Forscherin mit MINT-Gen: Jun.-Prof. Dr. Lena Oden

Sie ist über Physik und Elektrotechnik zur Technischen Informatik gekommen: Lena Oden liegen die Naturwissenschaften und die Forschung dazu im Blut.


Frau am Rechner Foto: FernUniversität
Kein Supercomputer, aber eine moderne Ausstattung: Jun.-Prof. Lena Oden richtet ihr Büro im IZ noch ein.

Supercomputer sind ihre Spezialität. Wie die leistungsstärksten Rechenmaschinen noch besser nutzbar und anwendungsorientierter einsetzbar sind, daran arbeitet sie am liebsten. „Ich will sowohl Computer als auch Programme bis ins Detail verstehen, um die Effizienz von Hard- und Software zu maximieren.“ Jun.-Prof. Dr. Lena Oden geht den Dingen im Dienst der Simulationswissenschaften gern auf den Grund – zuletzt im renommierten Forschungszentrum Jülich in einem der wichtigsten EU-Projekte mit 120 Kooperationspartnern, dem „Human Brain Project“.

Die 34-Jährige hat seit Oktober die erste Junior-Professur mit Tenure Track in der Fakultät Mathematik und Informatik der FernUniversität in Hagen inne, für den Bereich Technische Informatik. Das MINT-Gen liegt in der Familie: Lena Oden hat sieben Geschwister, von denen vor allem ihre Schwestern ebenfalls mathematisch-naturwissenschaftlich orientiert sind. Kein Wunder, der Vater ist Ingenieur, die Mutter Chemikerin.

Starke Frauen

Die FernUniversität kannte sie bereits über ihre Großmutter, die mit 37 Jahren erst studierte und anschließend in Psychologie promovierte: Sie belegte Kurse an der FernUni zur persönlichen Weiterbildung. „Wir sind eine Familie mit starken Frauen“, lacht Oden. Ihr selbst wurde erst beim Schulwechsel in die Oberstufe bewusst, wie ungewöhnlich ihr naturwissenschaftliches Interesse als Frau war. Im Leistungskurs Physik saß sie als einziges Mädchen unter 29 Jungen. „Bis dahin war es für mich immer normal, zu Hause sowieso und bis zur Mittelstufe hatte ich ausschließlich Physiklehrerinnen“, erzählt sie.

Platine mit CPU-Prozessor Foto: teekid/iStock/Getty Images
Kleines, leistungsstarkes Bauteil: ein CPU-Prozessor

Oden studierte Elektrotechnik an der RWTH Aachen. Hier war das Geschlechterverhältnis ungefähr 1:9. Sie ist überzeugt, dass die FernUniversität vor allem im MINT-Bereich für Frauen interessant ist. „Ich glaube, dass die besonderen Lernformen an der FernUniversität gerade auch Frauen ansprechen, die sich an einer Präsenzhochschule nicht so wohl fühlen. Oder auch die, die erst im Laufe ihrer Karriere feststellen, dass Informatik oder Mathematik ihnen Spaß macht.“ Am Forschungszentrum Jülich war die Forschungsgruppe fast paritätisch besetzt. „Das lag auch an den Neurowissenschaften“, sagt Oden, die die Arbeit in der durchmischten Gruppe sehr schätzte.

Von der Technik zum Programmieren

Über die E-Technik kam sie zur Informatik, entdeckte im Studium überhaupt erst ihren Spaß am Programmieren. Im Hauptstudium konzentrierte sie sich auf die Fächer in der Technischen Informatik und promovierte am Fraunhofer Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik in Kaiserslautern und der Universität Heidelberg in Informatik. „Von Mathe war ich immer schon begeistert. Das hilft. Im Informatik-Studium gibt es viele, die programmieren können und sich über den Anteil an Mathe wundern“, sagt Oden. „Man muss lernen, auf eine gewisse Art zu denken.“ Ihr steckt es zudem im Blut.

Während ihrer zweijährigen Postdoc-Stelle im Bereich Runtime Systems und Programmier-Modelle für Hochleistungsrechner blieb sie der Forschung treu: am Argonne National Laboratory, einem Forschungslaboratorium in Chicago/USA. „Das war eine sehr fruchtbare Zeit unter internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.“ Als der Wunsch wuchs, nach Deutschland zurückzukehren, lockte sie zunächst die Industrie. Sie entschied sich abermals für die Forschung – und wechselte statt zu einem Grafikkartenhersteller zum Forschungszentrum Jülich.

Ich glaube, dass die besonderen Lernformen an der FernUniversität gerade auch Frauen ansprechen.

Jun.-Prof. Dr. Lena Oden

Dort war sie vor allem in EU-Projekte eingebunden, zuletzt ging es um Applikationen aus den Neurowissenschaften: um „Deep Learning“. „Meine Aufgabe war es, die Kommunikation des Supercomputers zu verbessern, der aus vielen miteinander verbundenen Rechner besteht“, beschreibt sie. An den hochauflösenden Fotos von menschlichen Gehirnen, die für die Forschung im „Human Brain Project“ benötigt werden, „hatten ohne unsere Optimierungen sogar die Systeme in Jülich Schwierigkeiten“. In Jülich laufen die deutschlandweit schnellsten Hochleistungsrechner für interdisziplinäre Forschung in den Bereichen Gesundheit, Energie und Umwelt.

Raum für eigene Ideen

„Das war eine sehr spannende Zeit, aber ich wollte einerseits mehr Raum für eigene Ideen und andererseits mein Wissen auch an Studierende weitergeben“, zieht sie Bilanz. Derzeit konzentriert sie sich auch auf die Lehre, hat zwei Veranstaltungen für das Wintersemester in der technischen Informatik übernommen und wird eigene Lehrveranstaltungen konzipieren. Unterstützung bekommt sie dabei insbesondere von Prof. Dr. Wolfram Schiffmann und Prof. Dr. Jörg Keller. „Das ist sehr hilfreich. Die Zusammenarbeit im Fachbereich funktioniert super“, bemerkt Oden.

Anja Wetter | 07.11.2018