Zugang zum Wissen der Welt

Seit 20 Jahren gibt es den Inforaum Hagen, der bei einer Feier gewürdigt wurde. Es gab auch etwas zum Sehen und Staunen, unter anderem eine glühende Gurke und fliegende Flaschen.


„Sind Bibliotheken überhaupt noch zeitgemäß?“ Diese Frage stellte die Rektorin der FernUniversität in Hagen, Prof. Dr. Ada Pellert, bei der Feier mit dem Motto „Bibliotheken fördern Wissen“ zum 20-jährigen Bestehen des Inforaums Hagen, den die Universität gemeinsam mit der Fachhochschule Südwestfalen und der Stadtbücherei Hagen trägt. Zum Schluss der Veranstaltung bewiesen „Die Physikanten“, dass Wissenschaft Spaß machen kann.

Sieben Personen stehen nebeneinander. Foto: FernUniversität
Der Inforaum Hagen geht auf eine Inititative von Dieter Schmauss (li.), Ingrid Tönges (Mitte) und Andrea Steffes (3.v.li.) zurück. Dafür dankten ihnen FernUni-Rektorin Prof. Ada Pellert (re.), Andreas Bialas (Verband der Bibliotheken NRW, 2.v.re.), Karin Michalke (FernUni-Bibliothek) und Christian Dabrowski (Leiter der FH-Südwestfalen-Bibliothek, 2.v.li.) herzlich.

Begonnen hatte die erfolgreiche Zusammenarbeit im Oktober 1998 als Eigeninitiative der damaligen Bibliotheksleitungen: Dieter Schmauss (FernUniversität), Ingrid Tönges (FH Südwestfalen) und Andrea Steffes (die auch heute noch Leiterin der Stadtbücherei Hagen ist). Der Inforaum Hagen garantiert den Menschen über Hagen hinaus seither größtmögliche Vielfalt und besseren Service bei der Informations- und Medienversorgung. Er schließt Bibliotheken und Informationseinrichtungen in Ennepe-Ruhr- und Märkischem Kreis ein. Nicht zuletzt profitieren davon ebenso die Studierenden und Lehrenden der FernUniversität.

Am 27. Juni 2005 besiegelten die Hochschulen und die Stadt die vorherige informelle Zusammenarbeit offiziell durch einen Vertrag.

Schnell suchen und finden

Alle Nutzerinnen und Nutzer profitieren unter anderem vom schnellen Suchen und Finden allgemein bildender wie wissenschaftlicher Informationen in den vernetzten Online-Katalogen, denn der Inforaum ist öffentlich. Somit stehen allen alle Angebote der drei Bibliotheken zur Verfügung: Fach- und allgemeine Literatur in Druck- und Online-Formaten, neue Medien, Webdienste, Datenbanken, Kataloge, Informationssammlungen, Internetzugänge und vieles mehr.

Ein Frau steht auf einem Podium vor einem Publikum. Foto: FernUniversität
Ingrid Tönges schilderte den zahlreichen Gästen, wie der Inforaum entstand und wie sie sich seine Zukunft vorstellt.

In ihrem Festvortrag ließ Ingrid Tönges diese Zeit noch einmal Revue passieren, gab aber auch einen Ausblick auf die Zukunft: „Die modernen Technologien eröffnen phantastische Möglichkeiten des Zugangs zu Medien und Literatur für jeden – Teilhabe für jeden Bürger ist eine gesellschaftliche Aufgabe.“ Doch werden Bibliotheken zukünftig überhaupt noch gebraucht? „Die Fähigkeit zu intellektuellen Leistungen und Kreativität sind unabdingbar für eine effiziente und effektive Recherche nach Information und Literatur und deren Umwandlung in Wissen“, ist sich Ingrid Tönges sicher: „Der Inforaum Hagen wird auch zukünftig seine Aufgaben als Bildungs- und Kultureinrichtung erfüllen und Ressourcen und Bildungsleistungen bündeln. Denn gemeinsam sind wir besser! So lange jährlich mehr Menschen Bibliotheken als Fußballstadien betreten und nutzen, spricht auch die ‚Abstimmung mit den Füßen‘ für die Bibliotheken und den Inforaum.“

Den Anschluss nicht verlieren

„Wofür stehen Bibliotheken?“ Für die FernUni-Rektorin Prof. Dr. Ada Pellert sicher für Bücher, eher aber noch „für den Zugang zum Wissen“. Die Hinleitung zum Wissen ändere sich ebenso wie die Medien: „Die Fachleute, die mir zeigen, wie ich an das Wissen herankomme, wie ich damit arbeite und wie ich es bewerte, haben eine aktuellere Aufgabe denn je. Der Besuch einer Bibliothek ist für jeden von uns die Möglichkeit, einen Zugang zum Wissen der Welt zu haben.“ Heute gehe es darum, darüber nachzudenken, wie man in einer stark wissensbasierten Umgebung den Anschluss nicht verliere. Bibliotheken haben, so Prof. Pellert, also auch heute eine ganz zentrale Aufgabe, wenn es darum gehe, dass „diese Gesellschaft nicht auseinanderfällt und wir noch gut miteinander reden können“.

Auf diese gesellschaftliche Bedeutung der Bibliotheken ging auch Andreas Bialas, Präsident des Verbandes der Bibliotheken NRW e.V., an: „Bibliotheken sind Bollwerke und Basiscamps der Demokratie und wichtig für die Sicherung unserer demokratischen Grundordnung. Unser Staat begreift die Vermittlung von Bildung und Kultur als eine eigene Aufgabe und zahlt dafür.“ Das sei, weltweit gesehen, keineswegs selbstverständlich. „Wir tun es aus der Überzeugung, dass Bildung, die Auseinandersetzung mit Kultur und Bildung und die Fähigkeit, die vielfach angebotenen Medien zu nutzen, zu etwas Wichtigem beitragen: der Entfaltung der Persönlichkeit des Einzelnen und der stetigen Entwicklung einer solidarischen und gerechten Gesellschaft unterschiedlichster und freier Individuen innerhalb eines friedlichen Gemeinwesens.“

„Bibliotheken sind mehr als Regalreihen mit verstaubten Büchern – sie können auch gefährliche Brutstätten des Geistes sein!“ hatte bereits die Direktorin der Universitätsbibliothek, Karin Michalke, in ihrer Begrüßung betont. Aber auch: „In Bibliotheken findet sich viel Wissen und das Fördern von Wissen macht viel Spaß. Noch viel mehr, wenn man es gemeinsam tun kann.“

Glühende Gurke und fliegende Flaschen

Dass Physik Spannung – und nicht nur elektrische Spannung – machen kann, bewiesen zum Abschluss der Veranstaltung „Die Physikanten“ auf humorvolle Weise mit spektakulären Experimenten: durch eine Menschenkette geleiteter Strom brachte einen Lautsprecher zum Klingen, gasgefüllte PET-Flaschen stiegen raketenartig auf und eine Gurke glühte wie eine Lampe, und vieles mehr.

Ein Mann in weißem Kittel hantiert an einem Tisch, auf dem Plastikflaschen auf einem Gestell stehen. In einer explodiert gerade ein Gasgemisch, so dass sie gleich nach oben fliegt. Eine andere Flasche fällt gerade wieder von der Raumdecke nach unten. Foto: FernUniversität
Vorsicht, Flasche von oben: Während eine der Flaschen bereits den Rücksturz zur Erde eingeleitet hat, setzt die nächste zum Start an. Die Experimente der „Physikanten“ waren nicht nur lehrreich, sondern auch unterhaltsam.
Gerd Dapprich | 26.10.2018