Schicksale von Verschleppten im Zweiten Weltkrieg

Das Archiv des Instituts für Geschichte und Biographie der FernUniversität und die russische Checkov-Hochschule kooperieren bei der Aufarbeitung von Zwangsarbeiter-Interviews.


Um die Schicksale russischer Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter geht es bei einem Projekt der Hochschule A.P. Checkov im südrussischen Taganrog, dem Ge-Denkzellen-Verein und der Friedensgruppe Lüdenscheid. Während des Zweiten Weltkrieges wurden aus Taganrog und Umgebung rund 27.000 meist sehr junge Menschen nach Deutschland verschleppt. Ihren Schicksalen spüren Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und Geschichtsstudierende der Hochschule nach. In einer zweisprachigen Ausstellung soll 2021 in Taganrog und in seiner südwestfälischen Partnerstadt Lüdenscheid anhand 20 exemplarischer Schicksale gezeigt werden, was die Verschleppten erdulden mussten.

Foto: FernUniversität
Das IGB-Team erläuterte den russischen Gästen, wie sie die Unterlagen des Archivs erreichen und nutzen können.

Im Rahmen ihrer Recherchereise nach Deutschland besuchte die Forschungsgruppe unter Leitung von Dr. Valentina Aggeeva und Dr. Viktor Kulikov auch das Institut für Geschichte und Biografie (IGB) der FernUniversität in Hagen. In dessen Archiv „Deutsches Gedächtnis“ befinden sich rund 600 Interviews mit ehemaligen russischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. Darunter sind auch etwa 20 Interviews mit damals aus Taganrog Verschleppten, die 1993 Lüdenscheid besucht hatten. Die russischsprachigen Dokumente sind jedoch kaum übersetzt. Im Rahmen des Besuchs vereinbarten das FernUni-Institut und die russischen Gäste daher, dass diese die Gesprächsaufnahmen übersetzen und die Übersetzungen dem IGB zur Verfügung stellen werden. Dafür erhielten sie Zugang zum IGB-Onlinearchiv und lernten, damit umzugehen. Das Hagener Institut und die russische Hochschule wollen die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit auf einer russischen Online-Plattform zugänglich machen.

Taganrog ist heute mit rund einer Viertelmillion Einwohnerinnen und Einwohnern ein bedeutendes Wirtschafts- und Kulturzentrum Südrusslands.

Gerd Dapprich | 07.06.2019