„Gemeinsam sind wir stark”

Interview mit der neuen Kanzlerin Birgit Rimpo-Repp – über Ideen und Pläne für die FernUniversität, Chancen der Digitalisierung und ihren eigenen Führungsstil.


Foto: FernUniversität
Birgit Rimpo-Repp

Liebe Frau Rimpo-Repp, was hat Sie dazu bewogen, sich für das Amt der Kanzlerin an der FernUniversität zu bewerben?

Rimpo-Repp: Ich wollte mich beruflich noch einmal verändern und habe eine Universität gesucht, bei der ich mir vorstellen konnte, dass mir die Arbeit Spaß machen würde. Die FernUniversität ist ja eine ganz besondere Einrichtung, die einzige ihrer Art in Deutschland und das ist für mich eine Herausforderung, der ich mich gerne stellen möchte.

Was macht die FernUniversität für Sie so besonders?

Rimpo-Repp: Das Besondere macht für mich aus, dass es an der FernUniversität auch Menschen möglich ist zu studieren, die aus verschiedensten Gründen nicht in der Lage sind, permanent an der Universität präsent zu sein. Beispielsweise Menschen mit Handicap, Menschen mit Familie, Menschen, die im Berufsleben stehen, die Leistungssport machen. An der FernUniversität ist das, anders als an Präsenzhochschulen, der Normalfall. Das ist eine tolle Herausforderung, diesen Menschen zu ermöglichen, ein Studium zu absolvieren und sie dabei gut zu betreuen.

Sie waren zuletzt als Kanzlerin in Furtwangen, aber auch schon zuvor in unterschiedlichen Funktionen im Hochschulmanagement tätig. Von welchen Erfahrungen können Sie in Ihrem neuen Amt an der FernUniversität besonders profitieren?

Rimpo-Repp: Alle beruflichen Stationen, die ich durchlaufen habe, hatten ihre Besonderheiten, und ich habe überall Erfahrungen gemacht, die mir im weiteren Berufsleben geholfen haben und auch jetzt an der FernUni helfen werden. Im Besonderen gilt das sicher für die letzten fast sechs Jahre, wo ich an der Hochschule Furtwangen bereits als Kanzlerin tätig war, so wie jetzt in Hagen.

Wichtig ist, dass die Fernstudierenden einen guten Service bekommen, und der hat auch mit Digitalisierung zu tun.

Birgit Rimpo-Repp

Vor allem von den Erfahrungen im Bereich der Finanzverwaltung, des Personalwesens oder auch der Arbeitssicherheit, die ich dort gesammelt habe, kann ich an der FernUniversität profitieren. Eine große Herausforderung in Furtwangen war die räumliche Verteilung: Die Hochschule hat im Augenblick drei Standorte und noch zwei Außenstellen, deshalb musste ich von Anfang an sehr stark auf digitale Möglichkeiten setzen. Diese Erfahrungen werden mir an der FernUni sehr helfen, weil ich vorhabe, im Bereich der Digitalisierung einiges voranzubringen.

Kanzlerinnen und Kanzler haben häufig eine juristische oder betriebswirtschaftliche Ausbildung. Sie sind Mineralogin. Was kann man denn aus dem Studium der Steine für das Management einer Hochschule lernen?

Rimpo-Repp: Unabhängig von der Fachrichtung kann man ein Studium nur dann erfolgreich absolvieren, wenn man es relativ schnell lernt, zielstrebig an einer Sache dranzubleiben, sich sehr vertieft auch mit einzelnen Themen zu beschäftigen und ein Stück weit hartnäckig zu sein. Was ich darüber hinaus im naturwissenschaftlichen Studium gelernt habe, ist eine sehr genaue Analyse der Probleme, bevor ich mich einer Lösung zuwenden konnte.

Ich habe nicht nur „Steine“ studiert, sondern eine relativ breite naturwissenschaftliche Ausbildung mit der Mineralogie gemacht. Ich habe im Studium unter anderem auch Programmieren gelernt, das dafür nötige Zerlegen von Problemen in kleine Bausteine hat mir später im Berufsleben sehr geholfen. Und ich habe von Anfang an versucht, digitale Möglichkeiten einzusetzen, deshalb habe ich ein gewisses Verständnis für die digitale Welt.

Birgit Rimpo-Repp

Seit Oktober 2019 ist Birgit Rimpo-Repp Kanzlerin der FernUniversität in Hagen. Sie verfügt über vielfältige Erfahrungen im Hochschulmanagement, zuletzt als Kanzlerin der Hochschule Furtwangen. Dort führte sie zahlreiche digitale Verwaltungsprozesse ein und initiierte gemeinsam mit anderen Hochschulen die Einführung eines SAP Campusmanagement-Systems mit dem Ziel, Verwaltungsprozesse zu standardisieren.

Wie sehen Ihre Ideen und Pläne für die FernUniversität aus?

