränität in digitalisierten Zeiten.

Kontroverse Diskussion

In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden die Impulse aus allen drei Vorträgen noch einmal in der Gesamtschau betrachtet und miteinander in Beziehung gesetzt. Jana Rasch, Masterstudentin bei infernum, erklärte im Anschluss an die kontroverse Diskussion: „Es war spannend, so viele unterschiedliche Perspektiven auf das Thema Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu erleben!“

Am Nachmittag des Veranstaltungstages standen die infernum-Studierenden im Mittelpunkt. Thomas Bien, Barbara Mittermeier, Tina Schubert (in Abwesenheit), Ueli Gisiger und Dorothee Meyer-Kahrweg wurden für ihre hervorragenden Leistungen im Studiengang infernum ausgezeichnet. Dorothee Meyer-Kahrweg, die beste Absolventin des Studienjahres 2016/2017, stellte ihre Masterarbeit zur Vermeidung von Konflikten zwischen der Windenergienutzung und Naturschutzbelangen vor. „Es ist eine tolle Belohnung für all die Mühen eines berufsbegleitenden Studiums, hier heute vortragen zu dürfen“, freute sich Meyer-Kahrweg.

Alle Vorträge des infernum-Tags werden in Kürze auf dem Youtube-Kanal des Interdisziplinären Fernstudiums Umweltwissenschaften online abrufbar sein.

  • Das Interdisziplinäre Fernstudium Umweltwissenschaften infernum ist ein Angebot der FernUniversität in Hagen in wissenschaftlicher Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in Oberhausen unter dem Dach der Fraunhofer Academy. Mit dem Fernstudiengang infernum bündeln Fraunhofer UMSICHT und die FernUniversität in Hagen aktuelles und praxisnahes Wissen aus den verschiedenen Gebieten der Umweltwissenschaften und gewährleisten den Transfer von theoretischem Wissen in die Praxis und umgekehrt.

    Infernum wurde von der deutschen UNESCO-Kommission 2006, 2012 und 2014 als Offizielles Projekt der UN-Dekade »Bildung für nachhaltige Entwicklung« und 2016 als Netzwerk des UNESCO-Weltaktionsprogramms „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet sowie im Jahr 2014 vom Land NRW als »Ort des Fortschritts« gewürdigt.

Presse | 13.06.2018