Rimpo-Repp: Ein wichtiger Punkt ist die Verbesserung der Finanzgrundlage. Die FernUni gehört sicher nicht zu den am schlechtesten ausgestatteten Hochschulen der Republik, aber auch nicht zu denen, die am besten finanziert sind. Ich möchte Frau Pellert gerne in ihren Ideen unterstützen, zusätzliche Finanzquellen zu erschließen, denn da haben wir ähnliche Vorstellungen. Ich glaube, dass ich dazu beitragen kann, dass die Finanzgrundlage am Ende meiner Amtszeit ein wenig besser ist als heute. Die Grundfinanzierung ist dabei elementar, aber ich glaube schon, dass es darüber hinaus auch wichtig ist, zusätzliche Drittmittel einzuwerben. Dafür müssen die Lehrenden und Forschenden in der Lage sind, erfolgreich Drittmittelanträge zu stellen. Ich würde gerne daran arbeiten, die Rahmenbedingungen dafür zu verbessern.

Verbesserung der Finanzgrundlage: Denken Sie dabei auch an eine Beteiligung des Bundes oder anderer Bundesländer?

Rimpo-Repp: Ja, aber ich glaube nicht, dass das alles ist. Es gibt auch noch andere Möglichkeiten, zusätzliches Geld an die FernUniversität zu holen: Man kann beispielsweise über neue Konzepte der akademischen Weiterbildung nachdenken, die kostenpflichtig sein kann. Ich würde auch versuchen, Sponsoren zu gewinnen und nach weiteren Finanzierungsmöglichkeiten Ausschau halten.

Sie haben die Digitalisierung angesprochen. Wo möchten Sie da im Bereich der Hochschulverwaltung ansetzen?

Rimpo-Repp: Für mich ist im Bereich der Verwaltung vor allem wichtig, dass die Prozesse einfach und zügig funktionieren und nachvollziehbar sind. Das ist zunächst unabhängig von der Digitalisierung. Ich werde mir deshalb erst einmal einen Überblick über die Arbeit der Verwaltung verschaffen um dann mit den Beteiligten zu schauen, mit welchen Projekten wir die Prozesse vereinfachen und verbessern können und welche wir in digitale Prozesse umsetzen können. Was nicht heißt, dass ich alles digitalisieren will. Es gibt sicherlich noch Prozesse, bei denen das nicht sinnvoll ist. Das muss man sich im Einzelfall anschauen und dann mit den Dingen beginnen, wo die Digitalisierung den größten Mehrwert bietet, wo es für die Menschen in der Verwaltung eine Entlastung und für die Nutzenden mehr Service gibt.

In welchen Bereichen können Sie als Kanzlerin die Fernlehre und die Studierenden unterstützen?

Rimpo-Repp: Wichtig ist, dass die Fernstudierenden einen guten Service bekommen, und der hat auch mit Digitalisierung zu tun. Sie sollten die Möglichkeit haben, den größten Teil der Dinge, die sie mit der FernUni regeln müssen, digital zu regeln. Nicht nur die verwaltungsnahen Dinge müssen gut zu erledigen sein, sondern auch das Studium sollte sehr gut durch digitale Medien unterstützt werden. Dafür braucht es technische Voraussetzungen, dafür braucht es Personal an der Uni und dafür braucht es Konzepte. Ich möchte dazu möglichst viel seitens der Verwaltung beitragen.

Wie würden Sie sich als Führungskraft beschreiben, an welchen Grundsätzen orientieren Sie sich?

Rimpo-Repp: Zunächst einmal bin ich nicht nur Führungskraft und Vorgesetzte, sondern auch Mensch. Ich gehöre nicht zu den Führungskräften, die der Auffassung sind, dass sie alles besser wüssten. Ich bin auch in der Lage, Fehler einzugestehen. Das Schöne in unserem Job ist ja, es stirbt niemand, wenn wir einen Fehler machen, und die allermeisten unserer Fehler sind irgendwie wieder geradezubiegen. Ich fördere gute Leute gerne, ich fordere aber auch. Ich mache klare Ansagen, erwarte aber auch, dass mir die Mitarbeitenden eine ehrliche Rückmeldung geben, ob das, was ich an Ideen habe, auch umsetzbar ist.

Für ein offenes Wort und für Kritik bin ich empfänglich. Ich versuche, die Kolleginnen und Kollegen fair zu behandeln und das, was ich tue, möglichst transparent zu machen. Ich versuche, andere immer so zu behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte. An Hochschulen habe ich vielfach erlebt, dass es ein Stück weit zum guten Ton gehört, auf die Verwaltung zu schimpfen. Die Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung machen genauso ihren Job und es gibt dort genauso viele gute und weniger gute Beschäftigte wie im Wissenschaftsbereich.

Deswegen ist es mir wichtig, dass die Menschen im Verwaltungsbereich genauso viel Wertschätzung für ihre Arbeit bekommen wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Was mir als Chefin besonders wichtig ist, dass ich auch in schwierigen Situationen den Kolleginnen und Kollegen Rückendeckung gebe. Gemeinsam sind wir stark.

Frau Rimpo-Repp, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Stephan Düppe | 01.10.2019